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Lieferengpässe und Preissteigerungen bedrängen Handwerker im Kreis

Mitgliederversammlung der Kreishandwerkerschaft Reutlingen im Stausee-Hotel mit Folgen der Ukraine-Krise

Ein Handwerker bei der Arbeit.
Ein Handwerker bei der Arbeit. Foto: SCHIERENBECK/DPA
Ein Handwerker bei der Arbeit.
Foto: SCHIERENBECK/DPA

METZINGEN-GLEMS. Der Krieg in der Ukraine hat unerwartete Auswirkungen auf die Baubetriebe in der Region. Darum ging es auf der Mitgliederversammlung der Kreishandwerkerschaft Reutlingen vor Kurzem im Stauseehotel bei Glems. Die Baubetriebe haben mit Lieferengpässen und teilweise explodierenden Preisen zu kämpfen. Trotzdem ist die Branche zuversichtlich. Sie sieht einen hohen Investitionsbedarf sowohl in der Infrastruktur als auch beim Wohnraum. Der Beschäftigungsstand ist so hoch wie seit 1999 nicht mehr.

Mit dem Krieg in der Ukraine werden vordergründig Engpässe und Preissteigerungen bei der Versorgung mit Öl, Gas oder Kohle in Verbindung gebracht. Tatsächlich sind Russland, Belarus und die Ukraine auch wichtige Rohstofflieferanten für die Bauwirtschaft. Im Besonderen gilt dies für Baustahl. »40 Prozent unseres Baustahls kommen aus diesen drei Ländern«, heißt es von der Kreishandwerkerschaft Reutlingen.

Branche sieht Zukunft positiv

Die Folgen des anhaltenden Ukrainekriegs sowie der Lieferkettenprobleme sind Lieferengpässe bei bestimmten Materialien sowie teilweise gewaltige und explodierende Preise, sagt der Obermeister der Bau-Innung Reutlingen, Jörg-Heinz Müller, jüngst bei der Mitgliederversammlung.

Neben der Verteuerung der Baustoffe macht der Branche insbesondere auch die Verteuerung der Kraftstoffe zu schaffen, berichtete der Geschäftsführer der Reutlinger Kreishandwerkerschaft, Ewald Heinzelmann. Im Mittelpunkt der Versammlung stand deshalb auch der Umgang mit Lieferengpässen und -verzögerungen sowie Preissteigerungen. Allerdings gebe es kein einheitliches Vorgehen auch von verschiedenen Auftraggebergruppen. Bei neuen Aufträgen würden deshalb der Bund und das Land teilweise Preisgleitklauseln für bestimmte Baustoffe vorsehen. Bei Kommunen sehe dies wieder anders aus. Einige lehnten dies komplett ab, während andere zögerlich solche Klauseln akzeptierten. Bei bestehenden Verträgen gebe es teilweise enorme Belastungen, was auch zu einem Wegfall der Geschäftsgrundlage führen könne, sagte Heinz Georg Kern, der als Vertreter der Bauwirtschaft Baden-Württemberg das Thema den Unternehmen vorstellt.

Trotz der aktuellen Probleme sieht die Branche die eigene Zukunft sehr positiv. Insbesondere der große Investitionsbedarf in vielen Bereichen der Infrastruktur sowie der große Bedarf an zusätzlichem Wohnraum sorge für Optimismus bei den Baubetrieben. Nicht zu vergessen sei die energetische Modernisierung des Gebäudebestandes, was eine Mammutaufgabe darstellt.

Neben den aktuellen Lieferproblemen und Preissteigerungen hat die Branche noch ein großes, latentes Problem: den Personal- und Fachkräftemangel. Aktuell werden in der Bauwirtschaft die meisten Mitarbeiter seit 1999 beschäftigt. Trotzdem reiche dies bei Weitem nicht. Die Betriebe wollen deshalb ihre Ausbildungsbereitschaft weiter steigern und mit anderen Maßnahmen versuchen, ihre qualifizierten Mitarbeiter zu halten. Dazu zählten insbesondere übertarifliche Entlohnungen sowie eine erfolgsorientierte Bezahlung. (eg)