TÜBINGEN. Der 49-jährige Martin aus Tübingen leidet an Blutkrebs. Er benötigt dringend eine Stammzellenspende, um zu überleben. Da die weltweite Suche nach einem »genetischen Zwilling« bislang erfolglos ist, organisieren seine Familie und Freunde mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) in Tübingen eine Online-Registrierungsaktion.
Die Diagnose Blutkrebs stellt das Leben von Martin und seiner Familie völlig auf den Kopf, heißt es in einer Mitteilung der DKMS. Er kann nur überleben, wenn es – irgendwo auf der Welt – einen Menschen mit nahezu gleichen Gewebemerkmalen gibt, der zur Stammzellspende bereit ist. Da aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie die Registrierungsaktion nicht wie üblich an einem zentralen Veranstaltungsort stattfinden kann, erfolgt diese – zum Schutz der Bevölkerung – ausschließlich online.
»Wir sind froh, dass wir über diesen Weg auch in dieser besonderen Situation zur Registrierung aufrufen können«, so Mario Scherb von der DKMS. »Denn trotz der Pandemie sind ja auch weiterhin viele Patienten auf eine lebensrettende Stammzellspende angewiesen. Umso wichtiger ist es, dass jetzt viele Menschen mitmachen und sich registrieren lassen.«
Spaziergänge mit Wuschel
Martin ist ein geselliger und sportlicher Mensch, der alles für seine Freunde und seine Familie tut. Er, so berichtet die DKMS, wolle immer, dass es allen gut geht. Selbst möchte er lieber nicht im Mittelpunkt stehen und auch keinem zur Last fallen, doch nun ist er auf Hilfe angewiesen. Normalerweise liebt Martin das Wandern und die ausgedehnten Spaziergänge mit seinem kleinen Hund Wuschel. Doch leider ist das aktuell nicht mehr möglich, denn Martin hat Leukämie und kämpft sich seit über einem Jahr durch verschiedene Chemo- und Antikörpertherapien und wartet auf einen passenden Stammzellspender. »Es wäre so schön, wenn mein Vater seinen 50. Geburtstag im Oktober gesund feiern könnte«, sagt seine Tochter. Seine Familie hätte nie gedacht, dass sie so eine schockierende Diagnose einmal selbst treffen könnte. Doch heute wissen sie – es kann jeden treffen.
Martin appelliert an die Menschen in der Region: »Es ist so eine sinnvolle und lebensrettende Sache sich bei der DKMS als Spender registrieren zu lassen. Wenn es nicht für mich passt, dann passt es hoffentlich für einen anderen Patienten. Es tut nicht weh, sich als Spender registrieren zu lassen, aber es tut weh, einen Menschen zu verlieren.«
So geht’s
Wer helfen möchte, gesund und zwischen 17 und 55 Jahren alt ist, kann sich über die Internetseite der DKMS ein Registrierungsset nach Hause bestellen und so vielleicht zum Lebensretter werden. Voraussetzung ist, dass der potenzielle Spender ein Mindestgewicht von 50 Kilo hat und einen Body-Mass-Index von unter 40. Außerdem sollten keine chronischen Krankheiten vorliegen, die zum Ausschluss führen. Wenige Tage nach der Registrierung kommt per Post dann das DKMS-Registierungsset nach Hause.
Mithilfe von drei medizinischen Wattestäbchen und einer genauen Anleitung sowie einer Einverständniserklärung kann jeder nach Erhalt des Sets selbst einen Wangenschleimhautabstrich vornehmen und per Post zurück an das DKMS-Labor in Dresden senden. Nach Erfahrungen der DKMS kommt es bei höchstens fünf von hundert potenziellen Stammzellspendern innerhalb der nächsten zehn Jahre zu einer Stammzellspende. Wenn die Gewebemerkmale aber tatsächlich passen, wird der potenzielle Spender gesundheitlich durchgecheckt und dann entschieden, ob Patient und Spender wirklich passend füreinander sind. Dann steht die Spende an.
Spender, die sich bereits in der Vergangenheit in der Datei registrieren ließen, müssen nicht erneut mitmachen. Einmal aufgenommene Daten stehen auch weiterhin weltweit zur Verfügung. (GEA)