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Zwei Wochen »Ausnahmezustand« in Gomaringen

Großer Andrang in Gomaringen. Das Kaufhaus der Behinderten-Werkstätten bleibt ein Renner

Neue Ideen lassen den Gomaringer Basar nicht altbacken daher kommen: Weihnachtsbäume in Bockleiterform.  FOTO: MEYER
Neue Ideen lassen den Gomaringer Basar nicht altbacken daher kommen: Weihnachtsbäume in Bockleiterform. FOTO: MEYER
Neue Ideen lassen den Gomaringer Basar nicht altbacken daher kommen: Weihnachtsbäume in Bockleiterform. FOTO: MEYER

GOMARINGEN. Ein Jahr Vorarbeit und »zwei Wochen Ausnahmezustand«. Ganz schön viel Aufwand für einen einzigen Tag der offenen Tür. Besser gesagt: Verkaufstüren. Denn am Samstag gingen diese zum 46. Mal in den Werkstätten des Freundeskreis Mensch in Gomaringen auf. Der Basar »ist eine große Herausforderung für alle Beteiligten«, sagt Vorstand Torsten Hau. Menschen mit unterschiedlich schweren Behinderungen, ihre Betreuer, die Verwaltung und die Angehörigen arbeiten »mit freudiger Erregung und Anspannung« auf den Tag hin.

Nicht nur die Beschäftigen, sondern auch viele ehrenamtliche und handwerklich begabte Mitarbeiter tragen zum jährlichen Erfolg der Veranstaltung bei.

Voll geparkte Straßen und sich durch die Gänge schlängelnde Menschenmassen prägten das Bild am Samstag. Stammkundschaft zumeist. »Es verteilt sich aber über den Tag«, freut sich Marion Haid, die über den Verkauf der 169 Adventskränze wachte. Angehörige und Angestellte hatten sie ganz frisch in ihrer unbezahlten Freizeit kreiert und zusammengesteckt. »Früher waren morgens bereits alle weg. Nachdem wir sie einheitlich mit roten Kerzen und Deko bestückt haben, kommt keiner zu kurz.«

Vier Säulen tragen den Erfolg dieses sozialen Kaufhauses: Es sind zum einen die Behinderten selbst, die mit ihren Arbeiten den Großteil der anspruchsvollen Geschenkideen stellen. »Alle unsere Mitarbeiter mit Handicap bringen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein«; so Hau. »Es zählt nicht die Produktivität, sondern die aufgewandte Mühe.« Die rund 320 Behinderten kommen aus verschiedenen Gruppen der weitverzweigten und breit gefächerten Werkstätten.

Die zweite Säule sind die dazu gekauften Utensilien. Nicht alles lässt sich ohne Spezialwerkzeuge im Eigenbetrieb herstellen. Dann gibt es da noch die Eltern, die zu Hause werkeln. Schließlich sind auch Mitarbeiter- und Elterngruppen aktiv, die sich im Haus mit der Verwaltung zusammenfinden, um gemeinsame neue Ideen umzusetzen. So gibt es jetzt zum eigentlich alternativlosen Weihnachtsbaum einen selbigen im Bockleiterformat. Mit durch einen 3-D-Drucker in Kleinserie hergestellten Produkten hat neben aller Bastelei nun auch die Industrie 4.0 im Haus Einzug gehalten.

»Völlig neu und auf eigene Beine gestellt haben wir die bisher quer subventionierte Knetmasse-Produktion«, verrät Hau. Statt in bunter, aber langweiliger Verpackung gibt’s die Knete jetzt ideenreich präsentiert. Die jüngsten Besucher trugen beim Probekneten ihren Teil dazu bei. (mey)