BAD URACH. Der Wasserfall dürfte die bekannteste Touristen-Attraktion in Bad Urach sein. Wer dort hin spaziert, wandert oder radelt, steigt in aller Regel am Parkplatz im Maisental ein. Wer hier schnell mal austreten muss, schlägt sich entweder in die Büsche, oder muss mit vier Dixi-Klos vorlieb nehmen. Die sehen mehr nach Baustelle aus als nach einem prämierten und bundesweit bekannten Premiumwanderweg. Jetzt hat der Technische Ausschuss des Uracher Gemeinderat beschlossen, ein paar Meter weiter für 145 000 Euro eine hochsolide und schicke Toilettenanlage zu bauen.
Vier Dixi-Klos ins Weiß-Blau: »Sieht so der Eingang zu Deutschlands schönstem Wanderweg aus«, fragten sich nicht nur viele Ausflügler, sondern auch die Uracher selbst. Nicht gerade eine einladende Visitenkarte, was die Kurstadt ihren Gästen bis heute bietet. Rund drei Jahre steht das Provisorium jetzt schon dort. Doch das soll jetzt endgültig ausgedient haben.
Ohne Moos nix los
Tim Wilhelm, der im Uracher Rathaus den Bereich Bau und Technik leitet, hat als gelernter Architekt den Plan für die Anlage selbst gezeichnet. Das quadratische Gebäude wird in Beton-Fertigteilen gefertigt. Die Außenwände sind »kerngedämmt«. Im Innenbereich werden sie bis zu einer Höhe von 1,50 Metern gefliest, ebenso die Bodenflächen. »Ansonsten soll die Innenraumgestaltung robust und einfach sein«, schreibt Wilhelm in der Sitzungsvorlage. Beheizt wird das Häuschen über an der Decke angebrachte Infrarotheizkörper. Gut auch für den Wickeltisch, der ebenfalls reinkommt.
Zentrales Element: Für Damen gibt es drei Toiletten, für Herren eine Schüssel und zwei Pissoirs – für beide Seiten je zwei Waschbecken. Selbstverständlich gibt’s in der neuen Toilettenanlage im Maisental auch ein Behinderten-WC. Damit hier wirklich nur Menschen mit Behinderungen reinkommen, ist dieser Raum mit einem Euro-Schließsystem ausgestattet. Menschen mit Behinderung – und nur die – können einen Schlüssel dafür beantragen.
Als »Gag« – als besonderes Alleinstellungsmerkmal – denkt Stadtplaner Tim Wilhelm an eine Moos-Wand, die die Toilettenanlage außen verkleiden soll. Dazu wird Moos aus der Umgebung gesammelt und zusammen mit (Butter-)Milch, Wasser (oder Bier) und Zucker gehäckselt und wie eine Farbe auf die Betonwand aufgetragen. Weil Moos so gut wie überall wächst, sollte es über kurz oder lang auch auf der Betonwand wachsen – alles eine Frage der Zeit. Mehr Grün geht nicht.
Eine gute Voraussetzung dafür, dass das Häuschen das Wohlwollen der Naturschutzbehörde findet: Auf ihre Stellungnahme – und auf die der Gewerbeaufsicht – muss Tim Wilhelm warten, bevor er das Baugesuch genehmigen kann. »Die sollte spätestens Anfang Juni da sein«, sagt Wilhelm, »nicht meine Unterschrift, sondern die Stellungnahmen der Behörden.«
Obwohl das Toiletten-Häuschen im Maisental wegen der Fertigteil-Bauweise ruckzuck aufgestellt ist, geht’s nicht ganz so schnell. »Die Bauteile müssen ja erst noch hergestellt werden«, betont der Architekt, »in Auftrag geben können wir sie erst, wenn wir die Genehmigung haben.« Immerhin: »Wir haben die Handwerker dafür schon an der Hand.« Dann kommt der Auftrag, dann die Bauleute – dann hoffentlich irgendwann das Häuschen. Ob’s bis zum Beginn der Wander-saison im Herbst fertig wird? Man sieht Wilhelm durchs Telefon förmlich die Stirn runzeln. »Hoffentlich!«
Zu den geplanten Kosten von rund 145 000 Euro kommen jährliche Unterhaltskosten in Höhe von 15 000 bis 20 000 Euro. Die könnten durch eine Erhöhung der Parkgebühren von drei auf vier Euro finanziert werden. (GEA)