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Trotz Kritik: Start-up aus Pliezhausen ergattert Deal bei »Höhle der Löwen«

Die Gründerinnen von Kniti aus Pliezhausen haben sich in der TV-Show »Die Höhle der Löwen« einen Deal erkämpft. Wie Franziska Nowak und Manuela Miller-Feigl trotz viel Kritik noch eine Investorin von sich und ihren nachhaltigen Stoffwindeln überzeugten.

Franziska Nowak (links) und Manuela Miller-Feigl (Mitte) zeigen Investorin Dagmar Wöhrl die Kniti-Stoffwindeln aus Pliezhausen.
Franziska Nowak (links) und Manuela Miller-Feigl (Mitte) zeigen Investorin Dagmar Wöhrl die Kniti-Stoffwindeln aus Pliezhausen. Foto: Stefan Gregorowius/RTL
Franziska Nowak (links) und Manuela Miller-Feigl (Mitte) zeigen Investorin Dagmar Wöhrl die Kniti-Stoffwindeln aus Pliezhausen.
Foto: Stefan Gregorowius/RTL

KÖLN/PLIEZHAUSEN. Trotz überzeugendem Produkt hagelte es kritische Nachfragen: Manuela Miller-Feigl (34) und Franziska Nowak (33) aus Pliezhausen erlebten in der Vox-Gründershow »Die Höhle der Löwen« am Montagabend eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Als bereits alle Löwen abwinkten, nutzten sie ihre letzte Chance – und gewannen Beauty-Unternehmerin Judith Williams als Investorin für ihr Start-up Kniti und dessen neuartige Stoffwindeln.

Die beiden Gründerinnen haben jahrelang an ihrer Idee gearbeitet. Miller-Feigl, Textiltechnologin, entwickelte die Struktur der Einlage, Nowak brachte ihre Erfahrung als Mutter ein. Produziert wird mit Partnern aus der Region und in Europa, von einer Strickerei in Gniebel bis nach Portugal und Frankreich. Unterstützung kam auch von der Hochschule Reutlingen und dem Deutschen Institut für Textilforschung. Schon im vergangenen Jahr haben die beiden im GEA angekündigt, den Windelmarkt mit Stoffwindeln ökologisch aufmischen zu wollen. In der »Höhle der Löwen« wollten sie diesem Plan mit dem Einstieg eines Investors einen großen Schritt näher kommen.

Hohe Bewertung schockiert Investoren

»Wir haben uns gut vorbereitet, da kann eigentlich nichts schiefgehen«, sagten die Freundinnen vor ihrem Pitch – begleitet von ihren Familien hinter den Kulissen. Doch die Nervosität war spürbar. »Wir wollen Eltern das Leben einfacher machen«, erklärten sie den Investoren. Die Idee entstand direkt im Alltag: »Seit der Geburt meiner Tochter war ich schockiert, wie viel Müll wir allein mit Windeln produzieren«, sagte Nowak. Miller-Feigl ergänzte: »Unsere Kinder tragen Unterwäsche aus luftdichtem Plastik, voll mit chemischen Superabsorbern – kein Wunder, dass sie oft Hautreizungen haben.« Ihre Lösung: eine eigens entwickelte nachhaltige Textilwindel, die die Vorteile von Stoff- und Einwegwindeln vereint.

So sehen sie aus: die Stoffwindeln von Kniti aus Pliezhausen.
So sehen sie aus: die Stoffwindeln von Kniti aus Pliezhausen. Foto: Stefan Gregorowius/RTL
So sehen sie aus: die Stoffwindeln von Kniti aus Pliezhausen.
Foto: Stefan Gregorowius/RTL

Bei ihrer Demonstration gossen die Gründerinnen Wasser auf die Windel – die Einlage nahm die Flüssigkeit mühelos auf. Möglich macht das ein spezielles, extrem saugfähiges Garn. Für dieses war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten ein Patent beantragt, aber noch nicht erteilt. Kombiniert mit einer atmungsaktiven Außenhülle entsteht eine waschbare, nachhaltige Alternative zu den 3,6 Milliarden Einwegwindeln, die jedes Jahr in Deutschland im Müll landen. Bei Preisen von 85,95 Euro für ein das »kleine Paket« (Geburt bis 9 Kilogramm) oder 95,95 Euro für das »große Paket« (8,5 bis 14 Kilogramm) sparen Eltern laut Gründerinnen zudem bis zu 1.000 Euro pro Kind. Das Feedback sei durchweg positiv, berichten sie: 25 Prozent der Kunden bestellen erneut, 90.000 Euro Umsatz wurden in den ersten sieben Monaten nach Markteintritt erzielt, für das laufende Jahr sind 400.000 Euro geplant.

