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Aktuell Gericht

Eine unerlaubte Beziehung, die vor Gericht landete

Weitere Zeugenaussagen im Tübinger Prozess um den sexuellen Missbrauch an einer 13-Jährigen

Der Prozess am Landgericht Tübingen soll noch mehrere Tage dauern. FOTO: RITTGEROTH
Der Prozess am Landgericht Tübingen soll noch mehrere Tage dauern. FOTO: RITTGEROTH
Der Prozess am Landgericht Tübingen soll noch mehrere Tage dauern. FOTO: RITTGEROTH

METZINGEN/TÜBINGEN. Im Prozess um sexuellen Missbrauch vor dem Tübinger Landgericht ist gestern das inzwischen 14-jährige Mädchen aus Metzingen gehört worden. Ihre Eltern hatten ihren heute 23-jährigen früheren Freund angezeigt. Der syrische Flüchtling, der zur Ausbildung in Reutlingen wohnte, wurde daraufhin in Haft genommen und wegen Kindesmissbrauchs und Vergewaltigung angeklagt. Zweieinhalb Stunden, mit zwei Pausen, befragte die Jugendstrafkammer das Mädchen – im Beisein einer Betreuerin, aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit, die erst wieder zugelassen wurde, als die Mutter aussagte.

Mit Hausarrest wollten die Eltern die Beziehung unterbinden, nachdem die Mutter bei der damals noch minderjährigen Tochter eine Packung der Pille gefunden und bei einem Treffen vor einem geplanten Kinobesuch herausbekommen hatte, dass der Freund eben nicht 16, wie er vorgab, sondern mindestens 21 Jahre alt war. Dem jungen Mann sei vom Vater dann auch lautstark am Telefon klargemacht worden, er solle »die Finger von der Tochter lassen«.

Zu dritt hätten Vater, Mutter und Tochter über den Whatsapp-Kanal des Mädchens die Beziehung für beendet erklärt, räumte die Mutter ein. Als Warnungen an ihn und wochenlanger Hausarrest für die Tochter nichts gefruchtet hätten, sondern die Beziehung heimlich weitergeführt wurde, sei noch der Verdacht einer Schwangerschaft dazugekommen. Zwei von der Mutter besorgte Tests seien allerdings negativ ausgefallen.

»Er hat nicht verstanden. Sie hat nicht verstanden. Dann bin ich eben zur Polizei gegangen«, sagte die Mutter vor Gericht. Dort habe sie angegeben, der Freund sei auch »mal gewalttätig geworden« und habe »bestimmt, was sie anziehen und wie sie sich schminken soll«. Auch habe er sie einmal eingesperrt. Auf Nachfrage der Vorsitzenden Richterin Sigrid Höchst räumte die Mutter ein, die Tochter »war glücklich bis dahin«. Auch sei sie »nicht einverstanden« gewesen mit dem Gang zur Polizei.

Die engste Freundin des Mädchens, eine 15 Jahre alte Gymnasiastin, bestätigte als Zeugin das anfängliche Glück des Paares. Sie habe den Freund allerdings bald nicht mehr für so jung gehalten wie er vorgegeben hatte. Auch von der Schwangerschaftsangst wusste die Freundin zu berichten und von einem Wandel des Mädchens hinsichtlich der sexuellen Dinge: Die erste Zufriedenheit hielt demnach wohl nicht lange vor.

Für die Gewalt, um die es da möglicherweise ging, hatte die Zeugin eine andere Erklärung. Wegen eines Missgeschicks beim Aufräumen von Geschirr sei der junge Syrer wohl einmal handgreiflich geworden.

Die 18-jährige Freundin eines Wohnungsgenossen des Angeklagten bestätigte, dass er es aber offenbar »ziemlich ernst gemeint habe mit seiner neuen Beziehung«, die im September 2019 begonnen hatte. Am Kochen, Aufräumen und Putzen habe man das gemerkt. Das Mädchen habe sich ihr gegenüber als 16-jährige Realschülerin ausgegeben. »Ich habe ihr das auch abgekauft«, versicherte sie.

Der Prozess wird heute mit der Prüfung der Chatprotokolle fortgesetzt. Danach könnte die Beweisaufnahme abgeschlossen werden. Weitere Zeugen sind einstweilen nicht geladen. (mab)