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Um Tübinger Impfstoff-Hoffnungsträger Curevac ist es still geworden

Die Hersteller aus Tübingen forschen bereits an einem Impfstoff-Update speziell gegen die neue Omikron-Variante. Wo steht das Biotech-Unternehmen?

Curevac-Vorstandschef Franz-Werner Haas
Curevac-Vorstandschef Franz-Werner Haas nimmt an einer Pressekonferenz teil. Foto: Bernd Weissbrod/dpa/Archivbild
Curevac-Vorstandschef Franz-Werner Haas nimmt an einer Pressekonferenz teil. Foto: Bernd Weissbrod/dpa/Archivbild

TÜBINGEN. Im ersten Corona-Jahr waren die Tübinger noch ganz vorne mit dabei bei der Entwicklung eines ersten Impfstoffs - inzwischen ist es um das Biotech-Unternehmen Curevac recht still geworden. Nach dem Rückzieher des Impfstoffkandidaten CVnCoV wegen vergleichsweise schwacher Wirksamkeit aus dem Zulassungsverfahren will Curevac nicht schon wieder Schiffbruch erleiden und plant mit seinem britischen Partner GlaxoSmithKline (GSK) »eine Vorreiterrolle« bei der Entwicklung eines neuen Impfstoffs der zweiten Generation.

Das Ziel: Der neue Impfstoff soll unter anderem einen langanhaltenderen Schutz gegen neue Varianten in einer einzigen Impfung bieten. In präklinischen Studien zeigte dieser nach Auskunft von Curevac-Vorstandschef Franz-Werner Haas eine frühere und stärkere Immunantwort als CVnCoV. »Durchaus vergleichbar mit einem zugelassenen mRNA-Impfstoff, und er schützt im Vergleich zu CVnCoV besser gegen alle getesteten Varianten, inklusive der Beta-, Delta- und Lambda-Variante. Das stimmt uns selbstverständlich optimistisch«.

Seit Wochen untersuchen mehrere Pharmaunternehmen, ob es einer Anpassung ihrer Impfstoffe an die sich immer rascher ausbreitende Coronavirus-Variante Omikron bedarf. Ursprünglich wurden die Vakzine gegen den sogenannten Wildtyp von Sars-CoV-2 entwickelt, der Ende 2019 zuerst in China entdeckt worden war. Während die seit dem Jahreswechsel 2020/2021 eingesetzten Mittel aber auch gegen später virulente Mutanten wie Alpha oder Delta ihre Wirkung zeigten, könnte es bei Omikron anders aussehen.

Vor allem die Hersteller der mRNA-Präparate, Biontech/Pfizer und Moderna, werben seit Beginn ihrer erstmals eingesetzten Impfstoffe mit der Möglichkeit, diese schnell an Virus-Änderungen anpassen zu können. Beide bereiten ihre Mittel bereits seit Monaten auf mögliche Mutationen des Coronavirus vor - unter anderem mit klinischen Untersuchungen. »Diese Studien haben gezeigt, dass Varianten-Impfstoffe gleich gut vertragen werden und ähnliche Symptome zeigen wie das Original-Vakzin gegen den Wildtyp«, sagte jüngst Biontech-Gründer Ugur Sahin. Unternehmensgründerin Özlem Türeci ging jüngst davon aus, dass die ersten kommerziellen Chargen eines speziellen Omikron-Impfstoffes im März lieferbar sein könnten - und dann auch schon millionenfach.

Die vorproduzierten CVnCoV-Dosen sind laut Haas vernichtet oder anderweitig verwendet worden. Um wie viele es sich handelt, wollte er nicht sagen. »Die vorproduzierten Dosen wurden abgebaut beziehungsweise teilweise für interne Produktionszwecke verwendet. Der Abbau ist ein unspektakulärer Standardprozess. Das Material wird in seine chemischen Einzelteile zerlegt und fachmännisch entsorgt«. Als unmittelbare Folge des Rückzugs des ersten Impfstoffs endete der Vorvertrag mit der Europäischen Kommission, in dem CVnCoV für den akuten Pandemiebedarf vorgesehen war. Haas sagte, er gehe nicht davon aus, dass Vorauszahlungen der EU in Höhe von 450 Millionen Euro zurückgezahlt werden müssten. Aufgrund der fortbestehenden Pandemie werde derzeit ein »weiterhin großer Bedarf an insbesondere optimierten Impfstoffen« gesehen.

Der Bund war über die staatliche Förderbank KfW mit 300 Millionen Euro bei Curevac eingestiegen und hält laut KfW damit einen Anteil von 16 Prozent. Die Bundesregierung sei ein sehr geschätzter und wichtiger Anteilseigner für Curevac, sagte Haas. Das Unternehmen freue sich auf konstruktive Zusammenarbeit mit der neuen Bundesregierung. »In Sachen Pandemiebekämpfung steht unsere Gesellschaft vor enormen Herausforderungen, und Curevac setzt alle Kraft darauf, einen Beitrag zu leisten.«

Die Investoren hätten sich von dem Scheitern des ersten Impfstoffs nicht verunsichern lassen, sagte Haas. »Wir haben starke Partner an unserer Seite, die unsere Vision teilen, dass mRNA für die Humanmedizin grenzenloses Potenzial birgt.« Diese Technologie stehe erst am Anfang ihrer Entwicklung, und das gesamte Potenzial sei bei weitem noch nicht erkannt. »Das werden wir in den kommenden Jahren sehen und erleben.« (dpa)