METZINGEN. Dass es bei so vielen Mitwirkenden überhaupt noch Zuschauer gab, ist nicht wirklich erstaunlich. Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium ist eine große Schule. Und sie hat so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal: eine richtige Schulkultur für Jazz und Pop. Der Mann dahinter ist Wolf-Dieter Rahn.
Aus dem Corona-Elend – das übliche Jazz-Konzert im Frühling war exakt für den Tag geplant gewesen, als 2020 die Schulen erstmals schließen mussten, die geplante England-Tournee der Jazzcombo musste abgesagt werden – ist ein Gewinn geworden, der zur festen Institution werden dürfte. Ein Sommerkonzert, eine »Summer Party«, im Schulhof, dessen Programm mehr in Richtung Pop, mehr in Richtung Great Britain geht.
»Made in the U.K.« hieß das Motto. Deshalb hing am Mittwochabend auch ein Union Jack über der Bühne. Die Bewirtung hatte in zwei Schichten der Förderverein übernommen, wo hinter der Theke eine Elternhelferin fröhlich die tolle Stimmung ausdrückte: »Alles für die Schule!« Im riesengroßen Publikum genoss auch eine Austauschschülerin aus dem französischen Troyes die ansteckende Begeisterung. Was auf dieser Bühne stand, war imposant: Sieben Sänger und Sängerinnen, eine stattliche Big-Band-Riege von 13 Blechbläsern und Klarinetten, dahinter als Klangbasis das Arsenal von drei Keyboards, einem Drum Set und mengenweise zusätzlicher Percussion, drei E-Gitarren und ein Bass – mit Martin Bürger der einzige zusätzlich engagierte Profi.
Begabt und restlos begeistert
Der Queen-Hit »Bicycle« machte den Einstieg, mit Kati und dem Freddy-Mercury-Part als erster Solistin. Auch die anderen Stimmen hatten ein derartig hohes Niveau, dass es nicht allein aus vorzüglich geschulter Begabung, sondern zusätzlich aus dem besonderem Engagement und restloser Begeisterung heraus erklärbar ist: Ob Marie mit Janis Joplins »Son of A Preacherman« oder »Rehab« von Amy Winehouse, Catlin mit lila Haar und »Shotgun«, Romys Queen-Titel »Bohemian Rhapsody« oder Lorenz mit der »Sex Bomb« von Tom Jones – alles vom Feinsten. Als Zugabe ging mit Rock Schamoni der Mond auf.
Ziemlich schnell schon waren die vorderen Reihen der Aufforderung von Wolf-Dieter Rahn gefolgt und zum Tanzen an die Bühne herangerückt. Dann wurde richtig Party draus. Rahn übrigens, gebürtiger Reutlinger und an der Trossinger Musikhochschule ausgebildet, hat das schon als Schüler gemacht, was er seinen Eleven jetzt so mitreißend als Passion für Rock, Pop und Jazz vermittelt: eine Schüler-Jazzband gegründet. (mab)