METZINGEN. Pünktlich zum Pressegespräch über den ersten Metzinger Osterpfad schneit es. Karfreitagsgrau. Am Herlishäusle im Weinberg steht ein Mini-Weihnachtsmann aus Holz und hält ein Schild: »Ja ist denn schon Ostern? Ich muss zurück zum Nordpol.« Doch der Winter im Frühling hat die Metzingen Marketing und Tourismus GmbH und ihre Mitgestalter genauso wenig vom Bau des Pfads abgehalten wie die Coronakrise. Im Gegenteil, Positives muss her in dieser bedrängenden Zeit, die sonst so wenig zulässt. »Das Motto ist ›raus in den Frühling!‹«, sagt Projektleiter Nicolay Dietrich von der MMT zum Pfad.
Der hat 13 Stationen, die nicht nur die Tourismusgesellschaft gestaltet hat, sondern auch der CVJM, die evangelisch-methodistische Kirche und der Verschönerungsverein. Die Stationen sind sowohl weltlich als auch christlich geprägt: Hier grüßt ein Heuballen-Hase, dort stehen drei Kreuze, die sogar von der Stadt aus zu sehen sind, und eine Grabhöhle.
Hasen aus Heu und Holz
Wieder woanders warten von Kindergartenkindern bunt bemalte Eier darauf, an Bäume oder Büsche gehängt zu werden oder liegt ein Gedankenbuch, in das Wünsche oder Gebete geschrieben werden können. Osterdetektive können einen Code knacken, um einen Koffer zu öffnen, und eine Kugelbahn für Bewegung und Spaß. Der Osterpfad liegt am Metzinger Weinerlebnisweg, der von der Stadt aus in 20 Minuten zu Fuß erreichbar ist. Die wenigen Parkplätze im Weinberg sollten Auswärtigen vorbehalten bleiben.
Hasen und Eier aus Heu und Holz finden sich auch in der Innenstadt. Von dort zum lichten Weinberg mit seinem fast überirdischen Ausblick wollen die Pfadbauer die Brücke schlagen. In der Stadt, in der die meisten Läden wegen der hohen Inzidenzen in Kürze womöglich wieder schließen müssen, bleiben zumindest in den Straßen und Gassen heitere Symbole.
Der Osterpfad »war ein Herzensprojekt von uns«, blickt MMT-Geschäftsführerin Meike Hespeler zurück. Abgekupfert hat sie es im Remstal, dort lag der Pfad allerdings in der Weihnachtszeit.
60 bemalte Eier schon geklaut
Schnell waren auch die Mitmacher aus den Reihen der Kirchen und des Verschönerungsvereins gefunden. Jede Mitmachgruppe hat drei bis vier Stationen gestaltet und mit viel Eigenarbeit die Motive dafür geschaffen. Die Stationen sind selbsterklärend. Der Pfad lockt vom 19. März bis zum 11. April, also zwei Wochen vor bis eine Woche nach Ostern. Zum zur Schließung verdammter Corona-Hotspot soll er nicht werden, deshalb appellieren die Macher an das Publikum: »Wichtig ist, dass sich alle an die AHA-Regeln halten.« Also Abstände einhalten und auf Hygiene achten. Und noch ein Anliegen haben die MMT-Leute am Herzen: »Die Leute sollen keinen Vandalismus betreiben, sondern den Pfad wertschätzen.« Schon in der Zeit des Aufbaus, der allein am Donnerstag zehn und am Freitag sechs Stunden gedauert hat, wurden 60 bemalte Eier geklaut. »Wer’s mitgenommen hat, kann es gerne wieder zurückbringen«, bittet Hespeler süß-säuerlich. Etwas deutlicher: Sollte am Osterpfad zu viel wegkommen oder kaputtgemacht werden, würde der Pfad vorzeitig geschlossen. Wird er dagegen zum Erfolg und gut angenommen – für die nächste Woche sind viel Sonne und bis zu 18 Grad angesagt –, »wollen wir das Projekt schon an Weihnachten wiederholen«, kündigt die MMT-Geschäftsführerin an.
Die Pressefotos sind geschossen, die Osterpfad-Macher gehen wieder ihrer Wege. Da kommt die Sonne heraus. Wie ein Osterlicht. (GEA)