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Kein SUP-Verleih mehr am Kirchentellinsfurter See

Im kommenden Jahr wird es keinen SUP-Verleih am Kirchentellinsfurter Baggersee mehr geben. Wie es weitergeht im Rechtsstreit zwischen dem Fischereiverein und der Gemeinde, ist dagegen unklar: Das Verwaltungsgericht Mannheim hat den Verhandlungstermin auf April 2025 verschoben.

Die Rückmeldungen der Kunden waren positiv, sagt Patricia Bosch. Ihren SUP-Verleih haben sie und ihr Mann Sascha Bosch trotzdem
Die Rückmeldungen der Kunden waren positiv, sagt Patricia Bosch. Ihren SUP-Verleih haben sie und ihr Mann Sascha Bosch trotzdem eingestellt. Der Fischereiverleih verbot den Verleih und verlangte nachträglich Benutzergebühren. Foto: Steffen Schanz
Die Rückmeldungen der Kunden waren positiv, sagt Patricia Bosch. Ihren SUP-Verleih haben sie und ihr Mann Sascha Bosch trotzdem eingestellt. Der Fischereiverleih verbot den Verleih und verlangte nachträglich Benutzergebühren.
Foto: Steffen Schanz

KIRCHENTELLINSFURT. Am 12. Dezember, sollte eigentlich die Normenkontrollklage der Karl und Ernst Epple GmbH und Co. KG, deren alleiniger Besitzer der Fischereiverein Reutlingen ist, gegen die Gemeinde Kirchentellinsfurt vor dem Verwaltungsgericht Mannheim verhandelt werden. Das Gericht hat den Termin allerdings auf 10. April 2025 verschoben. Die dafür zuständige Richterin habe den Senat verlassen. Der neue Richter müsse sich erst in den Fall einarbeiten, teilte die Pressestelle auf Nachfrage mit. Keine gute Nachricht ist das für Vildana Vohrer. Die Betreiber des Kiosks am See fürchten um ihre Existenz, sollte das Gericht den Bebauungsplan kippen. Eine Terminverschiebung bis kurz vor Saisonstart kommt ihr da sehr ungelegen.

Die richterliche Entscheidung, wie es am See weitergeht, lässt also noch auf sich warten. In Sachen SUP-Verleih ist dagegen die Entscheidung längst gefallen. Nächstes Jahr wird es ihn nicht mehr geben. »Für uns ist es eine Attraktion weniger«, sagt Vohrer. Der Verleih sei sehr gut angenommen worden.

Patricia und Sascha Bosch aus Gomaringen hatten den Verleih ab Frühjahr 2023 am Baggersee angeboten. Diesen Sommer flatterte ihnen dann ein Brief ins Haus: Die Karl und Ernst Epple GmbH untersagte den Verleih und verlangte nachträglich Nutzungsgebühren pro Kubikmeter Wasser. »Das waren horrende Summen«, erzählt Patricia Bosch. Damit war das Aus für den Verleih besiegelt. Die Eigentumsverhältnisse am See seien ihnen nicht bekannt gewesen, sagt Bosch. Sie hatten einen Vertrag mit den Vohrers.

»Irgendwann akzeptiert man es einfach. - Patricia Bosch vom SUP-Verleih am Baggersee«

Das Gomaringer Paar hätte gerne weitergemacht. »Es war ein schöner Treffpunkt für Familien und Freunde«, erzählt Bosch. Zehn Boards für Stand-up-Paddling wurden vermietet. Die Vohrers hatten die Boards dazu angeschafft. Ein Container, Liegestühle, ein Boot und zuletzt ein Solarpanel haben Patricia und Sascha Bosch für den Verleih besorgt. Unnötige Ausgaben, wie sich jetzt herausstellt. Aber die beiden haben damit mittlerweile abgeschlossen. Sie haben sich mit dem Fischereiverein auf einen Vergleich geeinigt. »Zuerst haben wir uns schon geärgert«, erzählt Bosch. »Aber irgendwann akzeptiert man es einfach.« Zumal nicht die Existenz davon abhängt. Die beiden Gomaringer sind voll berufstätig. Den Verleih haben sie im Nebenerwerb betrieben. Unverständlich findet Bosch die Haltung des Vereins trotzdem. Schließlich seien an einem schönen Sommertag bis zu hundert Stand-up-Paddler auf dem Baggersee unterwegs. Die zehn Leih-Boards fallen da kaum ins Gewicht.

