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Für die Fitness und das Seelenheil

Der Kurs für Line-Dance der Eldorado Phoenix Dancers und der Albvereins-Ortsgruppe Eningen übertrifft die Erwartungen.

Iris Funkler (vorn) freut sich über ihre begeisterten Line-Dancer im Anfängerkurs – im Alter zwischen 27 und 79 Jahren.foto: lei
Iris Funkler (vorn) freut sich über ihre begeisterten Line-Dancer im Anfängerkurs – im Alter zwischen 27 und 79 Jahren.foto: leippert Foto: Ottmar Leippert
Iris Funkler (vorn) freut sich über ihre begeisterten Line-Dancer im Anfängerkurs – im Alter zwischen 27 und 79 Jahren.foto: leippert
Foto: Ottmar Leippert

PFULLINGEN. Romantische Westernmusik mit Gitarren und Mundharmonika gespielt, gibt den Takt vor, die Teilnehmer - gewandet in blaue Jeans, glitzernde Westen und große schwarze Hüte, Cowboystiefel à la John Wayne vervollständigen das perfekte Bild. Nun ja, so stellt sich der Außenstehende die Sportart vielleicht vor – aber weit gefehlt. Die Leute tragen Trainingskleidung und Turn-, Gymnastik- oder Tanzschuhe. Die Verwirrung wird noch größer, als plötzlich moderner Pop, deutscher Schlager oder griechischer Sirtaki erklingen. »Ja, damit rechnen die wenigsten«, sagt Iris Funkler und lacht herzerfrischend.

Für viele sei Line-Dance nur mit den oben genannten Dingen verbunden. Dabei sei diese Tanzart eigentlich die älteste der Tanzformen überhaupt. »Einfach ein Gruppentanz, bei dem alle bei wechselnder Musik in Reihen die gleichen Schritte absolvieren.« Schon der Reigen des Altertums sei ein Linien-Tanz gewesen, »aber auch bei sämtlichen Naturvölkern sind genau solche Tänze zu beobachten«, erklärt die lizenzierte Tanztrainerin und Ausbilderin. Zum Line-Dance gehörten vielfältige Schrittelemente aus Ballett, Standardtanz, Irish Dance, Volkstanz und vielen anderen Tanzarten.

Weil es immer mehr Nachfrage gab, hatte der Pfullinger Verein »Eldorado Phoenix Dancers« in Kooperation mit der Albvereinsortsgruppe Eningen im Frühjahr mal wieder einen Schnupperabend ausgeschrieben. Die Ausrichter hatten allerdings keine Ahnung, wie groß das Interesse sein würde. »Uns hot’s an dem Abend regelrecht umghaua«, erinnert sich Funkler, die gemeinsam mit Petra Hauser vom Albverein die Idee eines Testlaufs hatte. »Wir hatten mit zehn, vielleicht 15 Interessierten gerechnet.«

Gekommen sind jedoch fast fünfzig Neugierige, von denen sich sage und schreibe 43 Personen, darunter fünf Männer, zwischen 27 und 79 Jahren für den Anfängerkurs angemeldet haben. Der läuft seitdem jeden Donnerstagabend in der Turnhalle des Friedrich-Schiller-Gymnasiums.

»Die Stimmung zwischen Alt und Jung ist extrem gut«

»Wir beginnen mit einem Grapevine rechts«, gibt Funkler nach dem üblichen Aufwärmen ihr Kommando: »Fünf, sechs, sieben, acht« und schon setzt sich die Gruppe in Bewegung. Ein Schritt nach rechts, der linke Fuß kreuzt hinter dem rechten, der macht erneut einen Schritt nach rechts und der linke schließt mit einem kleinen Stampfer.

