MÖSSINGEN-TALHEIM. Alle guten Dinge sind drei. In Talheim ist es die Anzahl der Kindergärten. Die liegen auf dreihundert Metern im Dorfzentrum beieinander. Neben der jüngsten Einrichtung »Andeck« in der Beethovenstraße mit seinen 22 Plätzen, gibt’s im alten Schulhaus in der Steinlachstraße mit fast 50 Plätzen die größte Stätte im Ort. Schließlich ist da noch die Gruppe Silcherstraße mit seinen 28 Kids. Aber was heißt hier »noch«. Dieser Kindergarten ist nämlich die Mutter aller Betreuungshäuser.
Bevor das Haus 1955 gebaut wurde, gab es hitzige Diskussionen in der damals noch selbstständigen Gemeinde Talheim. Wozu eine Betreuungsanstalt? Die Eltern oder Großeltern sollen sich wie bisher um den Nachwuchs kümmern, befand ein Teil des Gemeinderats, erinnerte OB Michael Bulander beim kleinen Festakt am Sonntag mit Besichtigung, Spass und Spiel (am Gemeindehaus). Der Zweifel der Talheimer schwand, als Nachkriegs-Landrat Hermann Zahr den Bau als »schönsten Kindergarten des Kreises« bezeichnete. Das Obergeschoss bezog dann auch gleich Bürgermeister Alfred Schumacher mit seiner Frau Gerda. Die musste im Untergeschoss aushelfen, wenn Emma Maier einmal krank war. Bis 1991 war Tante Emma die Leiterin der Einrichtung, an die fast alle Talheimer wehmütige Erinnerungen haben. »Wir waren 1955/56 vierzig Kinder«, so Alt-Ortsvorsteher Gottlob Heller, sozusagen Gründungsmitglied, der noch von den Bastelarbeiten schwärmt. Heute kommen auf 7,5 Kinder eine Erzieherin. Sein Nachfolger Elmar Scherer erzählte, die Anzahl der Ecken, in denen bestrafte Kinder zu stehen hatte, »reichte mitunter nicht aus«.
Profil des Natur-Erlebnis-Kindergartens
Der legendären Tante Emma folgten weitere tolle Tanten: zunächst Rosine Haar, ehe Karin Kocher 1986 dazustieß, die dann später Leiterin wurde. »Sie hat der Einrichtung das Profil eines einzigartigen Natur-Erlebnis-Kindergartens verschafft«, sagte Scherer anerkennend über die bald in den Ruhestand ausscheidende Chefin. »Alle, die hier Kids waren, erzählen begeistert von ihren schönen Erfahrungen.«
Denn Kocher und ihre Mitarbeiterinnen verbringen viel Zeit mit Bewegung und Naturerlebnissen bei jedem Wetter. Sie fördern und fordern die gesunde Entwicklung. »Mit allen Sinnen die Welt erkunden«, lautet das Motto. Dazu gehören auch das Singen und Musizieren, wofür der Kindergarten drei Mal mit dem Felix-Preis ausgezeichnet wurde – dem Gütesiegel des Deutschen Chorverbandes. Das fiel auch dem OB auf, als er zufällig unterwegs von einer Gruppe mit einem Ständchen begrüßt wurde. »Das ist insofern nicht außergewöhnlich, weil die Kinder auch für Kühe und Schafe singen«, so Bulander, der zeigte, dass es nicht nur tolle Tanten, sondern auch gute Onkels gibt – und alle Kinder zu einer Busfahrt ins Eiscafé einlud. (GEA)