Für zehn Prozent der Firmenanteile forderten sie 400.000 Euro – eine Bewertung von vier Millionen Euro. Genau daran entbrannte die Kritik. Carsten Maschmeyer sprach von zu hohem Risiko und stieg sofort aus. Green-Tech-Investorin Janna Ensthaler nannte die Bewertung »eine Frechheit«, obwohl sie als Mutter das Produkt selbst nutzen würde. Auch Familienunternehmerin Dagmar Wöhrl zweifelte: »Wie kommt ihr auf diese Bewertung?«

Gründerinnen gehen an die Schmerzgrenze

Die Gründerinnen hielten dagegen: Ihr Garn sei einzigartig und vielseitig einsetzbar – nicht nur bei Windeln, sondern auch etwa in Inkontinenz-, Menstruations- oder Automobilprodukten. »Wir haben schon viele Anfragen aus anderen Bereichen bekommen, die unsere Technologie nutzen wollen.« Zudem habe eine frühere Finanzierungsrunde ihr Start-up bereits mit drei Millionen Euro bewertet. Doch Wöhrl blieb skeptisch: »Zu viel Zukunftsmusik. Ich bin raus.« Auch Handelsprofi Ralf Dümmel verabschiedete sich: »Für mich ist das eine zu hohe Wette.«

Darum geht's in der TV-Show »Die Höhle der Löwen«

»Die Höhle der Löwen« ist ein Unterhaltungsformat des TV-Senders Vox, das seit 2014 produziert wird. In der Show stellen Gründer von Start-ups und Erfinder ihre Geschäftskonzepte vor und bieten Anteile ihres Unternehmens an. Die »Löwen« sind Investoren, die ihr eigenes Geld in Unternehmen ihrer Wahl stecken. Zudem begleiten sie die Gründer mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung fachlich. In der seit dem 15. September laufenden 18. Staffel nehmen Familienunternehmerin Dagmar Wöhrl, Beauty-Expertin Judith Williams, Handelsprofi Ralf Dümmel, Wirtschaftsgröße Carsten Maschmeyer, Green-Tech-Investorin Janna Ensthaler und Löwen-Urgestein Frank Thelen auf den Investoren-Stühlen Platz. Die Sendung wird montags um 20.15 Uhr bei Vox ausgestrahlt und ist vorab auf dem Streaming-Portal RTLplus zu sehen. (GEA)

Am Ende blieb nur Judith Williams übrig. »Ich will so schnell nicht rausgehen.« Sie machte aber klar: Wenn ein Deal zustande kommen soll, müssen die Gründerinnen ihr Angebot ändern. »Und ich spreche nicht nur von 20 Prozent.« Nach Rücksprache mit ihrer Mentorin kehrten Miller-Feigl und Nowak dann aber mit einem neuen Vorschlag zurück, mit dem sie an ihre Schmerzgrenze gingen: 400.000 Euro für 15 Prozent der Anteile, dazu sollten 200.000 Euro über Lizenzgebühren zurückgezahlt werden. Außerdem sollte Williams die Option erhalten, beim Erreichen bestimmter Meilensteine weitere 15 Prozent zu erwerben.

»Dafür mache ich es!«, erklärte Williams. Die Erleichterung war den beiden Gründerinnen anzusehen. »Ich freue mich sehr«, sagte auch Judith Williams freudestrahlend. Hinter den Kulissen feierten die Gründerinnen mit ihren Familien im Studio. »Für uns bedeutet dieser Deal unglaublich viel«, sagt Manuela Miller-Feigl. Judith Williams könne Kniti vor allem in den Bereichen Marketing und Vertrieb sehr weiterhelfen, ist sie überzeugt» Jetzt können wir richtig durchstarten.« (GEA)

Die Folge von »Die Höhle der Löwen« mit Kniti aus Pliezhausen gibt's zum Nachschauen auf dem Streaming-Portal RTLplus.