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Walzer der verlorenen Schritte

Trio For me-dable sorgte im Gomaringer Schlosshof mit Chansons für französisches Flair

Trio For me-dable: Akkordeonspieler Franco Ferrero, Bandleader Marc Delpy und Kontrabassist Peter Funk beim Konzert im Gomaringe
Trio For me-dable: Akkordeonspieler Franco Ferrero, Bandleader Marc Delpy und Kontrabassist Peter Funk beim Konzert im Gomaringer Schlosshof. FOTO: STURM
Trio For me-dable: Akkordeonspieler Franco Ferrero, Bandleader Marc Delpy und Kontrabassist Peter Funk beim Konzert im Gomaringer Schlosshof. FOTO: STURM

GOMARINGEN. Die erste Veranstaltung im Gomaringer Schlosshof nach erzwungener Corona-Pause war zugleich die letzte von Gabriele Förder. Bürgermeister Steffen Heß verabschiedete sie, nachdem sie acht Jahre lang dem Förderverein Schlosshof vorgestanden hatte. Zuvor spielte das Trio For me-dable vor 40 Gästen französische Chansons.

Charles Aznavour sang einst »You are for me formidable« in einer Text-Melange aus Französisch und Englisch. Dieser Hit gab dem Trio For me-dable seinen Namen – und durfte beim Konzert der drei Musiker im Gomaringer Schlosshof nicht fehlen. Ebensowenig fehlten das Aznavoursche Feuer und das schnelle Silben-Stakkato des Gesangs.

Der französische Chanson gilt hierzulande als eigene Kategorie. In Frankreich fallen viele Stilarten darunter, sagte Marc Delpy, Gründer des Trios, am Rande des Konzerts im Schlosshof. Beweise dafür gab es genug: Wer wollte das vom Trio breit mäandrierend angelegte »La Mer« von Charles Trenet etwa mit dem energiegeladenen, von einem Besuch auf dem Roten Platz in Moskau erzählenden Gilbert-Becaud-Klassiker »Nathalie« vergleichen?

Zu Letzterem, wie zu einigen anderen der Lieder wusste Delpy eine Anekdote zu erzählen. »Nathalie« handelt von einer russischen Übersetzerin, die eine französische Delegation über den Roten Platz führt – in den 1960er-Jahren, als sich das politische Klima zwischen Frankreich und der Sowjetunion allmählich zu verbessern schien. Im Text taucht immer wieder ein gewisses Café Puschkin auf – »das gibt es gar nicht«, verriet Delpy.

Der Band-Gründer wuchs im südfranzösischen Toulouse auf. Er musizierte dort mit verschiedenen Formationen, etwa auf Dorffesten. Delpy: »Wir spielten eine Mischung aus Rock und Musette, einer Untergattung des Chansons. Die Generation meiner Eltern hat nur das gekannt«, so der 1960 geborene Musiker, der 1985 nach Deutschland übersiedelte und heute in Nürtingen lebt.

Mit samtener Stimme

Das Trio ist eines von mehreren musikalischen Vehikeln Delpys. In Gomaringen begleiteten ihn der Akkordeonist Franco Ferrero und Peter Funk am Kontrabass. Charakteristisch für den Sound des Trios ist jedoch die samtene Stimme Delpys, sowie sein auf Fingerpicking basierendes Gitarrenspiel.

So gelang es dem Trio, die Charakteristiken der einzelnen Stücke herauszuarbeiten. Bei den Eigenkompositionen und weniger bekannten Stücken, etwa Serge Gainsbourgs Schaffner-Ballade »Le Poinçonner des Lilas«, fiel das kaum auf. Wer kennt hierzulande beispielsweise »La Valse des pas perdus«? Übersetzt: Walzer der verlorenen Schritte. Delpy meinte schmunzelnd: »Wenn Sie mal in der Tanzschule waren, wissen Sie, was gemeint ist.«

Die Kunst des Trios um Delpy zeigte sich bei den bekannten Stücken: Edith Piafs »Mylord« oder Jacques Dutroncs »Paris s’éveille« über die erwachende Hauptstadt um fünf Uhr morgens. Als Programm-Abschluss passte »Je ne regrette rien« perfekt – gerade zum Abschied von Gabriele Förder, die im Anschluss geehrt wurde.

Damit wollte sie den Abend nicht enden lassen und bat die Musiker, noch ein weiteres Stück zu spielen. Das Trio beriet sich – und ließ sich beeinflussen: Irgendjemand im Publikum summte einen Mega-Hit der ausgehenden 1960er- Jahre an, der in der deutschen Fassung »Oh! Champs-Elysées« hieß.

An diesem Wunsch kam das Trio nicht vorbei, zumal es dann auch einige Mitsänger hatte. (GEA)