METZINGEN. »Der Ukraine-Krieg hat den Zeitturbo für die Abkehr von Gas und Öl in der Energiewende eingeschaltet«, eröffnete die Metzinger CDU-Stadtverbandvorsitzende Karin Theis das 2. Metzinger Stadtgespräch. Wie ist das praktisch und finanziell umsetzbar, und was braucht es vonseiten der Politik? Diesen Fragen widmeten sich der Abend im Metzinger Kulturforum mit den zahlreichen Besuchern und den Referenten Ulrich Kemmler, Ingenieur für Heizungs- und Energietechnik, und Hartmut Graf von der örtlichen Firma Kaltmaier GmbH.
Aufklärung vom Fachmann
Das neue Heizungsgesetz hat für erneute Verunsicherung gesorgt. Diese berücksichtigt die kommunale Wärmeplanung, die in Baden-Württemberg bis 2026 beziehungsweise 2028 vorliegen soll. Unklar ist noch, ob diese Bestimmungen den Bundesanforderungen entsprechen. Im Bereich der Förderung gibt es aktuell einen Katalog des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, der weiter aktualisiert werden könnte.
Einen Überblick gab Ulrich Kemmler in seinem Vortrag zu Heizungstechniken, Wärmenetzen, Handlungsspielräume und der momentanen Förderlandschaft. Öl- und Gasbrennwertheizungen sind derzeit noch die häufigsten Heizungsarten. Technik nach 1980 muss nur ausgewechselt werden, wenn sie nicht mehr reparierbar ist. Reine Wärmepumpen sind uneingeschränkt nutzbar. Die sind am effizientesten in dafür ausgelegten Gebäuden, meist Neubauten. Bei älteren Häusern sorgen Einzelmaßnahmen für eine bessere Wirkung. Auch kommt eine Hybridlösung mit Öl-/Gasheizung momentan für ältere Häuser noch infrage, ebenso Pelletheizungen. Eine neue Gasheizung einzubauen und auf Wasserstoff als Ersatz für Gas zu hoffen, empfiehlt Kemmler für private Haushalte nicht. Hier sei die Wirkungsgradkette schlecht und stark standortabhängig. Preis und Verfügbarkeit seien ebenfalls noch unklar.
Die Komplexität des Ausbaus sind Herausforderungen für Wärmnetze und die kommunale Wärmeplanung: Standortfragen, Genehmigungsverfahren, Wirtschaftlichkeit und Verfügbarkeit von Wärmequelle sowie Flächen. Hohe Baudichte eignet sich besonders. Wärmenetze stehen in Konkurrenz zu Individuallösungen und »die Zukunft wird eine bunte Mischung aus Netz- und Individualversorgung«, so der Ingenieur für Heizungs- und Energietechnik Ulrich Kemmler.
Für Hartmut Graf ist eine Umstellung dringlich. Dafür braucht es aus seiner Sicht Pläne der Politik die eine »Heizkesselgeneration« – also 15 bis 20 Jahre umfassen. Das gebe den Bürgern ein gutes Gefühl für ihre Investition, helfe Verunsicherungen zu verringern und panikartige Liefer- und Kapazitätsengpässe abzuschwächen. »Die Menschen sind verunsichert und der Fortschritt wurde gestoppt«, so Graf. Das zeige sich im Nachfragerückgang für Wärmepumpen.
Viele sind schon im Thema drin
Die Fragen der Zuhörer lassen ahnen, dass sie mit individuellen Ideen und Überlegungen bereits im Thema drin sind. Hier werden die Herausforderungen des »Heizungstauschs« für die Bürger deutlich: In der Dringlichkeit den individuell und klimatechnisch sinnvollsten sowie finanzierbaren Weg zu finden und langfristig aktuelle Regularien einzuhalten sowie Förderungen in Anspruch nehmen zu können. Für die politische Marschrichtung wünschen sich alle Beteiligten mehr Klarheit, vorausschauendere Regularien und eine konstantere Umsetzung. (p)