Die Fischer hätten gerne weniger private Paddler auf dem See. »Wir haben bereits nach der ersten Badesaison die Gemeinde und die Gastronomen darauf hingewiesen, dass wir eine deutliche Zunahme von SUP-Nutzern aufgrund des Gemeingebrauchsrechts auf dem See feststellen. Dies hat aus unserer Sicht zu zahlreichen Konflikten und naturschutzfachlich bedenklichen Zwischenfällen geführt«, schreibt der Vorsitzende Christian Becker. Das gewerbliche Verleih-Angebot habe wie ein Magnet gewirkt und noch mehr SUP-Begeisterte angezogen. Man habe der Gemeinde bereits vor knapp drei Jahren »einen naturverträglichen Lösungsweg unter Berücksichtigung eines noch vom Fischereiverein zu genehmigenden Verleihbetriebs« vorgeschlagen. Darauf seien weder die Gemeinde noch die Gastronomen eingegangen. Auch auf Gesprächsangebote im Frühjahr seien weder Gemeinde noch Gastronomen eingegangen.

»Man schließlich auch keine Parkgebühren für einen Parkplatz verlangen, über den man gar nicht verfügen kann - Christian Becker, Vorsitzender des Fischereivereins Reutlingen«

Bezüglich des Verleihs betont Becker, dass eine gewerbliche Nutzung nicht dem Gemeingebrauch unterliege. Nötig wäre in diesem Fall die Zustimmung des Gewässereigentümers. Die Betreiber hätten sich darüber im Vorfeld informieren müssen, so Becker weiter. »Man kann schließlich auch keine Parkgebühren für einen Parkplatz verlangen, über den man gar nicht verfügen kann.«

Bürgermeister Bernd Haug schildert das Vorgefallene allerdings ganz anders. Der Verein habe die Gemeinde aufgefordert, gegen die SUP-Paddler einzuschreiten. Das habe er abgelehnt. Der Abbau von Kies sei vor vielen Jahren nur genehmigt worden unter der Bedingung, dass der See im Gemeingebrauch bleibt, so Haug. Die Gemeinde habe überhaupt kein Interesse daran, diesen Gemeingebrauch einzuschränken. Zumal ein Verbot auch kontrolliert werden müsse.

Auch die Normenkontrollklage kann Haug nicht verstehen. Schließlich habe Gerd Schwarz vom Vereinsvorstand den Plan selbst unterzeichnet. Auf diesem Plan fuße auch die Baugenehmigung für das Kiosk der Vohrers. Im November 2018 beschloss der Kirchentellinsfurter Gemeinderat den Bebauungsplan. Auch ein Investor für eine Wakeboard-Anlage gab es. Der Plan sei »in enger Abstimmung« mit der damaligen Eigentümerin erfolgt. Im Februar 2020 kaufte dann für die Gemeinde sehr überraschend der Fischereiverein hundert Prozent der Anteile an der Karl und Ernst Epple GmbH.

Man habe dem Bebauungsplan nicht zugestimmt, schreibt dagegen Becker. Allerdings habe man die Gemeinde mehrfach aufgefordert, den Bebauungsplan neu aufzustellen »ohne Wake-Board-Anlage und zahlreiche Einschränkungen für die Eigentümer«.

Vildana und Clemens Vohrer betreiben gerne ihr Kiosk am Kirchentellinsfurter Baggersee. Mit Sorge blicken auf den Gerichtsprozes
Vildana und Clemens Vohrer betreiben gerne ihr Kiosk am Kirchentellinsfurter Baggersee. Mit Sorge blicken auf den Gerichtsprozess vor dem Mannheimer Verwaltungsgericht, der jetzt in den April verschoben wurde. Foto: Steffen Schanz
Vildana und Clemens Vohrer betreiben gerne ihr Kiosk am Kirchentellinsfurter Baggersee. Mit Sorge blicken auf den Gerichtsprozess vor dem Mannheimer Verwaltungsgericht, der jetzt in den April verschoben wurde.
Foto: Steffen Schanz

Das alles wird nun das Verwaltungsgericht Mannheim klären. Gemeinde, Verein und Gastronomen blicken mit Spannung Richtung April. Die Vohrers treibt die Sorge um, dass sie ihren Betrieb schließen müssen, sollte das Gericht den Bebauungsplan bemängeln. »Wir haben eine halbe Million Euro investiert. Wenn wir das alles wieder zurückbauen müssen, steht unsere Existenz auf dem Spiel.« Aber Haug hofft, dass es so weit nicht kommt. »Es kann sein, es wird gar nichts bemängelt«, sagt der Bürgermeister. Oder es müsse an einigen Stellen nachgebessert werden. Kippt das Gericht den derzeitigen Plan, dann ist noch lange nicht alles vorbei: »Wir können jederzeit einen neuen Bebauungsplan erlassen.« (GEA)