Aus dem Leben des jüdischen Mädchens, das sich mit seiner Familie und einer weiteren in einem Haus in den Niederlanden vor den Nazis versteckt hielt und kurz vor Ankunft der Alliierten doch ins KZ deportiert wurde, wo bis auf den Vater, der Annes Tagebücher der Nachwelt erhielt, alle umkamen. Harter, heikler, sensibler Stoff, den das zehnköpfige Ensemble der Landesbühne ergreifend und bedrückend auf die Bühne gebracht hat, schwankend zwischen Lebensmut und Angst.
Verstanden hat die Botschaft leider offensichtlich bei Weitem nicht jeder im Publikum. Gleich mehrere Schulklassen sind gekommen. Etliche Schüler murmeln während der Aufführung, die schon deshalb nur verzögert beginnen kann, immer wieder. Einige können die mehrminütige Stille nicht aushalten, die die versteckten Familien aushalten mussten, weil sie tagsüber kein Geräusch machen durften, um nicht aufzufliegen, und dies in Zeitlupenbewegungen und ohne Worte symbolisieren.
Immer wieder dringt ein »Schht!« durch den Saal – sind es Lehrer, die für (vorübergehende) Ordnung sorgen? Als zwei Mitglieder der jüdischen Familien in schierer Verzweiflung über den Essensmangel zackig die wenigen Kartoffeln verteilen, johlen junge Zuschauer. Als es in der gefängnisartig engen räumlichen Lage der Familie kracht, Spannung abgebaut werden muss, gibt es Applaus.
Nach der Vorstellung: betroffene Gesichter unter vielen Erwachsenen. Aus doppeltem Grund. Waren die Schüler – überwiegend im jungen bis mittleren Jugendalter – im Unterricht unzureichend auf das schwere Stück vorbereitet worden? Liegt die menschenverachtende NS-Zeit inzwischen zu weit zurück für sie? War die zweistündige Aufführung samt halbstündiger Einführung zu lang für die Jugendlichen? Oder fehlt es einigen einfach am Respekt, andere sprechen, hören und schauspielen zu lassen? Es war der Abend des Ensembles, nicht der des Publikums am Dienstag in der vollen Metzinger Stadthalle.