DUSSLINGEN/TÜBINGEN. Zum fünfzigsten Jahrestag des vom Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) ausgerufenen Slogans »Freie Fahrt für freie Bürger!« macht der Landkreis Tübingen Schluss mit lustig für Schnellfahrer. Von Donnerstag an wird im bedeutendsten Straßenbauwerk der B 27 – den Dußlinger Tunnelröhren – zweifach unter Tage geblitzt. Nämlich beidseitig, heißt: seit Februar in Fahrtrichtung Ofterdingen. Und nun auch in Richtung Tübingen.
Wie der GEA berichtete, wird jetzt endlich das vom Landkreises im Jahr 2018 beschlossene Verkehrsüberwachungs-Konzept umgesetzt. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf dem 486 Meter langen Tunnelbauwerk. Dort hatten sich seit der Inbetriebnahme der zwei Röhren im Jahr 2014 mehrere Unfälle ereignet. »Die sich«, so das Landratsamt, »in Kombination mit erhöhten Geschwindigkeiten und der dort vorherrschenden sehr hohen Verkehrsbelastung von täglich rund 30.000 Kraftfahrzeugen schnell zu einer Gefahrenlage für die Verkehrsteilnehmer hätten entwickeln können«.
Verdeckte Messungen am Tunneleingang ergaben, dass ein erheblicher Anteil der Verkehrsteilnehmer in diesem Bereich die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h nicht einhält. Der Kreis hatte 2017 hochgerechnet, dass es zehn Prozent der Verkehrsteilnehmer sind und kalkulierte mit Tunnel-Knöllchen-Einnahmen im jährlichen Umfang von rund 600.000 Euro. Die hierfür vorgesehene Installation einer festen Messanlage, zunächst Richtung Süden, erfolgte 2018, ihre Freischaltung zog sich aber wegen Verzögerungen der Prüfungsabnahme durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) bis Frühjahr 2024 hin.
Nachdem die amtliche Zulassung erfolgt ist, hat der Landkreis gleich eine zweite Messanlage in der nach Norden führenden Röhre installieren lassen. Gestern stellten Mitarbeiter der Firma Jenoptik die Anlage scharf. Auch sie befindet sich im Anfangsbereich der Tunneleinfahrt. Erlaubt sind in diesem Bereich nach wie vor 80 Stundenkilometer. Bei Bedarf (zum Beispiel bei einer Baustelle) kann die Geschwindigkeitsbegrenzung über die elektronischen Anzeigen vor dem Tunnel angepasst werden. Der quadratische Blitzerkasten ist gut sichtbar an der rechten Röhrenwand installiert. Nicht so leicht zu finden ist die vollelektronische Infrarot-Kamera, die sich in anderthalb Meter Höhe in einer Wandnische befindet. Sie ist zum Schutz vor Schmutz mit einer durchsichtigen Platte verschlossen. Bei der Tunnelflut nach dem Unwetter 2018 hatte die Anlage in der Nebenröhre den Test als Unterwasserkamera jedoch nicht bestanden und wurde als Versicherungsfall ersetzt. (GEA)