METZINGEN. Eine Woche vor der entscheidenden Sitzung ist es heraus: Das Ganzjahresbad im Bongertwasen am Metzinger Stadtrand wird 68,8 Millionen Euro netto kosten. Zumindest wenn es nach dem Vorschlag der Stadtverwaltung und der Stadtwerke Metzingen geht. Diese haben nach einem jahrelangen nichtöffentlichen Verfahren den nach einer Wertungsmatrix günstigsten Bieter ausgesucht: die Gottlob Brodbeck GmbH, das in Metzingen führende Bauunternehmen.
Ob und inwieweit der Gemeinderat der Vergabe des Großprojekts öffentlich zustimmt und wie stark und kontrovers darüber diskutiert wird, das wird sich in der Sitzung am Donnerstag, 16. Mai, herausstellen. Sie beginnt um 18 Uhr in der Stadthalle, denn es ist mit starkem Publikumsandrang zu rechnen.
Unbeheiztes Freibad
Öffentlich hatte der Gemeinderat zuletzt im Juli 2022 einen Beschluss zum Ganzjahresbad gefasst und damals auch dessen Raumprogramm in die Ausschreibung gegeben. Zuvor hatte es einen breit angelegten und weithin gelobten Bürgerbeteiligungsprozess und einen Bürgerentscheid für das auch Kombibad genannte Großprojekt gegeben. Nachdem die Baupreise seit Jahren gestiegen sind und die Stadtfinanzen sich eingetrübt haben, haben ein sogenannter Lenkungskreis und auch der Gemeinderat nichtöffentlich dafür gestimmt, an der Ausstattung des Bades etwas zu sparen und das Bad umzugestalten.
So wird das bei den Grünen umstrittene ganzjährig beheizbare Außenbecken von 250 auf 120 bis 150 Quadratmeter verkleinert. Das Cabriodach, das ursprünglich das 25 Meter große und sechs Bahnen breite Schwimmer-/Sportbecken überspannen sollte, entfällt ebenso wie die zu öffnenden Außenwände. Dafür ist neu ein unbeheiztes, ebenfalls 25 Meter langes Freibad mit vier Bahnen geplant. Die Grünen wollten in nichtöffentlicher Sitzung ein 50-Meter-Becken, scheiterten aber an der Ratsmehrheit.
Sprungturm am Schwimmerbecken
Drinnen wird das zunächst geplante Sprungbecken entfallen, dafür ein Sprungturm mit Ein- und Dreimeter-Brettern oder -Plattformen ins Sportbecken integriert. Dieses bekommt zudem eine Boulderwand. Eine lange Röhrenrutsche soll die Attraktivität des Bads bei Jugendlichen steigern. Das Lehrschwimm-/Kursbecken wird 16 auf 10 statt 12,5 auf 8 Meter groß. Das maximal 1,3 Meter tiefe Freizeitbecken mit Wasserattraktionen bleibt bei 200 Quadratmetern Wasserfläche.
Beibehalten werden nach den Vorstellungen von Verwaltung, Lenkungskreis und (nichtöffentlicher) Gemeinderatsmehrheit die Saunalandschaft und die Bad-Gastronomie. Beide sollen helfen, das erwartete Jahresdefizit des Bads abzumildern. Dem dient auch die geplante Übernachtungssteuer, denn die Stadtverwaltung geht davon aus, dass das weit in und über die Region hinaus ausstrahlende Ganzjahresbad Gäste auch in die Hotels oder Pensionen ziehen wird.
Stadtwerke: weiter wirtschaftlicher als Sanierung jetziger Bäder
Auch in der abgespeckten Ausstattung bleibt das Ganzjahresbad mit weitem Abstand Metzingens größte Investition. Stadtwerkechef Alexander Schoch, der das Sitzungspapier für die Gemeinderatssitzung am 16. Mai ausgearbeitet hat, geht von einem Jahresdefizit des Bads von 2,74 Millionen Euro aus. Damit liegt es über dem vom Gemeinderat festgelegten Kostendeckel von 1,98 Millionen Euro pro Jahr - was auf die unvorhersehbaren Folgen der Corona-Krise und des Ukraine-Kriegs zurückzuführen sei. Diese herausgerechnet, wäre der Deckel zu halten.
Die Stadtwerke haben zudem ein Fachbüro gefragt, ob das Ganzjahresbad mit Blick auf die gestiegenen Kosten wirtschaftlicher wäre als die Sanierung des Hallen- und des Freibads mit oder ohne Attraktivierung durch zusätzliches Becken im Hallenbad und Kombibecken im Freibad, und jedenfalls ohne Sauna und Röhrenrutsche. Sie haben insoweit das zuletzt 2017 ergänzte Gutachten der Firma Fritz Planung aus Bad Urach aktualisieren lassen. Ergebnis laut Stadtwerkechef Schoch: »Der Bau des Ganzjahresbads ist nach wie vor die wirtschaftlichste Alternative.«
Eröffnung Ende 2028 geplant
Vergibt der Gemeinderat den Bau des Bads am 16. Mai an Brodbeck, soll nach dem Bauantrags- und Genehmigungsverfahren im Oktober 2025 mit der Errichtung des Bads im Freizeitgelände Bongertwasen nahe der B 28 begonnen werden. Die Gebäudehülle soll im Juni 2027 fertig sein, das Bad im November 2028 eröffnet werden. (GEA)
Grüne informieren im Kulturforum
Die Grünen-Fraktion im Metzinger Gemeinderat stellt die zur Vergabe anstehende Version des Kombibads am Montag, 13. Mai, im Kulturforum in der Eisenbahnstraße 29 vor. Anschließend stehen die Stadträte Dr. Georg Bräuchle und Thomas Lusch-Przechatzky in einer Diskussions- und Fragerunde zur Verfügung. Der Info-Abend beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. (em)