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Pilotprojekt: So will eine Tübinger Baustelle klimaneutral sein

In der Tübinger Altstadt wird aktuell eine klimabewusste Baustelle erprobt. Die Stadtwerke und das Unternehmen Leonhard Weiss setzen dabei auf erneuerbare Energien und Ersatz-Treibstoffe.

An der Baustelle in der Metzgergasse wird erprobt, wie klimabewusst gearbeitet werden kann.  FOTO: NOWARA
An der Baustelle in der Metzgergasse wird erprobt, wie klimabewusst gearbeitet werden kann. FOTO: NOWARA
An der Baustelle in der Metzgergasse wird erprobt, wie klimabewusst gearbeitet werden kann. FOTO: NOWARA

TÜBINGEN. Eine klimabewusste Baustelle? Was ist das? Die Stadtwerke Tübingen (swt) und das Unternehmen Leonhard Weiss erproben dies in einem Pilot-Projekt in der Metzgergasse in der Tübinger Altstadt. Ab dem zweiten Bauabschnitt werden nun die Fernwärmeleitungen weitgehend emissionsarm verlegt. »Die Stadtwerke Tübingen sind bereit, für mehr Klimaschutz im wahrsten Sinne des Wortes jeden Stein umzudrehen – auch auf ihren Baustellen«, sagt Hanno Brühl, Prokurist und Bereichsleiter Energie & Innovation der swt.

»Wir haben deshalb mit unserem langjährigen Partner Leonhard Weiss dieses Pilotprojekt einer klimabewussten Baustelle gestartet. Spannend wird am Ende sein, wie groß die Unterschiede für die Umwelt und Menschen im Vergleich zu den anderen herkömmlichen durchgeführten Bauabschnitten in der Metzgergasse ausfallen.« Ob diese Form des Tiefbaus eine Zukunft habe, hänge langfristig auch davon ab, ob klimabewusster Tiefbau dem konventionellen bei den Kosten und dem Mehraufwand den Rang ablaufen könne.Wie klimaneutrale Baustellen funktionieren, kann man bereits vor allem in skandinavischen Ländern beobachten. Kopenhagen erprobte bereits 2020/2021 die erste emissionsfreie Baustelle und Oslo verfolgte 2021 seinen Ansatz einer Null-Emissions-Baustelle in der Osloer Innenstadt. Mit der Pilot-Baustelle in der Metzgergasse soll jetzt auch in Tübingen ein Zeichen gesetzt werden.

Alle Baumaschinen auf der Baustelle sind elektrisch angetrieben, um eine best-mögliche Emissions- und Lärmreduktion zu erreichen. Darüber hinaus werden die Kleingeräte so weit wie möglich durch akkubetriebene Alternativen ersetzt. Eine klimabewusste Stromversorgung wird durch den Einsatz von erneuerbaren Energien sowie einer Fotovoltaik-Anlage auf dem Baustellencontainer an Ort und Stelle gewährleistet.

Treibstoff aus Speiseöl

Fahrzeuge wie Lkws und Pritschenwagen werden mit HVO betankt. Dieser Dieselersatz-Treibstoff wird aus erneuerbaren Rohstoffen wie beispielsweise gebrauchtem Speiseöl und tierischen Fetten aus Abfällen der Lebensmittelindustrie hergestellt. Durch die Nutzung der emissionsarmen Geräte und HVO-betriebenen Fahrzeuge könnten nach Hochrechnungen von Leonhard Weiss pro Monat bis zu sechs Tonnen klimaschädliches CO2 eingespart werden.

Mehrkosten werden aufgeteilt

Wie bei vielen technischen Geräten oder Fahrzeugen, die klimabewusster sind als fossil betriebene – man denke an E-Autos – sind auch alternativ angetriebene Baumaschinen und Geräte teurer. Darüber hinaus müssen die Einsätze von E-Baufahrzeugen und -Maschinen aufgrund der notwendigen Ladezeiten anders geplant werden. Für die klimabewusst geplanten Bauabschnitte in der Metzgergasse liegen die Mehrkosten gegenüber der herkömmlichen Tiefbauweise im niedrigen fünfstelligen Bereich. Die teilen sich die Stadtwerke und Leonhard Weiss jeweils zur Hälfte. Der Pilotversuch in Tübingen soll deshalb auch aufzeigen, ob diese Mehrkosten für die vermiedenen Emissionen verhältnismäßig sind. (eg)