RIEDERICH. Einen Haushalt für dieses Jahr hat Riederich noch immer nicht, aber mit Tanja Dreier seit einer Woche immerhin wieder eine Kämmerin. Die muss sich in das umfangreiche Aufgabengebiet der Finanzverwaltung einarbeiten, das Amt war seit vergangenem Oktober unbesetzt. Da den Gemeinderäten zudem ab 2019 keine Jahresabrechnungen vorliegen, hatte das Gremium einen Antrag gestellt und darin die Unterstützung der neuen Amtsleiterin durch ein externes Büro gefordert. Das kam bei Bürgermeister Tobias Pokrop weniger gut an, er zeigte sich irritiert: »Das ist eine Forderung, die fern jeder Realität im Raum steht.« Auf der einen Seite solle die Verwaltung unterstützt werden, auf der anderen Seite ergebe sich dadurch ein praktisches Problem im Arbeitsablauf »Man braucht jemanden, der den Externen mit Infos füttert und wenn das Futter nicht kommt, kann er nicht arbeiten.« Der Vorgang sei seiner Ansicht nach nicht fair: Es werde etwas als Unterstützung verkauft, dass die Arbeitsgeschwindigkeit im Rathaus nicht erhöhe. »Das hat nicht den Effekt, den sie sich erhoffen.« Im Gegenteil, wie auch Tanja Dreier meinte: »Durch die Zuarbeit von mir entsteht sehr viel Aufwand für mich.« Vielmehr würde sie den Etat gerne selbst erstellen, dann könne sie vieles lernen und der Synergieeffekt sei hoch: »Denn damit steige ich gleich in den Etat für 2024 ein.« Die Zeit, die sie sich für die Zuarbeit nehmen müsste, würde sie gerne in Anderes stecken – zum Beispiel die Haushalte vernünftig zu erstellen.
»Wir haben es von Herzen gut gemeint«, erläuterte Petra Bäuerle das Vorgehen des Gemeinderats. Wenn die Kämmerin dadurch einen Mehraufwand habe, nehme das Gremium den Antrag zurück. Eine Bitte solle Tanja Dreier aber erfüllen: Bis zur nächsten Sitzung solle sie dem Gremium mitteilen, ob es eine mögliche Unterstützung bei der Aufstellung der Jahresrechnungen gebe. Herbert Schietinger ist eines wichtig: »Der Haushalt sollte so rechtzeitig kommen, dass er den Namen 2023 verdient.«
Antrag bereits im Mai formuliert
Den Antrag hatte der Gemeinderat im Mai formuliert, als sich trotz mehrerer Bitten, einen Etat zu erstellen laut Uli Büttel nichts getan habe. Beim Haushalt handele es sich immerhin um den Masterplan, um Entscheidungen treffen zu können. »Ohne Etat herrscht Stillstand«, begründete Petra Bäuerle die Entscheidung, einen Antrag zu stellen. Mit einem externen Finanzdienstleister zu arbeiten, sei angesichts des Mangels an Mitarbeitern vor Tanja Dreiers Amtsantritt laut Bürgermeister nicht möglich gewesen: Man habe auf dem kleinen Rathaus niemanden gehabt, der sozusagen zufüttern konnte – das binde sehr viel Arbeitszeit und die hatte niemand. Auch er habe diese Aufgabe nicht übernehmen können, immerhin sei eine Vollzeitstelle nicht besetzt gewesen: »Einen Haushalt macht man nicht nebenher.« Der Gemeinderat habe ihm als Bürgermeister angesichts der personellen Unterbesetzung im Rathaus immer wieder Unterstützung angeboten, die aber laut Ulrich Sensbach abgelehnt worden sei: »Das finde ich schade.« (oech)