KIRCHENTELLINSFURT. Der Klimawandel und der damit verbundene extrem trockene Sommer spielten auch in der Kirchentellinsfurter Waldbilanz zum vergangenen Jahr eine Rolle. Vor allem Buchen und Nadelbäume haben ordentlich gelitten, resümierte Götz Graf Bülow von Dennewitz, stellvertretender Abteilungsleiter Forst im Landratsamt Tübingen am Donnerstag im Gemeinderat. »Wir sind aber noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen.« Die Strategie der großen Artenvielfalt habe sich ausgezahlt.
Auch das Eschentriebsterben habe mittlerweile spürbare Auswirkungen im Kreis Tübingen. Während bisher nur punktuell eingegriffen werden musste, waren jetzt größere Flächen betroffen. Revierförster Rolf Neubauer erinnerte an den sehr gut besuchten Umgang im Mühlwald, wo er noch einmal die verantwortungsvolle Balance zwischen Verkehrssicherung, Naturschutz und behutsamer Nutzung des Waldes erläuterte.
Ein weiteres Thema, das die Förster im vergangenen Jahr bewegt habe: der Rechtsstreit zwischen dem Bundeskartellamt und dem Land Baden-Württemberg über die Zuständigkeit bei öffentlichen Wäldern. Der Staatswald werde nun aus der Einheitsforstverwaltung herausgenommen und zu einer Anstalt öffentlichen Rechts, während sich die Gemeinden im Kreis Tübingen unter der Leitung eines beim Landratsamt angesiedelten kommunalen Forstamtes zusammenschließen wollen.
Diese Regelung soll im kommenden Jahr in Kraft treten. Neben Mehrkosten für die Gemeinden bedeute dies auch eine Neueinteilung der Reviere. »Es soll aber möglichst wenig verändert werden«, stellt von Bülow in Aussicht. »Der Prozess soll im nächsten Quartal vollzogen werden.«
Für die Bestandspflege, für die im vergangenen Jahr 500 Euro eingeplant waren, sei keine Zeit gewesen, so Neubauer. Unter anderem, weil es in der Forstwirtschaft an Nachwuchskräften mangelt. Daher habe man für diesen Punkt dieses Jahr 3 800 Euro veranschlagt. Auch die Sanierung der Wege, für die 3 000 Euro vorgesehen war, konnte nur teilweise erledigt werden. 3 000 Euro sind daher auch dieses Jahr dafür eingeplant.
Der Holzverkauf und die Nebennutzungen haben mit 16 500 Euro nur die Hälfte der berechneten Einnahmen erbracht. Auch dies wieder ein Resultat von zu wenig Mitarbeitern. Obwohl der Brennholzmarkt »nach wie vor brummt«, teilte Neubauer mit. 415 Festmeter an Laubbrennholz habe man im vergangenen Jahre geerntet. In diesem Jahr sind dafür nur 95 bei insgesamt 695 zu fällenden Festmetern vorgesehen. (ist)
DATEN ZUM FORST
Die Bilanz der Einnahmen (18 000 Euro) und Ausgaben (20 900 Euro) ergibt für 2018 mit einem Minus von knapp 3 000 Euro fast eine Punktlandung, so Rolf Neubauer. Für 219 ist ein Minus von 9 500 Euro kalkuliert. Unter anderem wegen der großen Holzmengen, die derzeit auf dem Markt sind. Der Einschlag von Frischholz sei daher um 15 Prozent zurückgegangen. Das alte muss erst verarbeitet werden, verliert jedoch an Wert, je länger es lagert. Kirchentellinsfurt verfügt über rund 110 Hektar Wald. Die Spanne der gemeindeeigenen Flächen im Kreis liegt zwischen 17 und 3 000 Hektar. (ist)