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Aktuell Verkehr

Dank S 21: Reutlingen an Stuttgart, Ulm, Flughafen und Bodensee besser angebunden

Das Großprojekt Stuttgart 21 bringt viele Vorteile für die Region: Reisende sind schneller in Ulm, am Flughafen und am Bodensee. Außerdem wird die Pendlerstrecke zwischen Tübingen, Reutlingen und Stuttgart ausgebaut. Wie viel Zeit und Umstiege Passagiere künftig sparen.

Der Bahnhof in Reutlingen. Foto: Frank Pieth
Der Bahnhof in Reutlingen.
Foto: Frank Pieth

STUTTGART/REUTLINGEN. Gute Nachrichten für Bahnreisende und Pendler in der Region Neckar-Alb. Das Verkehrsprojekt Stuttgart 21 soll zahlreiche Verbesserungen für den Zugverkehr in Reutlingen und Tübingen bringen. Darunter mehr und schnellere Verbindungen sowie eine verbesserte Pünktlichkeit. Ein Intercity-Express (ICE) wird in der Region - obwohl er in der Vergangenheit immer wieder gefordert wurde, aber weiterhin nicht halten. All das geht aus einem Konzept hervor, welches vom Landesverkehrsministerium und der Deutschen Bahn diese Woche präsentiert wurde.

»Damit sich alle darauf einstellen können, kommunizieren wir das drei Jahre vor der planmäßigen Inbetriebnahme. So können Landkreise und Städte ihren Busverkehr darauf abstimmen«, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Das neue Angebot solle vor allem zuverlässig sein, mit 130 neuen Doppelstockzügen, die jeweils bis zu 380 Sitzplätze bieten und bis zu 200 Stundenkilometer schnell fahren. »Das ist der richtige Weg, um mehr Fahrgäste zu gewinnen.«

Anbindung an Flughafen

Noch mehr Menschen als sonst – so prognostiziert es die Bahn – werden in Zukunft auf der ohnehin schon viel befahrenen Pendlerstrecke zwischen Tübingen, Reutlingen und Stuttgart unterwegs sein. Deshalb sollen auf dieser Route mit Inbetriebnahme des neuen Tiefbahnhofs in der Landeshauptstadt vier Züge pro Stunde verkehren: je zwei Metropolexpresse (MEX) über Plochingen und je zwei Regionalexpresse (RE) via Stuttgart-Flughafen. Der MEX braucht für die Strecke 57, der RE 46 Minuten.

Im Zusammenhang mit S 21 ist auch ein Bahnhof am Airport geplant. Dieser bringt Reisenden aus der Region einen großen Zeitvorteil. Wie das Verkehrsministerium auf GEA-Anfrage mitteilte, soll der Flughafen von Tübingen aus künftig in 39, von Reutlingen in 27 Minuten zu erreichen sein – und zwar ohne Umstieg. Aktuell existiert aus beiden Städten lediglich eine Direktanbindung per Bus. Die Fahrt damit dauert rund eine Stunde. Das ist immer noch schneller als mit der Bahn, weshalb sie auf dieser Strecke derzeit eher keine Alternative ist.

Mit Tempo 200 nach Ulm

Ähnlich verhält es sich mit der Anbindung an den Bodensee, der immerhin zu den beliebtesten Ausflugs- und Ferienzielen des Landes zählt. Friedrichshafen beispielsweise ist in wenigar als drei Stunden Fahrtzeit kaum zu erreichen. Je nach Verbindung sind dafür sogar bis zu drei Umstiege nötig. Wenn S 21 an den Start geht, soll damit Schluss sein. Ein neuer Interregio-Express (IRE) verkehrt dann stündlich von Karlsruhe über Stuttgart nach Friedrichshafen. Dadurch verkürzt sich die Fahrzeit von Reutlingen (via Flughafen) und Tübingen (via Aulendorf) laut Verkehrsministerium auf 2:17 Stunden.

Auf all diese Verbesserungen müssen Zugpassagiere noch bis Ende 2025 warten. Eine wichtige Neuerung kommt hingegen schon zum 11. Dezember dieses Jahres: die Schnellfahrstrecke zwischen Wendlingen und Ulm. Der komplett neu gebaute Abschnitt ist 60 Kilometer lang, etwa 30 davon verlaufen durch zwölf Tunnel. Teil des Projekts ist auch die sogenannte große Wendlinger Kurve, eine kreuzungsfreie zweigleisige Verbindung in Richtung Metzingen, Reutlingen und Tübingen.

GRAFIK: DB NETZ AG
GRAFIK: DB NETZ AG
GRAFIK: DB NETZ AG

Wer von der Unistadt nach Ulm fahren möchte, braucht dafür statt 1:56 nur noch 1:18 Stunden. Von Reutlingen und Metzingen aus geht’s sogar noch schneller. Möglich ist diese Zeiteinsparung dadurch, dass die Passagiere nicht wie aktuell in Plochingen, sondern schon in Wendlingen umsteigen. Und zwar in den IRE 200, der mit einer Geschwindigkeit von bis zu 200 Stundenkilometern zu den schnellsten Regionalzügen Deutschlands zählt.

Münsingen geht leer aus

Neu auf der Route zwischen Wendlingen und Ulm ist auch der Bahnhof in Merklingen. Er soll für eine bessere Zuganbindung an die Schwäbische Alb sorgen. Zum Streckennetz der Schwäbischen-Alb-Bahn, oder an den Bahnhof in Münsingen ist jedoch keine Verbindung geplant. »Dies müsste per Bus erfolgen«, heißt es aus dem Verkehrsministerium.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer hat sich in der Vergangenheit für die zweigleisige Wendlinger Kurve starkgemacht. FOTO:
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer hat sich in der Vergangenheit für die zweigleisige Wendlinger Kurve starkgemacht. FOTO: NIETHAMMER
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer hat sich in der Vergangenheit für die zweigleisige Wendlinger Kurve starkgemacht. FOTO: NIETHAMMER

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) sieht das Konzept für den regionalen Zugverkehr positiv: »Die Planungen des Verkehrsministeriums sind zu begrüßen. Möglich ist das nur, weil die Forderung erfüllt wurde, die Wendlinger Kurve zweigleisig auszubauen«, sagte er dem GEA. Der Reutlinger Bundestagsabgeordnete Michael Donth (CDU) schrieb auf Instagram, dass seine Partei sowie FDP, SPD und Freie Wähler schon vor mehr als zehn Jahren mit einer Verbesserung des Nahverkehrs für S 21 warben. Winfried Herrmann habe das seinerzeit bestritten. Nun sei auch bei ihm die späte Einsicht gekommen. (GEA)

STUTTGART 21

Stuttgart 21 gehört zu den größten Bauvorhaben Deutschlands. Es besteht aus zwei Teilen: Die Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart mit dem Bau des neuen Hauptbahnhofs und dem Anschluss des Flughafens und der Messe an den Regional- und Fernverkehr. Zum anderen der Neubau der Schnellfahrstrecke Wendlingen – Ulm. Sie soll am 11. Dezember 2022 in Betrieb gehen, der Rest im Dezember 2025. Die Kosten für das Gesamtprojekt betragen rund 9,15 Milliarden Euro. (GEA)