WALDDORFHÄSLACH. Die Gemeinde Walddorfhäslach will Anteile an der Reutlinger Stadtverkehrsbetriebsgesellschaft (RSV) erwerben und sich damit einen Sitz im Aufsichtsrat der RSV sichern. Um einen Anteil von 6,5 Prozent zu erzielen, muss die Gemeinde aber den stattlichen Betrag von 325.000 Euro in die Gesellschaft einbringen. Was dies für beide Seiten bringt, erläuterte jetzt der RSV-Geschäftsführer Thomas Görtzen im Gemeinderat.
Die Reutlinger ÖPNV-Gesellschaft will ihren Buspark nach und nach mit Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen ausstatten. Und dazu benötigt sie dringend finanzielle Mittel. »Wir brauchen Geld, um Busse zu kaufen und die Eigenkapitalquote zu erhöhen«, bestätigte Görtzen. Und dafür käme auch das Geld aus Walddorfhäslach gerade recht.
Unwucht ausgleichen
Neben Reutlingen sind bereits die Städte und Gemeinden Pfullingen, Eningen und Pliezhausen Gesellschafter der RSV, allerdings mit unterschiedlichen Anteilen. »Da ist bisher eine Unwucht drin«, konstatierte Görtzen in Walddorfhäslach. Die Anteile sollen deshalb harmonisiert und zu gleichen Anteilen auf die Gesellschafter verteilt werden.
Inklusive Walddorfhäslach sollen die dann vier Gemeinden später insgesamt einen Anteil von 26 Prozent an der Gesellschaft halten, gleichmäßig aufgeteilt in vier Pakete zu je 6,5 Prozent. Die Majorität der Anteile besitzen weiterhin die Stadtwerke Reutlingen mit insgesamt 74 Prozent.
Mit diesen 26 Prozent erreichten die vier Gemeinden (mit jeweils einem Sitz im Aufsichtsrat) eine Sperrminorität, wie Görtzen dem Gemeinderat erklärte. Sie könnten damit bestimmte Entscheidungen in der Gesellschaft auch blockieren.
Investitionssummen nach Fahrplankilometern
Die 325.000 Euro sind für Walddorfhäslach eine Einmalzahlung. An den weiteren Investitionen der RSV ist die Gemeinde allerdings nicht mit 6,5 Prozent beteiligt. Diese Investitionen werden nach Fahrplankilometern aufgeteilt, »weil es sonst ungerecht wäre«, meinte Görtzen. Reutlingen ist nämlich bei den Fahrplankilometern deutlicher Spitzenreiter beim Busverkehr der RSV. Die Busse fahren zu 88 Prozent im Reutlinger Stadtgebiet. Mit 1,46 Prozent hat Walddorfhäslach den kleinsten Anteil an den Fahrplankilometern.
Ein Rückblick: Seit dem Jahre 2019 besteht die sogenannte »Gruppe von Behörden«, die mit dem »Öffentlichen Nahverkehr« (ÖPNV) der Städte und Gemeinden Reutlingen, Pfullingen, Eningen, Pliezhausen und Walddorfhäslach durch die RSV betraut ist. Außer Walddorfhäslach sitzen alle anderen Gemeinden bereits mit Stimmrecht im Aufsichtsrat. Um dieses Ungleichgewicht auszugleichen, will nun auch Walddorfhäslach in den Aufsichtsrat. Diesen Antrag hat Bürgermeisterin Silke Höflinger bereits 2021 gestellt. Im vergangenen Jahr kam die Zusage.
Reutlinger Stadtverkehrsgesellschaft
Seit 2019 organisiert die Reutlinger Stadtverkehrsgesellschaft, betraut durch die Stadt Reutlingen, den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Reutlingen, Pfullingen, Eningen, Pliezhausen und Walddorfhäslach. Sie verfügt über 175 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und besitzt rund 100 moderne Busse, wovon 22 elektrisch angetrieben werden. Die Busse fahren auf den 21 Stadtlinien und der Expressbuslinie zum Stuttgarter Flughafen knapp fünf Millionen Kilometer im Jahr. (vit)
»Es ist wichtig für uns, mit dabei zu sein, wenn maßgebliche Beschlüsse über die Ausrichtung der RSV getroffen werden«, betonte Höflinger im Gespräch mit dem GEA. Es sei doch klar, dass sich die Gemeinde von diesem Schritt, »den wir uns gründlich überlegt haben«, nun weitere Vorteile versprechen.
Im kommenden Jahr soll nun der nächste Schritt erfolgen. Laut Görtzen wird der Gemeinde Walddorfhäslach im Frühjahr der Gesellschaftervertrag vorliegen, der die vertraglichen Voraussetzungen schaffen soll, dass die Gemeinde Teil der Gesellschaft wird. Noch vor der Sommerpause 2025 erhofft sich der RSV-Geschäftsführer dann die entsprechenden Beschlüsse in den einzelnen Gemeinden. (GEA)