METZINGEN. Die Unternehmen residierten beide an der Erms. Deren Kamine waren einst ein weitsichtbares Zeichen wachsenden Wohlstands. Zwei Firmen, die zwar in völlig unterschiedlichen Branchen tätig waren, und doch immer irgendwie in Konkurrenz standen: die Tuchfabrik Gaenslen & Völter und die Enzian-Seifenfabrik Bazlen. Wobei G & V in den meisten Belangen die Nase immer etwas vorne hatte.
Erfolgreich waren gleichwohl beide Unternehmen. Doch das ist Geschichte. Inzwischen gehören beide Betriebsgelände der Holy AG, die in Metzingen die Outletcity betreibt, zwei Industriebrachen zweier Traditionsfirmen unmittelbar neben der glitzernden Modewelt, die die Stadt heute so prägt. Die ein neues Gesicht erhalten: Das Gaenslen-&-Völter-Gelände wird derzeit umgemodelt, um daraus ein Innenstadt-Viertel zu machen – mit dem neuen Flag-Ship-Outlet der Hugo Boss AG, mit Hotels, Gastronomie, neuen Wegverbindungen in die Stadt und einer in weiten Teilen renaturierten Erms.
Auch das Gelände der Seifenfabrik wird sich verändern, wie die kürzlich vorgelegten Pläne zeigen – mit Neubauten, die im Erdgeschoss Einzelhandelsgeschäfte aufnehmen, darüber Praxen und Wohnungen und einer Promenade, über die eines Tages flussabwärts Richtung Gaenslen-&-Völter-Gelände flaniert werden kann. Und so kommen sich zwei einst rivalisierende Unternehmen doch noch näher, als Nahtstelle zur Outletwelt, frisch herausgeputzt, urban und chic.
Was bleibt: die Kamine, als Symbole der Industrialisierung, als Erinnerung an zwei Metzinger Traditionsfirmen, die die Stadt einst mitbestimmt haben. Den größten hat die Seifenfabrik. (GEA)