PFULLINGEN. Das Arbachtal in seiner Schönheit zu erhalten, ist die Herzensangelegenheit der rund 50 Pfullinger und Eninger, die in der vergangenen Woche zur Gründung der Bürgerinitiative »Rettet das Arbachtal« zusammengekommen sind. Das teilt Johann Kuttner vom Netzwerk Mensch und Natur mit, der zu dieser Gründungsversammlung eingeladen hatte. Vorangegangen war vor einigen Wochen eine Arbachtal-Begehung, bei der Kuttner besonders auf die Gebiete aufmerksam gemacht hatte, die im Entwurf des Flächennutzungsplans (FNP) des Nachbarschaftsverbands Reutlingen-Tübingen für eine mögliche Bebauung in der Zukunft vorgesehen sind.
»Ich gehöre zu den Burgweglern, die hier aufgewachsen sind. Die als Kinder auf den Feldern und Wiesen gespielt haben, in den Heuschobern herumgekrabselt sind. Mir würde es wehtun, zuzuschauen, wie die Natur dort zugrunde geht.« Das war eins von vielen Statements der Teilnehmer. Andere würden bei ihren Spaziergängen den roten Milan, die Fledermäuse und Eisvögel, vor allem aber auch die blühenden Wiesen »schmerzlich« vermissen.
Vom Rat »durchgewunken«
Das Arbachtal ist Bewegungs- und Erholungsraum für Mensch und Tier, heißt es in der Mitteilung weiter. Hundeliebhaber nutzen die Wege wochentags wie auch am Wochenende ebenso wie Skater und Jogger, Familien mit Kindern, und nicht nur die direkten Anwohner. Den Landwirten, die für die Ernährung der Bevölkerung arbeiten, würde durch weitere Zersiedlung die Existenzgrundlage entzogen. Sollte der Entwurf des FNP rechtskräftig werden, würden dadurch ein weiteres Gewerbegebiet (»Hinter Holz«) in Nähe des Arbachs sowie ein großes Wohngebiet (»Galgenrain«) an den Streuobst-Hängen ermöglicht.
»Warum muss denn alles bebaut werden«? Diese Frage folgte der Information, dass der Pfullinger Gemeinderat den FNP-Entwurf mit weiteren Gewerbe- und Wohngebieten ohne größere Bedenken »durchgewunken« hatte. Daran schloss sich die Frage an, wie denn der konkrete Bedarf an Wohnraum sowie an Grund und Boden für Arbeitsplätze überhaupt aussehe. »Welche Familien, wie viele Paare und Alleinstehende haben bei der Stadtverwaltung Bedarf angemeldet?«, wollten die Teilnehmer ganz konkret wissen.
Welche ortsansässigen Gewerbebetriebe wollen wachsen, welche Betriebe sich in Pfullingen ansiedeln? Und könnte deren Bedarf nicht durch leer stehende oder untergenutzte Wohn-, Büro- und Gewerberäume gedeckt werden, ohne weitere Naturflächen und Lebensräume zu zerstören? Fragen über Fragen beschäftigten die Versammelten, auf die sie mangels Verwaltungsvertretern keine schlüssigen Antworten fanden. Aufgrund der Einschätzung, dass weder Gemeinderat noch Stadtverwaltung eine belastbare Bedarfsberechnung für die Stadtentwicklung haben, platzte einem Besucher der Kragen: »Ich nenne das Irrsinn.«
Gemeinsam Perspektiven suchen
Andere Teilnehmer pflichteten ihm bei: »Was heute noch grün ist, muss grün bleiben.« – »Geld ist nicht alles.« – »Es gibt genügend andere Möglichkeiten.« – »Wenn wir jetzt nicht innehalten, wird es schwarz aussehen für unsere jungen Leute.« – »Was wir brauchen, ist ein Umdenken im Umgang mit der Natur.« Nach dem Hinweis, dass der Gemeinderat über die weitere Flächennutzung entscheiden werde, möchte nun eine große Mehrheit der neuen Bürgerinitiative darauf hinwirken, grundsätzlich auf das Bebauen neuer Flächen im Außenbereich zu verzichten.
Diskutiert wurde über die Frage, wie mehr Mitbürger und vor allem auch Ratsmitglieder für das Anliegen gewonnen werden könnten. Alle Teilnehmer wollen sich aktiv engagieren, Gespräche in der Nachbarschaft, mit Freunden und Bekannten führen und mit Flugblättern informieren. Die Bürgerinitiative will zudem Veranstaltungen organisieren, um gemeinsam mit den Gemeinderäten Zukunftsperspektiven für Pfullingen und die Region zu entwickeln, ohne weitere Naturflächen zu zerstören.
»Noch haben wir die Chance, das Arbachtal zu retten und die Natur um uns herum für uns und zukünftige Generationen zu bewahren«, schreibt Johann Kuttner im Namen der neuen BI. Dazu würden die Unterstützung, das Engagement, das Wissen und das Können vieler Menschen gebraucht, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. (fm/GEA)
KONTAKT
Wer sich in der neu gegründeten Bürgerinitiative »Rettet das Arbachtal« engagieren möchte, kann sich an Johann Kuttner wenden. Er hat inzwischen einen E-Mail-Account für die Initiative eingerichtet. (GEA)