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Goethes Werther mit Mobbing und Erfolgsdruck

Die Theater-AG des Uracher Graf-Eberhard-Gymnasium führt das Werk »Neue Leiden – Neue Werther« auf.

Gestik und Mimik im Fokus: Die Theater-AG des Graf-Eberhard-Gymnasium während einer Probe für »Neue Leiden – Neue Werther«.  FOT
Gestik und Mimik im Fokus: Die Theater-AG des Graf-Eberhard-Gymnasium während einer Probe für »Neue Leiden – Neue Werther«. FOTO: BÖHM
Gestik und Mimik im Fokus: Die Theater-AG des Graf-Eberhard-Gymnasium während einer Probe für »Neue Leiden – Neue Werther«. FOTO: BÖHM

BAD URACH. Verschmähte Liebe kannte Johann Wolfgang von Goethe aus eigener Anschauung. Seine schmerzhaften Erfahrungen verarbeitete er im populären Briefroman »Die Leiden des jungen Werther(s)«, dessen Erstausgabe 1774 erschien. Der Protagonist, der junge Jurist Werther, zerbricht schließlich an seiner chancenlosen Liebe zur angebeteten Lotte und sieht seinen einzigen Weg in der Selbsttötung.

Das Werk aus der Sturm-und-Drang-Zeit fokussiert auf menschliche Empfindungen. Jetzt hat sich die Theater-AG des Graf-Eberhard-Gymnasiums in Bad Urach unter der Leitung von Lehrer Dr. Mathias Eicks der Thematik angenommen. Premiere von »Neue Leiden – Neue Werther« ist am Freitag, 13. Juli im Lichthof des Gymnasiums. »Es macht einfach Sinn, sich auf diese Weise mit klassischer Literatur zu befassen«, sagt Eicks, der das Werk für die zwölf Schauspielerinnen und Schauspieler vom 9. bis 12. Jahrgang ausgesucht hatte. Die Thematik sei zeitlos. »Wenn man damit Jugendliche nicht ansprechen kann, weiß ich auch nicht.«

Und richtig, nach anfänglichem Zögern sprang die Begeisterung über. »Das Spannungsfeld zwischen Werther, Lotte und ihrem Verlobten Albert ist sehr interessant«, sagt Paula Dax, die die Lotte spielt. »Die Beziehungen verändern sich, es herrscht viel Zerrissenheit.« Durch das Stück »Reineke Fuchs« sei bereits das Interesse an Goethe geweckt worden, berichtet Deniz Akdeniz, der in die Rolle des Albert schlüpft.

Eigene Rahmenhandlung

Die Theater-AG schuf zu Goethes Drama noch eine Rahmenhandlung, in der sie sich sozusagen selbst spielt. Unter anderem gibt es darin einen Zwist, wer die Rolle des Werther übernehmen darf, und Chatbeiträge als Hintergrund. »Durch die «Modernisierung» des Stücks wird deutlich, dass die Themen unglückliche Liebe, soziale Ausgrenzung, Misserfolg, Erfolgsdruck, Mobbing und suizidale Gedanken heute immer noch aktuell sind«, so Stefanie Brändli. Entsprechend erhielt das Stück auch den Titel »Neue Leiden – Neue Werther«. Zusätzlich wird den Protagonisten noch eine Parallelfigur an die Seite gestellt, die dessen Gedanken und Gefühle widergibt. Lisa Müller, die mit viereinhalb Jahren auf die längste Schauspielerfahrung in der Gruppe zurückblicken kann, wird so das Pendant von Alexander Grassl in der Rolle des Werther. »Diese Methode ist auch gut dazu geeignet, möglichst viele Akteure in die Handlung einzubinden«, so Eicks. Er brachte das neue Theaterstück, das in Sprache und Kostümen sowohl das 18. Jahrhundert als auch die Gegenwart aufgreift, zu Papier.

Geprobt wurde seit Beginn des Schuljahrs. Auch das Bühnenbild, die Livemusik mit aktuellen Popsongs, die Beleuchtung und die Beamerprojektion werden von den Schülerinnen und Schülern selbst übernommen. In einer kleinen Gastrolle tritt der scheidende GEG-Direktor Friedemann Schlumberger auf. (gb)

 

TERMINE UND TICKETS

Die Premiere von »Neue Leiden – Neue Werther« ist am Freitag, 13. Juli, um 20 Uhr, im Lichthof des Graf-Eberhard-Gymnasiums Bad Urach. Weitere Aufführungen zur selben Uhrzeit folgen am Montag, 15. Juli, und Dienstag, 16. Juli. Einlass ist jeweils ab 19.30 Uhr. Karten für Schüler kosten vier Euro, für Erwachsene sieben Euro. (gb)