PFULLINGEN. Trotz seines Namens ist der Brauchtumsverein Pfullingen ähnlich jung wie der Spielmanns- und Schalmeienzug. Beide sind in den Achtzigern gegründet worden. Und weil sie am einstigen Farrenstall nicht nur gute Nachbarn sind, sondern beide noch dazu montags proben oder an den Bulldogs oder Straßenbahnwagen werkeln, lag es nahe, sommers auch gemeinsam zu feiern. An beiden Tagen war das neunte Farrenstallfest wieder sehr gut besucht. Alle zwei Jahre laden die Vereine dazu ein.
»Immer, jedesmal!«, antwortete schon kurz nach dem Fassanstich am Samstagabend ein ganzer, eng besetzter Biertisch wie im Chor auf die Frage, ob man das erste Mal da sei. Über zu wenig Zuspruch wollten schon am Eröffnungsabend weder Vorstand Dieter Metzger vom Heimat- und Brauchtumsverein noch seine Kollegin Viola Hübner vom Spielmanns- und Schalmeienzug klagen. Hochbetrieb herrschte für die vielen Helfer und Bedienungen beim Essensstand, wo die tagsüber selbst geklopften und panierten Schnitzel vielleicht noch vor den klassischen Roten unangefochtener Star des Angebots waren. Auch das Kuchenbüffet am Sonntag war von vielen fleißigen Händen angerichtet worden, mit dabei war auch Bürgermeistergattin Katrin Schrenk.
Liebling Straßenbahn
Oben im Zelt heizte die Hülbener Karrensteigle Band KGB mit Gitarren, Keyboard, Bass und Schlagzeug und fetzigen Coversongs von den US-Südstaatlern Lynyrd Skynyrd über DJ Ötzi bis zum Tübinger Schlagerbarden Dieter Thomas Kuhn die tolle Stimmung weiter an, während am unteren Rand des leicht abschüssigen Hofs vor allem Väter und Kinder die kultigen Bulldogs von Lanz bis Fendt und Porsche oder die Dresch- und Sägemaschinen bestaunten und bestiegen.
Liebling der Fahrzeugfreunde bleibt natürlich der 1956 in Esslingen gebaute Triebwagen (und ein Waggon) der Straßenbahn, die zwischen 1916 und 1974 Pfullingen mit Reutlingen verband. Auch beim Verein, sagt der Vorsitzende, hofft man, dass in absehbarer Zeit wieder eine Regionalstadtbahn fährt, und zwar weiter die Honauer Steige hinauf bis nach Engstingen und Münsingen.
In ihren oberen Räumen führten die Schalmeienbläser, aus dem Spielmannszug von Schülern des Progymnasiums zum Stadtfest 1985 gegründet, ihre markanten Instrumente vor. Sie haben nichts mit der historischen Hirtenflöte zu tun, sondern sind als Martinstrompete vor allem bei den Bergleuten und in der Arbeiterbewegung zum Traditionsinstrument geworden: Acht bis sechzehn Tröten in drei Stimmlagen werden mit drei Ventilen gesteuert. Sie ergeben, von Percussion begleitet, einen beeindruckenden Sound, den die rund 25 Aktiven beim Konzert am Sonntagnachmittag vorführten. Zum Frühschoppen hatte die Pfullinger Stadtkapelle mächtig ihre Blasinstrumente klingen lassen. Die Akustik ist ausgesprochen gut dort. Und die Stimmung blieb es auch. (GEA)