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Wahlbeteiligung in Tübingen höher als 2014, Palmer nicht mehr einzuholen

Für Deutschlands wohl umtriebigsten Oberbürgermeister geht es jetzt ums Ganze: Boris Palmer will eine dritte Amtszeit in Tübingen. Sollte er die Wahl verlieren, will er ganz raus aus der Politik.

Seit 18 Uhr sind die Wahllokale in Tübingen geschlossen. Die Auszählung hat begonnen.
Seit 18 Uhr sind die Wahllokale in Tübingen geschlossen. Die Auszählung hat begonnen. Foto: Meyer
Seit 18 Uhr sind die Wahllokale in Tübingen geschlossen. Die Auszählung hat begonnen.
Foto: Meyer

TÜBINGEN. Für ihn ist es eine Wahl ohne Netz und doppelten Boden: Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer kämpft am Sonntag um eine dritte Amtszeit - und damit auch um seine politische Zukunft. Sollte er im ersten Wahlgang nicht an erster Stelle liegen, werde er im zweiten Wahlgang gar nicht mehr antreten, hatte der bundesweit bekannte Politiker angekündigt. Palmer tritt als unabhängiger Kandidat an, weil er sich mit seiner Partei verkracht hat. Die Mitgliedschaft des 50-Jährigen bei den Grünen ruht bis Ende 2023 wegen Streits um Tabubrüche und Rassismusvorwürfe.

Rund 69 000 Tübinger sind wahlberechtigt. Für die OB-Wahl sind sechs Kandidaten zugelassen. Palmers aussichtsreichste Konkurrentinnen sind Ulrike Baumgärtner (Grüne) und Sofie Geisel (SPD, von der FDP unterstützt). Erlangt niemand die absolute Mehrheit im ersten Wahlgang, ist ein zweiter erforderlich. Dieser ist für den 13. November geplant. Dann reicht eine relative Mehrheit aus.

Palmer wieder corona-negativ

Am Sonntag um 15 Uhr lag die Wahlbeteiligung bei 59,2 Prozent und damit schon höher als bei der Wahl 2014, wie die Stadt mitteilte. In den Wahllokalen gaben 36,8 Prozent ihre Stimme ab, der Rest der Bürgerinnen und Bürger hatte schon vorher Briefwahl gemacht.

Wettbewerbsnachteil im Wahlkampf: Wenige Tage vor der Wahl, also in der entscheidenden Phase, infizierte sich Palmer erstmals mit dem Coronavirus. Nach Tagen der Isolation ist er aber nach eigenen Angaben vom Samstag nun wieder corona-negativ. Er werde am Wahlsonntag im Rathaus zugegen sein, sagte er.

Palmer ist bereits seit 16 Jahren Stadtoberhaupt. »Wenn ich diese Wahl nicht für mich entscheiden kann, ist die politische Figur Boris Palmer am Ende«, zitierte ihn die »Pforzheimer Zeitung«. Dann sei er Privatmensch und werde sich auch in der Partei mit Wortmeldungen zurückhalten. »Dann bin ich Pensionär, habe drei Kinder und setze mich bei schönem Wetter aufs Fahrrad. Ich hatte die vergangenen 20 Jahre sowieso viel zu wenig Zeit für die Familie.« Er wolle aber Parteimitglied der Grünen bleiben.

Erstes Ergebnis gegen 18:20 Uhr

Für einen Bürgermeister einer 90 000-Einwohner-Stadt hat Palmer einen enormen Bekanntheitsgrad, was an häufigen Talkshow-Auftritten und provokanten Äußerungen vor allem in den sozialen Medien liegen dürfte. Wird ihm sein Amtsbonus und seine Bekanntheit zu einer absoluten Mehrheit verhelfen? Oder haben die Tübinger genug von dem provokanten Politiker?

Um 18 Uhr schlossen die Wahllokale, seit 18:20 Uhr werden erste Zahlen veröffentlicht. Nach Auszählung von 72 der 74 Wahlbezirke liegt Amtsinhaber Palmer mit 52,3 Prozent deutlich vorne. Dahinter liefern sich Baumgärtner (21,9) und Sofie Geisel (21,5) ein enges Rennen. Das vorläufige Endergebnis wird gegen 19 Uhr erwartet und vom Ersten Bürgermeister Cord Soehlke auf dem Tübinger Marktplatz verkündet. (dpa/GEA)