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Metzingen und Brasilien: Nicht nur Gartenarbeit verbindet

Das Gonzalinho-Projekt des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums besteht seit 20 Jahren.

Beim Austausch spielen die deutschen und die brasilianischen Schüler auch gemeinsam.
Beim Austausch spielen die deutschen und die brasilianischen Schüler auch gemeinsam. Foto: Gea
Beim Austausch spielen die deutschen und die brasilianischen Schüler auch gemeinsam.
Foto: Gea

METZINGEN/CÁCERES. 8 Uhr am Morgen im Kinderprojekt Gonzalinho in Cáceres Brasilien: Für die Schülerinnen und Schüler aus Metzingen ist es schon sehr warm. Als sie dort ankommen, stehen ungefähr 20 Kinder um den kleinen Gemeinschaftsgarten des Projektes und hören gespannt dem Agrarwissenschaftsprofessor Willian zu. Er erklärt ihnen die Funktionsweise und Wichtigkeit des Gartens und die Arbeit, bei der sie ihm heute helfen werden. Es muss Unkraut gejätet, Erde umgegraben und neue Samen gesät werden, das ist eine Aufgabe für die kleineren Kinder. Die größeren sollen sich zusammen mit den Metzingern eine Lösung für das Sonnenschutznetz des Gartens überlegen, das von einem Maracujabusch überwuchert ist. »Man merkt, wie sie sich freuen, bei der Gartenarbeit helfen zu können«, berichten die Gymnasiastinnen Anja Kauschalek und Sophie Pöplow. Vor allem, da sie die Ernte gemeinsam essen werden oder etwas davon mit heimnehmen können.

Das Gonzalinho-Projekt wurde 2001 gegründet, war damals aber nur eine Kinderbetreuung im Gemeinschaftszentrum der Kirche. Mit dem Erlös der Projektwoche des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums und zusätzlichen Spenden konnte 2008 ein Grundstück im Stadtviertel Cavalhada gekauft werden. Noch im selben Jahr wurde dort das Haus errichtet, bei dessen Bau auch Schülerinnen aus Metzingen mitgeholfen haben.

Junge Kinder in Straßenbanden

»Das Kinderprojekt ist von großer Bedeutung für die Kinder, da sie in den öffentlichen Schulen Brasiliens entweder nur vormittags oder nur nachmittags zur Schule gehen können und die Eltern der meisten Kinder den ganzen Tag über arbeiten«, betonen Kauschalek und Pöplow. Teilweise geraten schon sehr junge Kinder in Straßenbanden und werden für illegale und gefährliche Aktivitäten missbraucht. Das Gonzalinho-Projekt bietet den Kindern eine Alternative, ein zweites Zuhause, an dem sie sicher sind, mit anderen Kindern spielen und lernen, Judo praktizieren und einen respektvollen Umgang miteinander einüben können. Während ihres fünfwöchigen Aufenthalts in Brasilien durften die Metzinger oft im Projekt mitarbeiten. Jeder Tag dort hat eine strukturierte Routine. Die Kinder, die vormittags keine Schule haben, kommen ab 7.30 Uhr ins Gonzalinho-Projekt. Dort warten bereits die drei Erzieherinnen Suellen Neves, Adriellen Neves, Jackeline Benevides und freiwillige Helfer auf sie. »Ein Höhepunkt war der Tag, an dem wir mit den Kindern Drachen steigen ließen.« Die Metzinger Gymnasiasten haben den Kindern mit eigenen Aktivitäten ein vielfältiges Programm angeboten, etwa typisch deutsche Spiele wie Karottenziehen oder Topfschlagen beigebracht.

In den vergangenen Jahren gab es viele Probleme, die das Projekt stark beeinflussten. Brasilien war das am zweitstärksten betroffene Land der Corona-Pandemie, daher musste auch das Projekt für viele Monate schließen. »Mit Hilfe unserer Spenden wurden Warenkörbe für die Familien der Kinder organisiert, die den Grundbedarf an Lebensmitteln und Hygieneartikeln abdeckten, da viele der Eltern durch die Pandemie plötzlich arbeitslos wurden und keine Unterstützung vom Staat erhielten«, berichten die zwei Schülerinnen. Zusätzlich stand während der letzten Regenzeit im Dezember die komplette Stadt unter Wasser, und auch im Gonzalinho-Projekt sind dadurch starke Schäden entstanden. Um die zu reparieren, sammeln die DBGler Spenden über die katholische Kirchengemeinde St. Bonifatius in Metzingen.

Regenzeit verursacht Schäden

Mehr finanzielle Unterstützung zu bekommen, war das Anliegen der DBGler auch bei einer Audienz bei der Bürgermeisterin von Cáceres. Sie empfing sie mit den Erzieherinnen des Projekts, der Mutter eines Gonçalinhokindes und einigen älteren Projekt-Jugendlichen.

Am Ende des fünfwöchigen Aufenthalts war das Gemüse, das die Metzinger Schüler zu Beginn mit den Kindern gesät hatten, schon deutlich gewachsen und sie halfen beim Unkrautjäten. Auch der Hühnerstall und das Außengehege mussten geputzt werden. »Das war eine neue Erfahrung für diejenigen von uns, die dabei mitgeholfen haben«, stellen Anja Kauschalek und Sophie Pöplow fest. (eb)