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Zwei Sperrungen sind eine zu viel: Stadt Tübingen kritisiert Bahn

Regionalbahn
Ein doppelstöckiger Regionalzug der Deutschen Bahn fährt durch einen Bahnhof. Foto: Jonas Walzberg
Ein doppelstöckiger Regionalzug der Deutschen Bahn fährt durch einen Bahnhof.
Foto: Jonas Walzberg

TÜBINGEN. Die Tübinger Stadtverwaltung nimmt in einer Pressemeldung Stellung zur schwierigen Situation von Pendlern, deren Schienenverbindung derzeit unterbrochen ist: »Leider war es absehbar, dass die gleichzeitige Sperrung beider Schienenstrecken in Richtung Stuttgart zu nicht beherrschbaren Problemen führen wird«, kommentiert Oberbürgermeister Boris Palmer die Berichte über lange Reisezeiten mit dem Schienenersatzverkehr.

Als im Sommer bekannt wurde, dass die Ammertalbahn anders als zuvor geplant im Oktober und November nicht betriebsbereit sein wird, hatte sich Palmer unverzüglich an den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn für das Land Baden-Württemberg gewandt und dringend darum gebeten, die Baustelle in diesem Herbst zu verschieben. Die Bahn lehnte ab. Für Palmer weiter unverständlich: »Kurz vor der Inbetriebnahme der nagelneuen Ammertalbahn eine solche Totalsperrung umzusetzen, kann nur schiefgehen und zeigt das Problem bürokratischer Strukturen bei der Bahn schonungslos auf. Schon im Januar hätten wir einen perfekten Verkehr auf der Bahn nach Herrenberg und weiter bis Stuttgart organisieren können, sodass sich die Sperrung nur wenig ausgewirkt hätte.«

Schnellbus zum Flughafen

Immerhin wurde Palmers Forderung, den Schienenersatzverkehr diesmal besser auszugestalten als bei den beiden vorausgegangenen Sperrungen, aufgegriffen. Der Schnellbus zum Flughafen auf der B27 kam durch Palmers Vorschlag zustande, und das Land griff auch sein Angebot auf, Tübinger Buskapazitäten bereitzustellen. Diese konnten durch die Firma Schnaith, die den Tübinger Stadtverkehr mit betreibt, gestellt werden. »Von diesem Angebot höre ich positive Rückmeldungen, es geht in der Realität schneller als über Herrenberg. Fahrgäste können prüfen, diese Verbindung an Stelle der Herrenberg-Strecke zu benutzen«, so Palmer.

Die Kritik von Gerhard Schnaitmann, Palmer habe es zu verantworten, dass eine leicht verschiebbare Baustelle der Stadtwerke genau jetzt durchgeführt werde, hält Palmer für fachlich falsch: Es handelt sich um eine Hauptwasserleitung der Stadtwerke, also kritische Infrastruktur, deren Betriebsfähigkeit unbedingt sichergestellt sein muss. Die Leitung aus dem Jahr 1929 ist dringend ersatzbedürftig, weil es in jüngerer Zeit regelmäßig zu Rohrbrüchen kam. Würde ein solcher Bruch im Bereich der Kreuzung Westbahnhofstraße/Schlossbergtunnel stattfinden, wäre eine Totalsperrung der Kreuzung nicht zu vermeiden. Daher haben Stadtwerke und Stadtverwaltung für dieses Vorhaben oberste Priorität festgelegt.

Eine Verschiebung um drei Wochen hätte bedeutet, die Bauarbeiten in das Weihnachtsgeschäft zu ziehen und damit dem Tübinger Einzelhandel schwer zu schaden. Die Stadtverwaltung achtet strikt darauf, solche Baustellen im Weihnachtsgeschäft zu vermeiden. Palmer: »Wir können unmöglich dem Tübinger Einzelhandel eine so große Baustelle auf der Hauptzufahrt im Weihnachtsgeschäft zumuten, nur um eine falsch geplante und organisierte Baustelle der Bahn zu entlasten. Ich lehne diesen Vorschlag daher klar ab.« (pm)