LICHTENSTEIN/TROCHTELFINGEN/TÜBINGEN. Gleich drei Gewinner aus der Region hat Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, vor Kurzem im Rahmen des Landeswettbewerbs »Baden-Württemberg blüht« ausgezeichnet. Zum wiederholten Mal konnte dabei die SOKO Steigbergsteigle aus Lichtenstein einen Preis einheimsen. Die Firma Albgold aus Trochtelfingen wurde ausgezeichnet für die Förderung der Biodiversität im Hartweizenanbau und die Universität Tübingen für ihre Initiative »Bunte Wiese – für mehr Artenvielfalt im öffentlichen Grün«.
»Ich freue mich über die zahlreichen Bewerbungen, die vielfältigen und außergewöhnlichen Ideen zur Stärkung der Biodiversität im Land und das außerordentliche Engagement der Teilnehmenden«, sagte der Minister anlässlich der Preisverleihung im Kloster Bebenhausen.
Mehr als 130 Bewerbungen von Städten, Gemeinden, Schulen, Kindergärten, Verbänden, Vereinen, Unternehmen und weiteren Akteuren sind beim Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz 2019 eingegangen. Die Projekte reichten von der Anlage von Blühflächen über biodiversitätsstärkende Maßnahmen in Schul- und Kindergärten, die Errichtung von Naturlehrpfaden, die Anlage und Pflege von Biotopen bis hin zur Erhaltung von Streuobstbeständen. Sie alle hatten den Erhalt der biologischen Vielfalt im Land zum Ziel.
Ausgezeichnet wurden jetzt zehn Gewinner, die sich jeweils über ein Preisgeld in Höhe von 2 500 Euro freuen können. Darüber hinaus gibt es drei Sonderpreisträger, die ein Preisgeld in Höhe von 1 500 Euro erhalten. »Der Schutz unserer Arten ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es gibt bereits viele Ideen und Initiativen, die vorbildlich sind. Dies hat unser Wettbewerb gezeigt. Wir wollen mit den ausgewählten Projekten Beispiele aufzeigen und Anregungen geben, was jeder in seinem Umfeld für den Erhalt der Artenvielfalt leisten kann«, betonte der Minister.
Die Gewinner des Wettbewerbs wurden von einer Fachjury gekürt, bestehend aus zwölf Vertreterinnen und Vertretern von Verbänden, aus der Wissenschaft und der Verwaltung. Bei der Auswahl der Gewinner hat die Fachjury insbesondere die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren, die Pflege und Unterhaltung bereits vorhandener Maßnahmen und Projekte, die Maßnahmen und Konzepte zur Stärkung der biologischen Vielfalt, die Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung sowie die fachliche Eignung der jeweiligen Projekte bewertet.
Die SOKO Steigbergsteigle pflegt gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern – Grundschule Lichtenstein, Arbeitskreis Asyl Lichtenstein, Christian-Morgenstern-Schule Reutlingen, Hohensteiner Weidelamm, Landschaftserhaltungsverband Reutlingen, RANA Reptilien Amphibien Neckar-Alb sowie weiteren Ehrenamtlichen – eine von Sukzession bedrohte Wacholderheide sowie einen Kalkmagerrasen, um diese Lebensräume zu erhalten. Da die Flächen seit den 1950er-Jahren nicht mehr beweidet werden, breiten sich zunehmend Sträucher und Bäume aus und verdrängen damit die für diese Lebensräume typischen Pflanzen- und Tierarten. Das Projekt startete vor zehn Jahren. Seitdem sind rund ein Hektar Kalkmagerrasen oder Wacholderheide wiederhergestellt worden.
Dank der regelmäßigen Pflegemaßnahmen der SOKO Steigbergsteigle hat sich auf den Flächen zum Beispiel wieder der Kreuzenzian angesiedelt, der wiederum eine wichtige Nahrungspflanze für den in Baden-Württemberg stark gefährdeten Kreuzenzian-Ameisenbläuling darstellt. 2018 konnten erstmals wieder die rund einen Millimeter großen, weißen Eier des Schmetterlings auf den Flächen nachgewiesen werden.
In Kooperation mit der Bodensee-Stiftung und dem Institut für Agrarökologie und Biodiversität (ifab) Mannheim setzt die Alb-Gold Teigwaren GmbH seit 2018 das Projekt »Förderung der Biodiversität im Hartweizenanbau« um. Acht landwirtschaftliche Betriebe beteiligen sich freiwillig an verschiedenen Maßnahmen zur Stärkung der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft. Beispielsweise werden mehrjährige Blühflächen und -streifen mit mindestens zehn Metern Breite angelegt. Diese Flächen bieten Insekten, Feldvögeln sowie Niederwild ganzjährig Nahrung und Rückzugsräume.
Extensive Ackerflächen mit größerem Saatreihenabstand, verringerter Aussaatstärke, reduzierter Düngung und Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel tragen zur Erhaltung seltener Ackerwildkräuter bei. Für den Mehraufwand und den Ertragsverlust durch diese Maßnahmen erhalten die Landwirte Ausgleichszahlungen von Albgold.
Die »Bunte Wiese« ist eine Initiative zur Förderung der Artenvielfalt auf öffentlichen Grünflächen, die Studierende und Mitarbeiter der Universität Tübingen 2010, im Jahr der Biodiversität, gegründet haben. Sie setzt sich für ein nachhaltiges Pflegekonzept für öffentliche Parks und Grünanlagen in Tübingen ein. Gemeinsam mit der Stadt und dem Amt Tübingen von Vermögen und Bau Baden-Württemberg werden bestehende Maßnahmen überdacht und verbessert. (fm)