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Mössinger Comedian »Teddy« Teclebrhan kritisiert »Remigration«

AfD-Politiker und extreme Rechte sollen Pläne zur systematischen Vertreibung von Migranten geschmiedet haben. Der Mössinger Comedian Tedros Teclebrhan reagiert auf Instagram mit einem emotionalen Statement.

Tedros Teclebrhan flüchtete mit seiner Mutter und seinen Geschwistern aus Eritrea nach Deutschland.
Tedros Teclebrhan flüchtete mit seiner Mutter und seinen Geschwistern aus Eritrea nach Deutschland. Foto: Andreas Fink
Tedros Teclebrhan flüchtete mit seiner Mutter und seinen Geschwistern aus Eritrea nach Deutschland.
Foto: Andreas Fink

MÖSSINGEN. Normalerweise geht der Mössinger Comedian Tedros Teclebrhan (40) ganz locker mit dem Thema Rassismus um. Als Ernst Riedler, der eigentlich nichts gegen »Batschaken« hat, parodiert er latente schwäbische Ausländerfeindlichkeit teilweise so präzise, dass das Publikum manchmal gar nicht weiß, ob es nun lachen darf oder nicht. »Teddy« darf solche Witze machen, schließlich ist er als Kind mit seiner Mutter und seinen Geschwistern aus Eritrea nach Deutschland geflüchtet. Dass Menschen wie er nach dem Willen einiger Rechter vertrieben werden sollen, findet er jedoch alles andere als lustig.

»Wir verlieren unsere Menschlichkeit. Wir gehören doch zusammen.«

In vier Videobotschaften äußert sich der Comedian auf seiner Instagramseite ungewohnt emotional: »Wenn ich aus der Ferne mitbekomme, wie die einen Masterplan machen, wie die alle Migranten, alle mit deutschem Pass und Migrationshintergrund haben, wieder zurück in ihre ursprüngliche Heimat schicken, frage ich mich: Was machen wir überhaupt? Wir sind doch Menschen auf diesem Planeten. Was ist das? Ich verstehe es nicht. Wir verlieren unsere Menschlichkeit. Wir gehören doch zusammen.«

Obwohl »Teddy« in seinem Statement nicht konkret sagt, an wen sich die Kritik richtet, wird aus dem Kontext klar, dass sie sich auf ein Geheimtreffen zwischen AfD-Politikern und Rechtsextremen bezieht. Die Zusammenkunft soll laut Recherchenetzwerk »Correctiv« im November in einem Hotel in Potsdam stattgefunden haben. Dabei soll ein Plan zur systematischen Vertreibung von Millionen Zugewanderten, darunter auch deutsche Staatsangehörige mit Migrationshintergrund, diskutiert worden sein.

»Ich muss auch mir manchmal Mut machen, nicht aufzugeben.«

Diese Absicht sorgt deutschlandweit für Fassungslosigkeit - auch bei »Teddy«: »Ich bin auch kein Politiker. Ich habe von vielen Dingen, die da passieren, keine Ahnung. Aber ich kann mit meinem normalen Menschenverstand sagen: Das ist gerecht und das ist ungerecht«, sagt er und ergänzt: »Wir haben alle Eltern, alle Geschwister, haben alle Familie, wir haben Gefühle. Wir sind einfach Menschen hier. Deswegen wollte ich euch Mut machen. Uns Mut machen. Ich muss auch mir manchmal Mut machen, nicht aufzugeben.«

Am Mössinger Quenstedt-Gymnasium setzte sich »Teddy« einst gegen Rassismus ein.
Am Mössinger Quenstedt-Gymnasium setzte sich »Teddy« einst gegen Rassismus ein. Foto: Jürgen Meyer
Am Mössinger Quenstedt-Gymnasium setzte sich »Teddy« einst gegen Rassismus ein.
Foto: Jürgen Meyer

Der Videobeitrag des Mössinger Comedians sammelte Stand Donnerstagabend bereits mehr als 123.000 Likes und mehr als 3.600 Kommentare. Damit gehört das Posting zu den erfolgreichsten auf seiner Instagramseite. Die Resonanz ist überwiegend positiv, doch es gibt auch kritische Stimmen. »Migranten, die sich nicht benehmen können, müssen eben abgeschoben werden«, ist eine häufig geäußerte Meinung. Viele zeigen sich jedoch betroffen, dass ausgerechnet ein so fröhlicher Entertainer so nachdenkliche Töne anstimmen muss.

»Ich versuche immer, wenn ich ein Video mache, dass es euch unterhält, dass ihr Spaß habt.«

Teclebrhan sagt dazu: »Ich versuche immer, wenn ich ein Video mache, dass es euch unterhält, dass ihr Spaß habt, dass ihr kurz den Kopf ausschalten könnt. Ich merke, in letzter Zeit fällt es mir schwer. Euch geht’s bestimmt auch so. Deswegen mache ich dieses Video. Nur, um nochmal zu erinnern, dass wir Menschen sind zusammen.« Dann wechselt »Teddy« sichtlich bemüht in den Comedy-Modus. Mit einem gequälten Lächeln auf den Lippen sagt er zum Abschluss: »Ich gehe jetzt ins Studio, mache Bodybuilding. Ich kann euch nachher mal meinen Bizeps zeigen. Ich will nicht, dass da Neid ausbricht.« (GEA)