PFULLINGEN/REUTLINGEN. Die Elektrohandwerke sind bis zum jetzigen Zeitpunkt gut durch die Corona-Krise gekommen. Die Auftragsbücher in der Branche sind gut gefüllt. Die Tätigkeitsfelder dieser Handwerke werden immer breiter. Die E-Mobilität ist eine neue Herausforderung für die Betriebe. Doch zunehmende Lieferengpässe und deutliche Preissteigerungen belasten die Unternehmen. Elektrohandwerker haben allerdings beste Zukunftsperspektiven. Die Betriebe suchen händeringend Nachwuchs. Das geht aus einer Mitteilung der Innung hervor.
Kaum eine Branche im Handwerk wird derzeit so von den Kunden nachgefragt wie die Elektrohandwerker. Sie profitieren von der guten Baukonjunktur, dem Trend zur Energieeffizienz, sowohl bei der Verwendung als auch der Erzeugung, und nicht zuletzt von der E-Mobilität, die für die Branche eine neue große Herausforderung darstellt.
Die Betriebe sind deshalb mit der Entwicklung und der Auftragslage zufrieden, betonte Innungsobermeister Rüdiger Hofmann (Reutlingen) bei der Mitgliederversammlung der Elektroinnung Reutlingen vor wenigen Tagen in der Gaststätte »Südbahnhof« in Pfullingen. In der Versammlung wurde deutlich, dass der Umbau der Gesellschaft ohne die Elektrohandwerke nicht möglich ist, weil immer mehr Bereiche elektrifiziert werden.
Hinzu kommt die dezentrale Erzeugung von Strom, insbesondere über Fotovoltaik, und die komplette Vernetzung und Speicherung der erzeugten Energie. Aus diesem Grund gibt sich die Branche selbstbewusst: Die Nachfrage wird auch mittel- und langfristig auf einem hohen Niveau bleiben.
Kritik an der Politik
Die Betriebe sehen deshalb für sich und insbesondere für den Berufsnachwuchs beste Zukunftsperspektiven. Verwunderlich ist, dass dies bei vielen Jugendlichen und auch bei Eltern und anderen Entscheidungsträgern noch nicht angekommen ist, so der Geschäftsführer der Reutlinger Kreishandwerkerschaft, Ewald Heinzelmann.
Ebenso wie die Ferdinand-von-Steinbeis-Schule als Berufsschule der Branche sieht er den Grund darin, dass aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen im Zusammenhang mit der Berufsorientierung viele Jugendliche sich nicht umfassend informieren konnten. Für das kommende Lehrjahr sind noch Ausbildungsstellen zu vergeben.
In der Mitgliederversammlung sparte Obermeister Hofmann nicht mit Kritik am Corona-Krisenmanagement und an der Politik. Viele Corona-Regelungen seien nicht logisch, würden deshalb häufig nicht akzeptiert und seien zudem von den Betrieben nur schwer umsetzbar. Durch Maskenskandal und Bereicherung habe die Bevölkerung das Vertrauen in die Politik verloren.
Belastet wird die Branche derzeit auch von deutlichen Lieferengpässen und gleichzeitig starken Preissteigerungen. Aus diesem Grund können viele Aufträge nicht komplett abgearbeitet werden und es kommt zu deutlichen Verzögerungen. Material- und Gerätehersteller haben zudem mit empfindlichen Preissteigerungen auf die starke Nachfragesituation reagiert.
Die Betriebe können aus diesen Gründen in vielen Fällen derzeit keine verbindlichen Termine – weder für Lieferungen noch Montagen – angeben und auch in gleicher Weise keine langfristigen Preisbindungen. (eg)