PFULLINGEN. Im Zeitalter der rasanten technologischen Entwicklungen, in dem die Zukunft als Motor für die Veränderungen in der Gegenwart dient, hat der Blick zurück in vergangene Zeiten etwas Magisches. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass sich in der Stadtbücherei rund 150 Leute drängten, als Waltraud Pustal am Donnerstagabend das neue Buch in der Reihe »Beiträge zur Pfullinger Geschichte« vorstellte. Darunter waren viele ältere Mitbürger, die sich an jene Jahre noch erinnern können, als die Echaz den Lauf der Dinge in der Stadt bestimmte. Aber auch etliche, die das nicht mehr miterlebt haben und nun staunend Bilder sahen, die belegen, dass das Pfullingen der frühen Jahre des 20. Jahrhunderts, aber auch der 60er-Jahre, nicht mehr viel mit der heutigen Stadt gemein hat.
In einer anschaulichen Präsentation stellte Waltraud Pustal den Inhalt des Buches vor, das in viele kurze Kapitel gegliedert ist, damit es leichter lesbar und vor allem auch für junge Menschen interessant ist. Denn, das machte die Geschichtsvereinsvorsitzende deutlich, besonders wichtig ist es ihr, dass das Wissen über die Wirtschaftsformen der Vergangenheit erhalten bleibt und weitergegeben wird.
Zentrales Thema in dieser umfassenden Dokumentation ist die Erinnerung an die Pfullinger Wässerwiesen, die im Norden der Stadt in den 70er-Jahren »schleichend« verschwunden sind. Die Obstbaumwiesen in der »Steinge«, die über Jahrhunderte mittels eines ausgeklügelten Grabensystems bewässert worden sind und deren Ertrag ein wirtschaftlicher Faktor für die Bevölkerung war, sind inzwischen einem Gewerbegebiet gewichen. Im Süden ist in den Echazauen dank des Pfullinger NABU ein Teil dieser Graben- und Fallenstruktur erhalten geblieben und seit 2005 unter Naturschutz gestellt.
Zur Lebensader für die Stadt wurde die Echaz aber vor allem auch, weil sie Wasserkraft für eine große Zahl von Mühlen und Triebwerke zur Verfügung stellte. Getreide-, Schleif-, Säge-, Walk-, Gips- und Hammermühlen entstanden und vergingen; Papier- und Textilindustrie siedelte sich dank der sprudelnden Energiequelle im Echaztal an und sorgten für Arbeitsplätze. Auf viele ehemalige Betriebe und Fabriken und geht Waltraud Pustal in ihrem Buch ein.
Einen besonderen Akzent setzt sie mit einem Kapitel über die Echaz in Kunst und Literatur. Sowohl heimische Maler wie auch Dichter ließen sich vom Wasserlauf und seiner Nutzung inspirieren. (GEA)