TÜBINGEN. Die Tübinger Notärztin und DRK-Präsidentin Lisa Federle hat »langsam genug«, schreibt sie jüngst auf ihrer Facebook-Seite. Nicht von den neusten Entscheidungen der Bundesregierung - diese findet sie nachvollziehbar. Was ihr vielmehr stinkt: Weiterhin ist für sie keine Strategie ersichtlich. Wie soll es nach dem 14. Februar weitergehen? Bis zu diesem Datum wurde gestern der Lockdwon verlängert. Da absehbar ist, dass bis dahin nicht ausreichend viele Menschen geimpft sind, fragt sich Federle, wie Menschen in »Kitas und Personal, Polizei, Feuerwehr und den ganzen sogenannten systemrelevanten Betrieben und Berufen« danach sicher weiterarbeiten sollen.
Sie fordert deshalb: Eine schnellere Beschaffung von Impfstoff, eine gute Aufklärung über die Nebenwirkungen des Impfstoffs und eine funktionierende Terminvereinbarung. Außerdem pocht sie auf Schnelltests für die genannten, systemrelevanten Berufe. Es bestehe die Möglichkeit, 60 bis 70 Millionen zugelassene Schnelltests pro Monat in Deutschland durchzuführen, schreibt Federle auf Facebook.
»Diese Zahl hat mir am Sonntag eine Firma klar genannnt.« Arbeitnehmer, die kein Homeoffice machen können, könnten so regelmäßig getestet werden. Und alle, die von daheim aus arbeiten können, sollten das auch tun, fordert die Notärztin. Nur so würden langsam Perspektiven für Betriebe und Menschen entstehen. Außerdem führt Federle kostenlose FFP2-Masken für alle Menschen als weiteren Lösungsvorschlag an, nicht nur für ältere Personen.
Das Facebook-Posting von Federle wurde innerhalb von zwölf Stunden hundertfach geliked, geteilt und kommentiert. Sie bekommt viel Zustimmung für ihre Forderungen. Einige Kommentatoren schildern schlechte Erfahrungen, die sie beim Versuch gemacht haben, Verwandte zu einer Impfung anzumelden. Eine andere Kommentatorin schreibt: »Es wirkt, als wären sie [die Regierung] noch immer im Glauben, wenn wir jetzt bissle anpassen, dann verschwindet im Sommer das Virus!« (GEA)
Lisa Federle gewinnt Christa Šerić-Geiger-Preis und spendet Preisgeld
Die Tübinger Notärztin Dr. Lisa Federle hat den Christa Šerić-Geiger-Preis gewonnen, der von der Carl-Friedrich Geiger Stiftung verliehen wird. Dieser Preis geht seit diesem Jahr jährlich an Frauen, »die sich auf herausragende Weise in Wissenschaft und Forschung, Bildung, Kunst und Kultur, in sozialen Belangen oder für Gleichstellung und Gleichberechtigung von Frauen und Männern verdient gemacht« haben. Die Jury der Stiftung, die in Kehl sitzt, würdigte Federles Engagement besonders im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.
Die Tübinger DRK-Präsidentin kündigte an, dass sie das komplette Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro spenden will. Das Geld soll Ländern zu Verfügung gestellt werden, die über zu wenig finanzielle Mittel zum Erwerb von Impfstoff gegen Corona verfügen. Zurzeit kläre sie noch ab, auf welche Weise die Spende an die Adressaten gelangen soll, lässt Federle mitteilen. (pm)