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Tübinger Forscher: Deshalb sind Kinder besser gegen Corona gewappnet

Wie das angeborene Immunsystem bei der Bekämpfung von Corona bei Kleinkindern hilft, haben jetzt Tübinger Forschende herausgefunden. Ihre Studie könnte den Weg für neuartige Impfstrategien ebnen. Das steht drin.

Baby
Die Füße eines Babys. Foto: Fabian Strauch
Die Füße eines Babys.
Foto: Fabian Strauch

TÜBINGEN/STANFORD. Forscherinnen und Forscher der Universität Tübingen, der Stanford University und des Cincinnati Children’s Hospital Medical Center in den USA haben wichtige Erkenntnisse über die Immunreaktionen von Säuglingen und Kleinkindern auf SARS-CoV-2, den Erreger von COVID-19, gewonnen. Ihre Forschungsarbeit entschlüsselt, wie das angeborene Immunsystem von Kleinkindern, die oft nur leichte oder gar keine Symptome zeigen, mit dem Virus fertig wird. Diese Erkenntnisse könnten eine wichtige Rolle bei der Entwicklung zukünftiger Infektionspräventionsstrategien und Impfstoffen spielen. Die Ergebnisse sind jetzt in der renommierten Fachzeitschrift »CELL« erschienen. 

Warum zeigen Säuglinge und Kleinkinder nur leichte oder gar keine Symptome?

Kleinkinder und insbesondere Säuglinge gelten als besonders schutzbedürftig. Neueste Ergebnisse der deutsch-amerikanischen Studie belegen, dass gerade diese Gruppe eine weitaus länger anhaltende Antikörperreaktion bei einer Corona-Infektion hat als im Vergleich zu Erwachsenen. Unter der Leitung von Dr. Florian Wimmers von der Universität Tübingen wurden innerhalb der Studie Blut- und wöchentliche Nasenproben von über 50 Kindern im Alter von ein bis knapp vier Jahren mit einer COVID-19 Infektion untersucht und mit denen von Erwachsenen verglichen.

Dr. Florian Wimmers hat zur Abwehrkraft von Säuglingen und Kleinkindern gegen Corona geforscht. Er ist seit April 2022 Forschungsgruppenleiter in Tübingen. Foto: Lena Kempa, Uniklinik Tübingen
Dr. Florian Wimmers hat zur Abwehrkraft von Säuglingen und Kleinkindern gegen Corona geforscht. Er ist seit April 2022 Forschungsgruppenleiter in Tübingen.
Foto: Lena Kempa, Uniklinik Tübingen

Die Forscherinnen und Forscher haben für ihre Analysen hochauflösende und KI-unterstützte Methoden verwendet. Während der Antikörperspiegel bei Erwachsenen in der Regel nach 40 bis 50 Tagen seinen Höhepunkt erreicht und dann beginnt abzunehmen, war dieser bei den Kleinkindern nach 300 Tagen immer noch auf konstantem Niveau. Allerdings war die Menge der Antikörper bei Kleinkindern und Säuglingen geringer als bei Erwachsenen, wie auch die T-Zell-Antwort. 

Haut, Nase, Schleimhäute und weiße Blutkörperchen als Schutzbarrieren  

Stattdessen beobachteten die Forscher eine unerwartet starke Immunantwort des angeborenen Immunsystems, vor allem in der Nase. Das angeborene Immunsystem schützt Menschen von Geburt an vor Keimen und Fremdkörpern und kann Krankheiten ohne vorheriges Training durch eine Infektion oder Impfung bekämpfen. Zu diesen Schutzbarrieren zählt beispielsweise unsere Haut oder unsere Schleimhäute sowie spezielle Immunzellen, wie etwa weiße Blutkörperchen. 

»Unsere Studie zeigt eindeutig das Zusammenspiel zwischen angeborenem Immunsystem und einer umfangreichen Immunaktivität in der Nase von Säuglingen. Die starke Immunantwort in der Nase könnte Infektionen bereits im Frühstadium eindämmen und ihr Vordringen in die unteren Atemwege verhindern, was dann wiederum zu milderen Krankheitsverläufen führt«, erläutert Dr. Wimmers. 

Weitere Studien folgen

»Die beobachtete robuste Antikörperantwort, gepaart mit dem Ausbleiben schwerer Symptome, könnte auf einen potenziell alternativen Weg der Immunaktivierung hinweisen, der zukünftig für die Entwicklung innovativer Impfstoffe genutzt werden könnte«, führt er weiter aus. Dies müssten jedoch weitere Studien zeigen, ergänzt der Tübinger Immunologe. (pm)