MÖSSINGEN. Mountainbiken ist beliebt. Doch gute Strecken, auf denen sich Zweiräder und Fußgänger nicht ins Gehege kommen, sind selten. In Mössingen ist ein solcher Trail in Planung. Viele Jugendliche hoffen, dass der »Firstwaldtrail« bald verwirklicht wird.
Der Name war schnell gefunden. Das Gelände befindet sich in einem jungen Waldstück im Firstwald, nicht weit vom Firstwald-Gymnasium und dem Freibad. Etwa 20 Jugendliche wollen das Projekt im Rahmen des Förderprogramms »Jes« verwirklichen und selbstständig ihren naturbelassenen Singletrail anlegen.
Das Interesse am Mountainbiking ist in den Corona-Jahren deutlich gewachsen, sagen Beobachter des Freizeitsports. Aber bisher müssen die Mössinger Radsportinteressierten auf die Trails bei Herrenberg und Rottenburg oder auf Wanderwege ausweichen. Das soll sich möglichst bald ändern.
Vorteil: nah an der Stadt
Die Trailgruppe erhält 10 000 Euro aus dem Jes-Projektfonds für die Anlage. Die offizielle Eröffnung soll im Frühling kommenden Jahres sein. Auf einem Plan ist verzeichnet, wie es aussehen soll. Dort ist unter anderem ein blauer Trail eingezeichnet für Anfänger und Fortgeschrittene. Die Farbkennzeichnungen sind ähnlich wie bei Skipisten. Auch ein roter Trail für Geübte und Erfahrene wäre wünschenswert, heißt es.
Jakob Schill und Andreas Bibow, die das Konzept maßgeblich vorangetrieben haben, verweisen darauf, dass es »keine Downhillstrecke und keine Rennstrecke« sein wird. Die Biker müssen 35 Höhenmeter überwinden. »Die Fahrtzeit ist vermutlich unter einer Minute«, sagt Fabian Ohler, dem man gleich anmerkt, dass sich mit Mountainbiken bestens auskennt. »Der Trail ist sehr nah an der Stadt, der Weg dahin ist kurz«, hebt Tanja Vo-Van im Mössinger Rathaus als Vorteil hervor.
Für die Hindernisse werden ausschließlich natürliche Materialien verwendet, hauptsächlich solche, die in dem Waldstück schon vorhanden sind. Falls das Interesse mit den Jahren wieder abebben würde, könne sich die Natur das Gelände so wieder zurückholen, betont die Leiterin des Jugendreferats. Doch das Interesse an einer Mountainbikestrecke scheint groß. »Da stehen viele dahinter«, sagt die 37-Jährige.
Bei einer Instagram-Umfrage zeigten sich 200 junge Leute interessiert. Sogar über 300 Unterschriften konnten die Jes-Mitglieder bei einer Unterschriften-Aktion sammeln und damit die Ernsthaftigkeit des Anliegens unterstreichen.
In puncto Sicherheit müssen sich Wanderer, die in dem Gebiet unterwegs sind, wenig Sorgen machen. Eines der Hauptanliegen bei der Planung der Routen war es, den Konflikt zwischen Wanderern und Bikern zu entschärfen, so Jakob Schill. Der 17-jährige Schüler ist gewähltes Mitglied des Jugendgemeinderats Mössingen und Vertreter der Plangruppe »Firstwaldtrail«.
DRK bestimmt Rettungspunkte
An den Stellen, an denen die Strecken Wanderwege kreuzen, sollen Warnschilder aufgestellt werden. Die Trails selber sind für Wanderer nicht zugänglich. Einzig die Anfahrt erfolgt über einen bereits vorhandenen Forstweg. Für die Biker werden in Absprache mit dem DRK Rettungspunkte festgelegt, damit verletzte Radfahrer leichter gefunden werden können.
Beim Bau wird der TV Belsen, der über einen Großteil des nötigen Werkzeugs verfügt, der Gruppe helfen. Als Förderer und Träger begleiten die Sportler die Gruppe ebenso wie »Das Zukunftspaket«, ein Förderunternehmen, das Jugendlichen hilft, ihre kommunalen Projekte zu realisieren. »Wir bilden den Rahmen«, wie Andreas Bibow vom TV Belsen sagt.
JUGEND ENGAGIERT SICH
Das Programm »Jugend engagiert sich« (Jes) wurde 2001 von der Landesstiftung Baden-Württemberg initiiert. Zu Beginn übernahm die Stiftung noch die gesamte Finanzierung, aber seit 2009 müssen die Gemeinden die Kosten nun selber tragen. Dem Projektfördertopf Mössingen werden seitdem jährlich 10 000 Euro überschrieben, die vom kommunalen Jugendreferat koordiniert werden. (GEA)
Sobald die noch laufenden Gutachten geprüft und alle nötigen Anträge bewilligt sind, werden sie die Jugendlichen beim Bau kräftig unterstützen. Obwohl er selbst eigentlich gar kein Mountainbike fährt, sagt der 62-Jährige. »Ich bin eher ein Asphalt-Lutscher.« So bezeichnen Mountainbiker normale Tour-Radfahrer, die vornehmlich auf Straßen unterwegs sind.
Aber Bibow kennt sich aus. Und die jungen Leute können auf ihn und den Verein zählen. Der TV Belsen übernimmt die Trägerschaft und tritt als Ansprechpartner gegenüber der Stadt auf. Seit geraumer Zeit unterhält der TV Belsen eine eigenständige Jugendgruppe, die sich MTB (Youth on Bike) nennt. Auch diese könnte von den Aktivitäten an der Trail-Stecke profitieren – und manche der Freizeit-biker entdecken vielleicht auch gleich den Verein für sich mit. (GEA)