TÜBINGEN. Dass der Schienersatzverkehr am neuen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in Tübingen, der zwar eingeweiht, aber in großen Teilen noch eine Baustelle ist, chaotisch verläuft, daran haben sich Berufspendler bereits gewöhnt. Dass ein parkender Busfahrer allerdings seine Kollegen blockiert, das war am Dienstagmorgen eine neue Erfahrung für die Fahrgäste.
»Ich mache jetzt mal Pause«. Mit diesen Worten stellte ein Busfahrer des Tübinger Stadtverkehrs sein Fahrzeug ab. Mitten auf dem Bahnsteig, wo die Ersatzverkehr-Busse nach Reutlingen abfahren sollten. Das Problem: Er stellte den Bus so ab, dass der Kollege, der kurz darauf mit dem Schienenersatz-Bus kam, nicht mehr auf den Bahnsteig einbiegen konnte. Er stand minutenlang in der Biegung und blockierte alle weiteren Busse.
Der Fahrer des Schienenersatz-Busses stieg aus und telefonierte aufgeregt mit seinem Mobiltelefon. Währenddessen kamen immer mehr Schienenersatz-Busse und Stadtverkehr-Busse und stauten sich.
Als der Fahrer des geparkten Busses nach etwa fünf Minuten zurückkam, stieg er in aller Seelenruhe in seinen Bus, ohne seinen schimpfenden Kollegen eines Blickes oder eines Wortes zu würdigen. Die Berufspendler mussten so eine Verspätung von etwa zehn Minuten in Kauf nehmen.
»Wir brauchen hier in Tübingen keine Klimakleber. Das Blockieren bekommen die Busfahrer im Schienenersatzverkehr auch ganz alleine hin«, schimpfte eine Passantin.
Verwirrung bei Busfahrern
»Eigentlich gibt es einen Steig am ZOB, der für kurze Pausenzeiten der Busfahrer vorgesehen ist«, sagt Ulrich Schermaul, Pressesprecher der für den Stadtverkehr zuständigen Tübinger Stadtwerke. Das Problem: »Durch die Umstellung auf den neuen Busbahnhof herrscht gerade noch viel Verwirrung. Die neue Konstellation ist noch nicht von allen verinnerlicht worden.«
Der Busbahnhof wurde am 27. Juli eröffnet, allerdings wurden sechs von 18 Steigen noch nicht fertiggestellt - was die Verwirrung noch größer macht. Laut Schermaul hätten vor allem die vielen »auswärtigen Busse« des Schienenersatzverkehres Probleme, sich am Europaplatz zurechtzufinden. »Den Fahrern fehlt es natürlich an Ortskenntnis«, sagt Schermaul.
Fahrgäste müssen sich deshalb darauf einstellen, dass solche Situationen wie am Dienstagvormittag in nächster Zeit immer mal wieder vorkommen können, sagt Schermaul. »Aber das ruckelt sich zurecht.« Er ist guter Hoffnung, dass sich der Busverkehr am ZOB spätestens bis zum Ende der Sommerferien am 9. September eingespielt hat. (GEA)