»In der Zwischenzeit kennen alle schon einige der grundlegenden Schrittfolgen«, lobt die Tanzlehrerin, achtet dabei aber gleichzeitig auf die Ausführung. »Mir liegt das Wohlergehen der Tänzer nämlich sehr am Herzen«, vor allem in Bezug auf Gelenke und Kreislauf, weshalb sie schwierige Schritte genau erklärt, »damit man der Gesundheit nicht schadet«. Das Tanztraining trage dazu bei, dass das Gedächtnis gefordert, Balance, Orientierung und Reaktionsfähigkeit geübt werden. Dass Leute bis ins hohe Alter mitmachen, freut Funkler sehr.

»Die Senioren finden es total cool, dass sie gemeinsam mit jungen Leuten so tanzen können, die Jüngeren freuen sich, dass Ältere dabei sind und sie selbst deshalb nicht so unter Leistungsdruck stehen.« Deswegen herrsche auch eine völlig entspannte Atmosphäre.

Das kann Julia nur bestätigen. »Die Stimmung zwischen Alt und Jung ist extrem gut.« Auch gefalle ihr, dass sie, obwohl sie schon viele Jahre Line-Dance mache, trotzdem ganz neue Tänze erlerne, so die 27-Jährige. Durch die Ankündigung im GEA sei er auf diesen Kurs aufmerksam geworden, sagt der 75-jährige Karl. Da habe er gedacht, er habe jetzt das Alter und sollte etwas für seinen Kopf und seine Gelenke tun.

»Ja und so was habe ich noch nie erlebt, die Iris begeistert mich als Trainerin total«, so der Senior schmunzelnd. Den Teilnehmern werde »eine riesige Freude am Tanzen vermittelt«, weshalb er selbstverständlich einen Aufbaukurs machen werde.

Line-Dance mache ihr an sich schon Spaß, erklärt Petra, die vor einigen Jahren schon mal bei einer Gruppe dabei war. Sehr positiv aufgefallen in diesem Kurs sei ihr, »dass die Iris genau guckt, was wir mit unseren Füßen machen«, so die 64-Jährige. »I probier's oifach mal«, hatte sich Jutta, 72 Jahre, gesagt. »Schließlich ist das ja eine völlig andere Art zu tanzen, wie ich sie kenne.« Dass die Gruppe so bunt gemischt ist, findet die ehemalige Altenhilfe-Fachberaterin des Landratsamtes sehr schön. Sie sei »genötigt« worden zu kommen, so Petras Schwester Sonja, 70 Jahre, mit einem Grinsen. »Dia hend jo denkt, ’s kommet et so viele Leut.«

»Trotz der körperlichen Erschöpfung kann ich hier mittanzen«

Carmen hat noch einen weiteren Grund, mitzutanzen und auch beim folgenden Fortgeschrittenenkurs auf jeden Fall dabei zu sein. »Es tut der Psyche einfach richtig gut«, meint die 51-Jährige, die an Brustkrebs erkrankt war und durch zwei Operationen und Bestrahlungen schon ziemlich viel erdulden musste. »Aber trotz der starken Nervenschädigungen, die ich durch eine Chemotherapie bekommen habe, und körperlicher Erschöpfung kann ich hier mittanzen und dabei abschalten«, bekräftigt sie. »Das können andere Betroffene mit Sicherheit auch schaffen«, empfiehlt sie Line-Dance deswegen auch anderen Krebskranken.

Gerade diese Entspanntheit bei den Teilnehmern sei ein wichtiger Grund, weshalb sich die Gruppe auch außerhalb des Trainings - etwa zum Grillen, beim Kaffeeklatsch oder einfach zum Feiern - treffe, fügt Iris Funkler an. Gerne würde sie im nächsten Jahr noch mal einen Anfängerkurs anbieten. »Aber nur, wenn uns die Stadt noch einen Raum dafür gibt.«

Jetzt üben die Teilnehmer für einen kleinen Auftritt. »Bei einer Charity-Veranstaltung im Oktober dürfen wir tanzen«, freut sich Funkler für die Gruppe. (GEA)