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Mössinger Oberbürgermeister klaut Pfarrer versehentlich die Rede

Der Festnachmittag der Mössinger Senioren sorgte für einen vollen Saal und erstmals knallten auch die Sektkorken. Oberbürgermeister Michael Bulander nahm Pfarrer Matthias Krämer indes einen Teil seiner Rede weg - weil beide in ihren Beiträgen ein Gedicht der Lyrikerin Elli Michler eingeplant hatten.

»Alle Jahre wieder«: Begegnung im Advent mit den Mössinger Senioren und der Chorgemeinschaft.
»Alle Jahre wieder«: Begegnung im Advent mit den Mössinger Senioren und der Chorgemeinschaft. Foto: Jürgen Meyer
»Alle Jahre wieder«: Begegnung im Advent mit den Mössinger Senioren und der Chorgemeinschaft.
Foto: Jürgen Meyer

MÖSSINGEN. Altenadventsfeier: das verspricht Besinnliches und Festlichkeit. Aber klingt irgendwie auch bieder und spannungslos. Das mag andernorts so sein, nicht aber beim städtischen Seniorennachmittag am Sonntag. Bei der jährlichen »Begegnung im Advent«, wie der beliebte Treffpunkt mittlerweile heißt, gibt es eigentlich immer Unerwartetes und Überraschendes.

Allein die Anfahrt mit den Zubringerbussen aus den Stadtteilen war für die nicht mehr mobilen Ältergewordenen jedes Mal ein Erlebnis. Versetzte und vergessene Haltestellen wegen Baustellen, Umleitungen und übersehene Fahrgäste, ausgefallene und verspätete Busse oder die strenge Maskenpflicht auf den Bussitzen, aber Maskenfreiheit am Kaffeetisch. Die Liste der Anekdoten im Rückblick, die man sich beim gemütlichen Zusammensitzen gerne erzählt - sowohl über unvergessene Programmpunkte als auch lustige Pannen - ist lang. Am Sonntag, irgendwie auch ungewöhnlich, lief beim Busverkehr alles nach Plan.

Applaus für die Stadtverschönerung

Dafür wurden die Senioren unvermittelt mit Sekt empfangen. Das gabs noch nie in der über fünfzigjährigen Geschichte des Altenadvents. Aber dass Oberbürgermeister Michael Bulander in der Quenstedt-Aula von der Bühne herab mit einem rund 200-köpfigen Publikum das Glas erhob, lag am außergewöhnlichen Jubiläumsjahr: die 1.250-Jahr-Feier und die Stadterhebung vor einem halben Jahrhundert. Er ließ die vielen Feierlichkeiten kurz Revue passieren, um dann mit Schampus anzustoßen. Freudig-verblüfft war er beim spontanen »Szenenapplaus« des Publikums, als er im Rückblick erwähnte, dass die Innenstadt mit bunten Blumenkübeln aufgehübscht wurde.

Dermaßen bereits in gute Stimmung gebracht, konnte bei der dreistündigen Feier nichts mehr schiefgehen. Vermutlich weil sich herumgesprochen hatte, dass die Premiere des neues Orga-Teams »Altersfreundliche Stadt« um Andrea Feiler mit einem »Facelifting« vor einem Jahr durch die Reihen hindurch gut ankam, kamen jetzt rund ein Drittel mehr Gäste. Betreut wurden sie mit Kaffee, Kuchen, Sprudel und Säften durch die Ehrenamtlichen des DRK-Ortsvereins Mössingen-Ofterdingen. Ebenfalls unter neuer Regie von Sabine Hoppe-Reiber. Gut ankam die Verpflegung mit frisch gebackenen Waffeln durch die städtischen Azubis unter Mithilfe des Jugendgemeinderats.

Ein Prosit auf das Jubiläumsjahr.
Ein Prosit auf das Jubiläumsjahr. Foto: Jürgen Meyer
Ein Prosit auf das Jubiläumsjahr.
Foto: Jürgen Meyer

Die Besucher wurden festlich durch das Klavier-Quartett mit Lea Hägele, Maximilian Hasel, Fabian Schick und Luis Prillinger eingestimmt. Und sangen zusammen mit der Chorgemeinschaft unter Leitung von Johannes Söllner klassische Weihnachtslieder. Auch ein Höhepunkt: erstmals gab es eine »Dia-Rateshow« - freilich mit Beamer - auf die große Leinwand der Bühne. Eine Reminiszenz an das Spiel »Dalli-Klick« von Hans Rosenthal. Museumsleiterin Franziska Blum zeigte unter reger Beteiligung der Senioren alte Ansichten aus den Stadtteilen.

Geistlicher Diebstahl

Ein sozusagen »geistlicher Diebstahl« sorgte für Heiterkeit einerseits und Bewunderung anderseits. In seiner Begrüßung hatte der OB mit einem Schlenker über die Historie des Adventskranzes zum bekannten Gedicht der Lyrikerin Elli Michler »Die vier Kerzen« in Erzählform übergeleitet. Dieselbe Geschichte hatte sich aber Pfarrer Matthias Krämer für seine folgenden »Besinnlichen Gedanken« zurechtgelegt. Die ihm »geklaute Rede« war für den Seelsorger, der seit 2017 an der Bästenhardter Johanneskirche wirkt, kein wirkliches Problem. Er trug aus dem Stegreif eine andere Andacht vor. (GEA)