HÜLBEN. Der Begriff Tiny House hat seinen Ursprung in den USA. Hierbei geht es um sehr kleine Häuser, die geringe Bau- sowie laufende Kosten verursachen. Ins Deutsche übersetzt heißt es so viel wie Kleinsthaus, Minihaus, Mikrohaus oder Singlehaus.
Eine genaue Definition des Begriffs gibt es in Deutschland nicht und demnach auch keine festgelegte Mindest- oder Maximalgröße. In der Regel fallen unter den Begriff Minihäuser zwischen 15 und 45 Quadratmetern. Ein Tiny House bietet demnach deutlich weniger Wohnfläche für einen pragmatischen, minimalistischen sowie funktionalen Lebensstil.
Antrag für Kleinprojekt gestellt
Julian Hermle ist begeistert von der Tiny-House-Bewegung und hatte die Idee »so etwas verrücktes auch für Hülben anzugehen«. In Hülben genauso wie in vielen anderen ländlichen Gemeinden gibt es zwei konträre Problemstellungen zum Thema Wohnraum. Zum einen gibt es Wohnraumknappheit (Trend Einzelpersonenhaushalte) mit kaum kleinen und bezahlbaren (Miet-)Wohnungen. Zum anderen stehen in Hülben etliche Baugrundstücke innerorts seit vielen Jahren unbebaut leer. Die Grundstücke dienen oftmals als Geldanlage oder werden für Bauvorhaben etwaiger Kinder oder Enkel vorgehalten. »Mit meinem Projekt initiiere ich eine pilothafte Umsetzung eines Tiny-House-Wohnprojekts, was einen super Zugewinn für Hülben darstellt«, erzählt Hermle bei einem Treffen mit Regionalmanagerin Elisabeth Markwardt.
Im Februar hatte Julian Hermle bei Leader Mittlere Alb einen Antrag für ein Kleinprojekt gestellt. Er beantragte einen Zuschuss im Regionalbudget für ein Modellvorhaben zur Initiierung eines Tiny-House-Wohnprojekts. Zum Antrag gehörten die Akquise eines Baugrundstücks, Ausgestaltung eines langfristigen Pachtvertrags mit dem Grundstücksbesitzer, die Herrichtung der Infrastruktur auf dem Grundstück inklusive Zuwegung, Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen für bis zu vier Wohneinheiten sowie die Erstellung von Webseite und Marketingmaterial. Die baulichen Maßnahmen auf dem Grundstück im Karrensteigle wurden so minimalinvasiv wie möglich gehalten, um eine etwaige Räumung des Grundstücks nach Ablauf der Pacht offen zu halten. Ende November hatte Hermle das Projekt abgeschlossen und dafür die Regionalbudgetplakette entgegengenommen. »Mit dem Projekt möchte ich meine Selbstständigkeit weiterentwickeln, wie auch einen Beitrag zur Entwicklung und attraktiven Gestaltung unseres Dorfes leisten. Ich bin froh über die Unterstützung von Leader – ohne die Fördergelder hätte ich dieses Projekt nicht umgesetzt«, sagt Hermle.
Veränderung de Dorfentwicklung
In den kommenden Monaten werden auf das Grundstück vier Tiny-Reihenhaus- Wohneinheiten gebaut. »Es ist geplant, dass die Wohneinheiten Anfang Juli 2023 bezugsfertig sind. Erste Anfragen dafür liegen mir bereits vor«, berichtet Hermle. Sein Ziel ist die Schaffung von mietbarem Wohnraum und gleichwohl eine Investition in einen Veränderungsprozess innerhalb der Dorfentwicklung für mehr Wohninfrastruktur. Sollte jedoch dafür keine Nachfrage bestehen, wären Ferienwohnungen eine Alternative, von denen es auch sehr wenige in und um Hülben gibt. (eg)