LICHTENSTEIN. Das Wetter war einfach perfekt. Nur wenige Wolken zogen über den blauen Himmel, die Temperaturen waren spätsommerlich warm. Kein Wunder also, dass die Besucher wieder zahlreich mit dem Auto, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Mustergarten des Obst- und Gartenbauverein Lichtenstein strömten, wo – wie schon seit über dreißig Jahren – die Dorsach-Hock stattfand. »Petrus hat wohl eingesehen, dass ein so rühriger Verein das richtige Wetter braucht«, sagte Dietmar Bez, Vorsitzender des Kreis-Obst- und Gartenbauverbands, mit einem Schmunzeln.
Derweil saßen die Besucher idyllisch unter den Obstbäumen des Vereins, genossen gegrillten Hals oder Lichtensteiner im Wecken und schwätzten gemütlich miteinander. Der Tag hatte mit einem vom Posaunenchor musikalisch umrahmten Gottesdienst begonnen, gehalten von Pfarrerin Jennifer Berger, die ihre Investitur im September feiern wird.
Wer Informationen zu Baumschnitt, Pflege oder Pflanzung benötigte, erhielt von den Mitgliedern gerne Auskunft. Wurde vor wenigen Jahren noch über den Fortbestand des Vereins diskutiert, weil der Altersdurchschnitt bei 76 Jahren lag, habe sich das inzwischen deutlich gewandelt, erzählte sein Vorsitzender Alfons Reiske. Das Mittel liege jetzt bei 56 Jahren, vierzig Mitglieder seien unter 18 Jahren. Auch sei ihre Anzahl auf rund 350 gestiegen, »alleine dieses Jahr sind schon wieder zwanzig neue Mitglieder dazu gekommen«.
Nah bei den Menschen
Diese Steigerung ist den Verantwortlichen nicht in den Schoß gefallen, sondern liegt auch daran, dass die ausgebildeten Baumwarte oder Streuobstpädagogen nahe bei den Menschen sind. Erst im Frühjahr hatten die Hobbygärtner ihren einzigartigen Nussbaumweg eröffnet, zudem bieten sie zahlreiche Aktivitäten für Schulen und Kindergärten an. »Im vergangenen Herbst haben wir mit Schulkindern 1 200 Liter Apfelsaft gemacht«, erzählte Werner Neubrander, der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. »Wir bauen mit Kindern Wildbienenhäuser oder machen Kindergartenkinder auf das Artensterben aufmerksam«, so Reiske. Dass die Kleinen mit einem so anspruchsvollen Thema überfordert sind, glaubt der Vorsitzende nicht. »Die Kids verstehen das besser als die Erwachsenen.«
Fast 15 Schnittkurse bietet der Verein außerdem jährlich an, ist im Ferienprogramm engagiert und betreut den Schulgarten. Jetzt haben sie einen »Managementplan« für die FFH-Gebiete in Eningen, Pfullingen oder Lichtenstein erarbeitet. »Mir ist einfach wichtig, dass Familien oder junge Leute wieder Obst und Gemüse anbauen und Kinder mit der Natur aufwachsen können«, betonte Reiske. Was den Verantwortlichen noch sehr am Herzen liegt, ist ein eigenes Vereinsheim. »Damit wir unsere Gerätschaften oder unsere Zelte irgendwo unterbringen könnten.« (GEA)