METZINGEN. Die guten Nachrichten zuerst: 2017 hat die Polizei in Metzingen nur noch halb so viele Wohnungseinbrüche registriert wie im Vorjahr (10 statt 20); solche beeinträchtigen das Sicherheitsgefühl der Einwohner besonders. Auch die Zahl der Diebstähle – es sind die meistbegangenen Straftaten – hat im Jahresvergleich abgenommen, wie Martin Wurz, der kommissarische Leiter des Metzinger Polizeireviers dem Gemeinderat erläuterte. Und: »Leicht zurückgegangen sind die Straftaten, die dem Outletbereich sicher zuzuordnen sind.« 482 wurden gezählt, bei insgesamt 1 831 bekanntgewordenen Taten. Die Gesamtfallzahl ist um unerfreuliche 10,8 Prozent geklettert – im Land und im Gebiet des Polizeipräsidiums Reutlingen dagegen gesunken. Selbst wenn man die outletbezogenen Straftaten herausrechnet, liegt Metzingen in puncto Kriminalitätsbelastung vor Reutlingen; das war 2016 noch anders.
Wie erklärt sich der ungute Trend? Ist bei Diebstählen organisierte Kriminalität im Spiel, sind bei Körperverletzungen meist Leute von hier beteiligt und geschehen Sachbeschädigungen auch aus Jux? »Tatsache ist, dass mehr geschlagen und beschädigt wird«, sagt Wurz. Die sogenannten einfachen Körperverletzungen, etwa bei Schlägereien, sind auf einen Zehnjahreshöchststand von 188 Fällen geschnellt, 2016 waren es noch 135. »In aller Regel erfolgen Körperverletzungen nicht nüchtern, sondern unter Alkoholeinfluss.« Und sie geschehen oft im privaten Rahmen, nicht im öffentlichen Raum.
»Es gibt in Metzingen keine Brennpunkte gemäß Definition«, hält Wurz denn auch fest. Die Polizei sieht demzufolge nirgendwo in der Stadt Anlass für eine Videoüberwachung.
»In aller Regel erfolgen einfache Körperverlet- zungen nicht nüchtern«
Auch nicht am Martinsgemeindehaus, wo die Grünen-Fraktion eine solche Überwachung vor einiger Zeit gefordert hatte, nachdem dort immer wieder Fensterscheiben beschädigt wurden. Die etwas versteckt liegende Ecke ist ein beliebter Jugendtreffpunkt. Mittlerweile hat sich die Lage dort entspannt, nachdem es auf Initiative von Oberbürgermeister Ulrich Fiedler kürzlich ein Fest mit Jugendlichen gegeben hatte. »Wenn man Jugendlichen mit Respekt und Wertschätzung begegnet, begegnen sie einem ebenso«, sagt Fiedler zu dieser Art der offenen Herangehensweise auf Augenhöhe, die schon den Kelternplatz ruhiger gemacht hat.
Sachbeschädigungen sind der zweite Balken, der im Metzinger Kriminalitätsdiagramm stark gewachsen ist: von 2016 zu 2017 von 135 auf 202 Fälle, darunter satte 112 mutwillige Beschädigungen an Autos. Viele Taten geschehen im Schutz der Dunkelheit oder an schwer einsehbaren Stellen. Unter anderem deshalb konnte die Polizei nur 7 Prozent der Sachbeschädigungen aufklären; bei den Körperverletzungen waren es fast 90 Prozent. Insgesamt wurden knapp 65 Prozent der Fälle geklärt, etwas mehr als 2016. Sechs von zehn Tatverdächtigen sind deutscher, die übrigen vier anderer Nationalität; Letztere haben im Jahresvergleich gut 5 Prozent weniger Straftaten begangen.
Wie bewerten Gemeinderäte die Kriminalitätsentwicklung? »Wir können uns insgesamt sicher fühlen«, fand Grünen-Fraktionschefin Elke Haubold-Schüle fast wortgleich wie Wurz und OB Fiedler. FDP-Rat Peter Reiff sagte »herzlichen Glückwunsch zur guten Lösung beim Martinsgemeindehaus«. Beide hakten bei Wurz nach, wie sich die mit 122 Fällen weiterhin hohe Zahl der Fahrraddiebstähle senken lassen könnte. »Man muss einfach in die Schlösser investieren«, riet Metzingens Interims-Polizeichef. Die Stadt könnte mehr sichere Abstellmöglichkeiten schaffen, Fahrradboxen genauso wie fest im Boden verankerte Bügel. Den Boden entzogen hat die Polizei kürzlich in Bad Urach zwei auf frischer Tat verhafteten Männern, die für eine Serie von Fahrraddiebstählen im ganzen Ermstal verantwortlich gemacht werden.
Wechselvolle Nachricht zum Schluss, ermittelt von Robert Schmid (FWV): Sexualstraftaten sind nicht nur im Land, sondern auch in Metzingen im Jahresvergleich gestiegen, von 6 auf 11 Fälle.
»Man muss einfach in Fahrradschlösser investieren«
Letzteres beurteilt Martin Wurz als »Normallevel« und sieht den Anstieg durch Änderungen im Sexualstrafrecht bedingt: Es wurde im vergangenen Jahr durch neue Tatbestände verschärft, sodass die Fallzahlen von 2016 und 2017 nicht vergleichbar sind. (GEA)
KRIMINALITÄTSSTATISTIK
Die jährlich von der Polizei in den Gemeinderäten erstatteten Kriminalitätsberichte beruhen auf einer Statistik, die nur Straftaten erfasst, nicht aber Ordnungswidrigkeiten wie etwa Ruhestörungen oder mutwillige Vermüllung. Erfasst sind weiterhin nur Fälle, die der Polizei bekannt geworden sind, nicht aber solche aus dem Dunkelfeld. Aus dieser polizeilichen Kriminalitätsstatistik wird für die Städte eine sogenannte Kriminalitätsbelastungszahl errechnet. Um eine Vergleichbarkeit zu erreichen, wird dabei die Zahl der bekanntgewordenen Delikte auf 100 000 Einwohner hochgerechnet. (pfi)