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Warum der Kaffeehof in Häslach so heißt

Im Zentrum von Häslach gibt es die Sackgasse mit dem ungewöhnlichen Namen. Auf die Hintergründe geht Oliver Wezel ein.

Diese Straße im Zentrum von Häslach heißt Kaffeehof. Und sie hat etwas mit dem beliebten Getränk zu tun.
Diese Straße im Zentrum von Häslach heißt Kaffeehof. Und sie hat etwas mit dem beliebten Getränk zu tun. Foto: Malte Klein
Diese Straße im Zentrum von Häslach heißt Kaffeehof. Und sie hat etwas mit dem beliebten Getränk zu tun.
Foto: Malte Klein

WALDDORFHÄSLACH. Die Straßen im Ortskern von Häslach heißen Dorfstraße, Turmstraße, Karlstraße und Kaffeehof. Gerade der letzte Name fällt auf. Silke Höflinger, die Bürgermeisterin von Walddorfhäslach, kennt den Grund: »Dort ist in Häslach das erste Mal Kaffee getrunken worden«, sagt sie. Das müsse im 18. oder 19. Jahrhundert gewesen sein. Überhaupt habe es in Häslach viele Gaststätten gegeben.

Mehr über die Hintergründe weiß Oliver Wezel. Der Architekt und frühere Gemeinderat kennt sich in der Ortshistorie aus und geht in einem Artikel auf den Namen Kaffeehof und das frühere Café Müllerschön in Häslach ein. Darin heißt es: »In Häslach soll, nach der volkstümlichen Überlieferung, im Hof hinter dem Dorfgemeinschaftshaus (und damit hinter dem Ende 1989 abgebauten alten Rathaus) erstmals Kaffee getrunken worden sein, daher der Straßenname Kaffeehof.« Eine schriftliche Quelle dafür gebe es nicht.

Kaffee für Wohlhabende

Wezel weist darauf hin, dass in der heutigen Straße Kaffeehof vom frühen 18. Jahrhundert bis zum Ende des 19. Jahrhunderts immer wieder Häslacher Schultheiße gewohnt hätten. Damit sind frühere Bürgermeister gemeint. Das seien vor allem Angehörige der Familie Kuhn gewesen. »Und dass sich einer dieser Schultheiße, die früher immer zur wohlhabenden dörflichen Ehrbarkeit gehörten, vielleicht irgendwann im Laufe des 19. Jahrhunderts zu Versuchszwecken einen wirklichen Bohnenkaffee geleistet und aufbrühen lassen hat, liegt durchaus im Bereich des Möglichen«, schreibt Wezel. Bevor der Kaffeehof so hieß, habe er Kuhnen- oder Schulzengäßle geheißen. Bürgermeisterin Höflinger ordnet den Beruf des Schultheißes damals ein: »Das waren oft Landwirte und Handwerker, die zusätzlich Schultheiße waren.«

Kaffeetrinken war damals noch nicht so verbreitet wie heute. In den Inventuren der damals so genannten Kolonialwarenhändler aus Walddorf aus dem Jahr 1895 wurden auch Kaffeebohnen aufgezählt, die im Verkauf deutlich teurer waren als Zucker, Zimt oder Pfeffer. Wezel schließt daraus: »Echter Kaffee war also in einer ländlichen Gemeinde gegen Ende des 19. Jahrhunderts noch ein durchaus luxuriöses Getränk.« Statt dessen tranken die Einwohner auch von Walddorf und Häslach einen Ersatzkaffee, in dem sie selbst Gerste rösteten, oder sie kauften Malz- und Zichorienkaffee.

Kaffee stammt aus Abessinien

Kaffee stammt ursprünglich vermutlich aus Abessinien, dem heutigen Äthiopien, und fand den Weg um 1630 über Venedig nach Europa. In Deutschland wurde das Getränk wohl erstmals 1673 in Bremen ausgeschenkt und etablierte sich mit der Zeit als Modegetränk. In Häslach gab es später auch ein Café des Bäckers Müllerschön an der Landstraße, das dieser bei der Gemeinde beantragt hatte und dass der Gemeinderat ihm 1949 genehmigt hatte, wie Wezel schreibt. Dieses Café Müllerschön, inzwischen von den Familien Pallerberg, Joosten und Sulz übernommen, schloss 1969 seine Türen für immer. (GEA)