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Aktuell Ehrenamt

»Zu Viele sterben in Einsamkeit«

Zum heutigen Welthospiztag sollen verstärkt jüngere Menschen für die Sterbebegleitung gewonnen werden

Mitglieder der Mössinger Hospizarbeit informieren vor dem Gesundheitszentrum im Gespräch mit Passanten über ihre Arbeit. Foto: M
Mitglieder der Mössinger Hospizarbeit informieren vor dem Gesundheitszentrum im Gespräch mit Passanten über ihre Arbeit. Foto: Meyer
Mitglieder der Mössinger Hospizarbeit informieren vor dem Gesundheitszentrum im Gespräch mit Passanten über ihre Arbeit. Foto: Meyer

MÖSSINGEN. Auch Sterbebegleiter leben nicht ewig. »Wir suchen noch mehr Menschen, die sich für dieses sinnstiftende und erfüllende Ehrenamt engagieren können«, sagt Martina Krumpl-Knobelspieß von der Hospizarbeit Mössingen. Am gestrigen Freitagvormittag haben die Vereinsmitglieder im Gesundheitszentrum in Gesprächen mit Passanten auf den heutigen Welthospiztag aufmerksam gemacht.

»Damit wir auch in Zukunft Schwerstkranke in ihren letzten Tagen begleiten können und vielleicht selbst am Ende unseres Lebens eine Betreuung erfahren dürfen, brauchen wir Nachwuchs.« Man könne sich zwar vor vielem drücken, »aber nicht vor dem Tod«.

Weil dieser kein Alter und keine Religion kennt, bedarf es auch Helfer aller Alters- und Kulturschichten. »Wir sind offen für jüngere Menschen, für mehr Männer und für Mitbürger mit Migrationserfahrung, die ihren kulturellen Hintergrund und die Sprache in die Begleitung einbringen«, so die Koordinatorin. Weil sich bislang sterbende Menschen überwiegend aus der gesellschaftlichen Mitte für die Sterbebegleitung entschieden haben, versucht die Hospizarbeit verstärkt für ihre professionelle Betreuungsarbeit zu werben.

Kostenlose Unterstützung

In Mössingen gibt es momentan zwanzig aktive Sterbebegleiter, davon sind nur drei Männer. Die 2016 gegründete Vereinigung sieht sich für die Bürgerschaft in ganz Mössingen, seinen Teilorten sowie Ofterdingen und Bodelshausen als zentrale Anlaufstelle. Es besteht eine enge Kooperation und Vernetzung mit Hausärzten, Pflegediensten und dem benachbarten Hospizdienst Gomaringen, mit Dußlingen und Nehren. »Dort bieten wir im Sommer 2020 den nächsten Kurs an.«

»Viele Menschen sterben in Einsamkeit daheim ohne Angehörige«, so Krumpl-Knobelspieß. »Wir vom Hospiz tragen das Bedürfnis eines Sterbenden nach Nähe und Geborgenheit in den letzten Stunden. Weltlich oder christlich. Wenn es der Wunsch eines Sterbenden ist, soll er so weit wie möglich in seinem gewohnten Umfeld betreut und versorgt werden. Aber leider gibt es bei Patienten und Angehörigen noch große Hemmschwellen«, so die Vereinssprecherin. »Unser kostenloses Unterstützungsangebot richtet sich grundsätzlich an Jeden, der Hilfe in der existenziellen Lebenskrise vor schwerer Krankheit und Sterben benötigt«.

Das gilt insbesondere für die Angehörigen. »Wie entlasten die Verwandten, geben ihnen die Möglichkeit einer Auszeit. Wir teilen mit den Betroffenen in Gesprächen Hoffnung, Ungewissheit und Ängste.« Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels mit einer älter werdenden Gesellschaft, einer nie da gewesenen Mobilität und der durch Einwanderung durchmischten Nationalitäten »müsse auch die Hospizarbeit bunter und vielfältiger werden.«

Der Welthospiztag findet seit 2005 jährlich Mitte Oktober statt. Ziel ist, die Themen Sterben, Tod und Trauer in der Gesellschaft zu verankern und die Unterstützung der Hospizbewegung bis in die lokale Ebene zu tragen. (GEA)

HOSPIZVEREIN

Die für das obere Steinlachtal zuständige Hospizarbeit Mössingen hat ihr Büro in der Hirschgasse 5 in Mössingen. Öffnungszeiten sind dienstags und mittwochs von 9 bis 12 Uhr, donnerstags von 15 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung. Das Telefon ist täglich von 7 bis 22 Uhr besetzt. (mey)

www.hospizarbeit-moessingen.de07473 5071063