MÖSSINGEN. Holzpellets gelten als nachhaltiger und klimaneutraler Brennstoff. Doch die zu länglichen Stäbchen gepresste Sägespäne haben eine potenziell gefährliche Eigenschaft: Aus ihnen entweicht das hochgiftige Kohlenmonoxid (CO). Während der Lagerung in geschlossenen Räumen reichert sich kontinuierlich Gas an. Sind diese schlecht belüftet, kann das zunächst zur Ohnmacht und dann zu lebensgefährlichen Vergiftungen führen, zumal CO farblos und geruchslos ist und daher nicht bemerkt wird.
Eine zu hohe Konzentration von Kohlenmonoxid wurde am Samstag 16.30 Uhr in die Lichtensteinstraße zwei Personen in Mössingen zum Verhängnis. . Ein 58 -Jähriger wollte gegen 16.20 Uhr Reparaturarbeiten an seinem im Garten befindlichen Pellets-Tank durchführen. Hierfür stieg er mit einer Leiter in den unterirdischen Tank ab, wo er vermutlich aufgrund Sauerstoffmangels bewusstlos wurde. Seine Ehefrau setzte daraufhin einen Notruf ab und rief um Hilfe, woraufhin unter anderem ein 62-jähriger Nachbar hinzukam. Um den 58 -Jährigen zu bergen, stieg der Nachbar ebenfalls in den Erdtank, wo jedoch auch er innerhalb kürzester Zeit bewusstlos wurde. Beide Männer wurden im weiteren Verlauf durch Atemschutzträger der Feuerwehr aus dem Erdtank geborgen und durch den Rettungsdienst erstversorgt.
Aufgrund der unklaren Lage und der Einschätzung, dass eine erhöhte CO-Atmosphäre innerhalb des Tanks zur Bewusstlosigkeit der beiden Personen geführt haben könnte, stieg zunächst ein Atemschutzgeräteträger in die Öffnung des Erdtanks ein und führte den beiden Patienten Sauerstoff zu.
Beider Personen werden nacheinander aus dem Tank geborgen
Nachdem zeitgleich oberhalb der Zugangsöffnung weiteres Rettungsgerät in Stellung gebracht wurde, konnten beide Personen mithilfe einer Winde nacheinander aus dem Tank gehoben und dem Rettungsdienst zur ärztlichen Behandlung übergeben werden.
Dort wurden sie von zwei Notfall-Rettungsteams des DRK und des ASB versorgt. Neben einem Notarzt aus Tübingen wurden zwei weitere Notärzte mit Rettungshubschraubern eingeflogen. Die Maschinen landeten unweit der Unglücksstelle auf einer Wiese bei Hoeckle-Gelände nahe der Langgaß-Turnhalle. Eine Person wurde in die Klink geflogen, die andere mit dem Rettungswagen transportiert. Augenscheinlich erlitten sowohl der Hausbesitzer als auch der Nachbar eine potenziell lebensgefährliche Kohlenmonoxidvergiftung und mussten im weiteren Verlauf in Spezialkliniken transportiert werden.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt stetig vor dem Gefährdungspotenzial.: Bei der Herstellung der Pellets werden durch das Zerkleinern, Erwärmen und Trocknen des Holzes Autooxidationsprozesse in Gang gesetzt. Aus ungesättigten Fettsäuren entstehen dann Gase wie das gesundheitsschädliche Kohlenmonoxid und verschiedene Aldehyde. Noch Monate nach der Herstellung können die Pellets diese Gase freisetzen. Die Konzentration in Lagerräumen kann, auch durch eine defekte Heizung so hoch sein, dass es zu schweren Vergiftungen mit Todesfolge kommen kann. Eine konstante Belüftung der Räume sei deshalb das A und O; ein Kohlenmonoxid-Melder unverzichtbar. Das Institut empfiehlt, permanent ein Kellerfenster geöffnet zu haben. (GEA/pol)