ENINGEN. Einen musikalischen Querschnitt durch die Jahrhunderte geistlicher Musik boten die Sänger von Capella Vocalis in der Liebfrauenkirche. »Deines Kinds Gebet erhöre« thematisierte der Chor unter der musikalischen Leitung von Christian Bonath und am Klavier und der Orgel begleitet von Eberhard Becker. »Im ersten Teil haben wir uns direkt an Gott und Jesus gewandt, spiegelbildlich dann im zweiten an Maria und bei der Achse sind wir auf Johann Sebastian Bach getroffen«, gibt Bonath zu verstehen.
Die Passionszeit biete sich an, einen dramaturgischen Bogen über Jahrhunderte zu spannen. Im Mittelpunkt standen geistliche Lieder für Alt-Solo und Chor zu vier Stimmen von Felix Mendelssohn Bartholdy. Der Pianist, Organist und Komponist des 19. Jahrhunderts hat sich als einer der bedeutendsten Musiker der Romantik einen Namen gemacht und als Dirigent neue Maßstäbe gesetzt. »Da pacem, Domine« war einmal als gregorianischer Choral und als vierstimmiger Kanon von Melchior Franck zu hören. Motetten von zwei bis acht Stimmen rundeten das Konzert ab. Darunter moderne Kompositionen von John Tavener »Mother Of God, Here I Stand« und »The Lamb«. Von seinem Alterskollegen John Rutter sang das Ensemble »The Lord Bless You And Keep You«. Das jüngste Werk des Abends »Northern Lights« stammt aus der Feder von Ola Gjeilo, der 1978 in Norwegen geboren wurde.
Im Kontrast dazu stehen Namen von Klassikern wie Johannes Brahms, Giovanni Battista Pergolesi, Antonín Dvorák und Marc-Antoine Charpentier. Im Jahre 2012 hat Christian Bonath, Chorpädagoge aus Überzeugung, die künstlerische Leitung des Reutlinger Knabenchors von Eckhard Weyand übernommen. Das Ensemble zählt zu den führenden Chören seiner Art, dessen Interpretationen künstlerische Qualität, Stiltreue und Klangschönheit auszeichnen. Bis zu 50 Auftritte pro Jahr bewältigen die rund 40 jugendlichen Sänger, berichtet Bonath. Einige große Projekte liegen noch vor ihnen wie die Mitwirkung beim großen Jubiläum der Württembergischen Philharmonie Reutlingen. »Wir freuen uns sehr darauf«, sagt er. Auch dort werden sie wieder wie gewohnt den Saal betreten und verlassen mit der italienischen Prozesshymne aus dem 15. Jahrhundert »Alta trinita beata«, die sie auf dem Vorplatz der Kirche ausklingen ließen. »Wir machen das schon immer so, das gehört dazu«, erklärt Konzertmanagerin Monika Jerlitschka.
»Das Konzert war klasse und echt schön. Es hat toll gepasst, obwohl es relativ spontan war«, zeigt sich der zweite Kirchengemeinderatsvorsitzende Martin Brauße begeistert. Er hatte bei seiner Begrüßung die Zuhörer aufgefordert, die Musik zu genießen und sich von ihr tragen zu lassen. Für den Chor gab es großen Applaus. »Es freut uns, dass wir erstmalig Gastgeber sein durften.« (GEA)