LICHTENSTEIN-HOLZELFINGEN. In Holzelfingen kann man zwar Traktoren, Blumen oder Kinderbekleidung kaufen, aber die Dinge des täglichen Bedarfs bekommt man im Ort schon lange nicht mehr. Zwei frühere Dorfläden stehen seit Jahren leer – Tristesse statt bunter Auslagen in den Schaufenstern. Wer von den Einheimischen Einkaufen geht, fährt nach Engstingen, nach Unterhausen oder nach Pfullingen. »Es wäre schon schön, wenn man das Nötigste hier im Ort bekommen könnte«, den Satz hört man oft in der Gemeinde.
Wie nun aus einer kürzlich veröffentlichten Umfrage bei allen 571 Holzelfinger Haushalten hervorgeht, hätten die Dorfbewohner gerne wieder eine Einkaufsgelegenheit. »Viele haben angekündigt, dass sie sich auch in einer Bürgerladen-Genossenschaft engagieren würden«, berichtet Matthias Meser, der die Umfrage im Rahmen seiner Betriebswirt-Arbeit an der Theodor-Heuss-Schule in Reutlingen durchgeführt hat. Die Studie, inspiriert vom ehemaligen Fachschulleiter Arnold Sendler, bezieht sich auf das Integrierte Gemeindeentwicklungskonzept Lichtenstein, das für Holzelfingen eine bessere Nahversorgung erreichen möchte.
Fragebögen persönlich zugestellt
Meser stammt aus Eningen, aber er kennt die Stimmung in der kleinen Albgemeinde gut. Er hat nämlich alle Fragenbögen persönlich zugestellt und dabei mit vielen Einheimischen gesprochen. »Ich war einen ganzen Tag lang in Holzelfingen unterwegs, dadurch hab’ ich die Stimmung im Ort schon gut mitbekommen«, erklärt der 37-Jährige.
Gefragt, wo sie bevorzugt Lebensmittel einkaufen, gaben 120 Teilnehmer der Umfrage die Discounter an, 122 die klassischen Supermärkte, lediglich 18 wählten »Biomarkt« als Antwort und 25 Teilnehmer machten ihr Kreuzchen bei »Wochenmarkt« – Mehrfachnennungen waren möglich. Lediglich 15 gaben an, sich aus dem mobilen Laden zu versorgen.
Wohin führt die Einkaufstour? Insgesamt 130 gaben als Ziel Engstingen an, 86 nannten Unterhausen, 50 Pfullingen und 10 bevorzugen andere Orte. Ein großer Teil der Befragten gab außerdem an, dass ihnen beim Einkaufen die Regionalität der Lebensmittel »sehr wichtig« oder »wichtig« ist. »Fehlt Ihnen ein Laden für Lebensmittel in Holzelfingen?«, auf diese Frage antwortete die überwältigende Mehrheit von 154 Teilnehmern mit »ja«, lediglich acht machten ihr Kreuzchen bei »nein«.
Auch dazu, welche Lebensmittel im Bürgerladen angeboten werden sollten, hatten die Befragten bereits konkrete Vorstellungen: Gemüse, Backwaren, Obst rangieren ganz vorne, gefolgt von Milch, Wurst und Brot. Der Bürgerladen, so ein weiteres Ergebnis, sollte bevorzugt vormittags beziehungsweise nachmittags geöffnet sein.
Weiterhin hatten die Teilnehmer auch Gelegenheit, sich persönlich zum Thema Bürgerladen zu äußern: »Ein regionaler Laden für Lebensmittel wäre eine absolute Bereicherung!«, heißt es etwa. Ein Teilnehmer kündigte an, »ich würde einen Bürgerladen ehrenamtlich unterstützen, um die Dorfgemeinschaft zu beleben«. Jemand mahnte gar zur Eile: »Bitte den Bürgerladen zeitnah realisieren, nicht erst 2030!«, so der Wunsch. Mit 162 Fragebögen, die im Ortsamt Holzelfingen abgegeben wurden, liegt die Rücklaufquote der Umfrage bei etwas über 28 Prozent. Matthias Meser möchte die Ergebnisse seiner Studie demnächst persönlich in Holzelfingen präsentieren, Termin und Ort stehen allerdings noch nicht fest.
»Wenn man durch das Dorf fährt, erkennt man die Notwendigkeit eines Bürgerladens sofort – da gibt es gar nichts mehr – man kann ja noch nicht mal mehr einen Kaffee trinken«, berichtet Meser. Er sieht gute Chancen, dass ein Bürgerladen-Projekt in Holzelfingen zustande kommt. Erfolgreiche Beispiele, wie so ein Laden praktisch funktionieren kann, gibt es in der Region mehrere. (GEA)