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Vortrag in Metzingen: Keine Panik beim Heizungstausch

Ingenieur Klaus Rath spricht im Kulturforum vor mehr als 100 Leuten über »Welche Heizung passt zum Haus?«

Klaus Rath (rechts) sprach im Metzinger Kulturforum sehr zur Erleichterung der Besucher im rappelvollen Kulturforum über den Hei
Klaus Rath (rechts) sprach im Metzinger Kulturforum sehr zur Erleichterung der Besucher im rappelvollen Kulturforum über den Heizungstausch, der irgendwann bis 2045 ansteht. FOTO: LEISTER
Klaus Rath (rechts) sprach im Metzinger Kulturforum sehr zur Erleichterung der Besucher im rappelvollen Kulturforum über den Heizungstausch, der irgendwann bis 2045 ansteht. FOTO: LEISTER

METZINGEN. »Jetzt sind wir nach dem Vortrag ja alle überzeugt, dass wir eine Wärmepumpe brauchen«, sagte einer der zahlreichen Interessierten im Metzinger Kulturforum. »Wie lange müssen wir aber momentan auf die Lieferung warten«, lautete eine der entscheidenden Fragen nach den Ausführungen des Metzinger Ingenieurs Klaus Rath. Die Antwort war so kurz wie eindeutig: »Die Lieferzeit beträgt momentan rund ein Jahr«, so Rath.

Aber: Panik brauche deshalb niemand zu bekommen: »Auch wenn Ihre Heizung im nächsten Jahr kaputt gehen sollte, es gibt Übergangsfristen, Sie können zwischenzeitlich auch wieder eine Öl- oder Gasheizung einbauen.« Der Haken an der Sache: Ende 2045 ist wirklich Schluss mit den fossilen Brennstoffen, so will es die Regierung, so betonte es auch der Ingenieur im rappelvollen Kulturforum.

Ein Riesenthema

Der Metzinger Arbeitskreis Klima und Energie (AKE) hatte geladen, damit Klaus Rath »in die Tiefen des Heizungsmysteriums einführt«, wie AKE-Sprecher Fritz Kemmler in die Veranstaltung einführte. Geduldig lauschte das Publikum den Ausführungen des Metzinger Ingenieurs.

»Das ist wirklich ein Riesenthema«, so Rath. Doch zunächst ging er gar nicht auf die Heizungen ein, sondern auf die Hausdämmung: »In einem typischen Haus geht durch den Boden, die Wände und das Dach jede Menge Wärme verloren.« Ein durchschnittliches Einfamilienhaus brauche pro Jahr rund 20 000 Kilowattstunden Energie. Um die herzustellen, würden etwa 2 000 Liter Heizöl benötigt. Und mit einer Wärmepumpe? »Da werden rund 5 000 Kilowattstunden Strom gebraucht, den Rest, also 15 000 Kilowattstunden kriegen Sie aus Wasser, Luft oder dem Erdreich.« Je nachdem, um was für eine Wärmepumpe es sich handle.

Viel werde auch über Wasserstoff diskutiert, doch zum Beheizen (inklusive Warmwasser) in diesem durchschnittlichen Haus brauche es 25 000 Kilowattstunden Strom, um den benötigten Wasserstoff zu erzeugen. »Das ist energetisch völliger Quatsch.«

Der Ingenieur ging auch auf die Funktionsweise von Wärmepumpen ein: »Manche sagen, die funktionieren umgekehrt wie ein Kühlschrank.« Nur – wie erzeugt denn so ein Kühlschrank die Kälte? Zur Verdeutlichung könne man auch eine Luftpumpe heranziehen: Wenn die Luft beim Pumpen komprimiert werde, entstehe Wärme. »Und wenn Sie eine Luftpumpe immer wieder betätigen und jedes Mal in eine Badewanne halten, kriegen Sie irgendwann warmes Wasser.« Natürlich sei das nicht praktikabel. Eine Wärmepumpe, die ihre Energie aus dem Temperaturunterschied in der Luft, in Wasser oder auch in der Erde ziehe, funktioniere hingegen in fast jedem Einfamilienhaus. Manchmal müssten die Heizkörper angepasst werden, ganz wichtig sei jedoch die Dämmung des Gebäudes – damit könne schon ein wesentlicher Teil der erforderlichen EU-Vorgaben erreicht werden. Möglich sei aber auch, eine Hybridheizung einzubauen: Wenn die Nutzer schon einen Öl- oder Gaskessel haben, könne eine Wärmepumpe zusätzlich eingebaut werden. Ein Beispiel: »Haben Sie einen typischen 21 Kilowatt-Heizkessel und bauen Sie eine 7-Kilowatt-Wärmepumpe ein, haben Sie die geforderten 65 Prozent regenerative Energie schon erreicht, die ab 2024 beim Einbau einer neuen Heizung Pflicht sind«, sagte Rath.

Zuschüsse und Darlehen möglich

Zuschüsse und Darlehen seien möglich – wann und wie viel, ändere sich momentan stündlich. »Da sollten Sie abwarten, bis das Gesetz tatsächlich durch ist.« Fazit dieses Abends? Die Besucher gingen erleichtert nach Hause, weil sie erkannt hatten: Ein sofortiger Handlungsbedarf ist nicht vorhanden, aufgrund der Lieferzeiten für Wärmepumpen kann eine Öl- oder Gasheizung immer noch repariert oder auch ausgetauscht werden. Nur: Irgendwann müssen die »Verbrenner« raus und durch eine Wärmepumpe ersetzt werden. Oder noch besser durch den Anschluss an ein Nah- oder Fernwärmenetz ersetzt werden. »Dann ersparen Sie sich all den Aufwand mit dem Heizungstausch«, so Rath. (nol)