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Aktuell Auszeichnung

Bundesverdienstkreuz für Andreas Gammel

Der Mössinger Arzt Andreas Gammel engagiert sich auf vielfältige Weise: als Gemeinderat, Kirchengemeinderat, als medizinischer Helfer in Krisengebieten auf der Welt. Dafür bekam er das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Verleihung des Bundesverdienstkreuz im Mössinger Ratssaal. Von rechts: Mössingens Bürgermeister Michael Bulander, der neue Bunde
Verleihung des Bundesverdienstkreuz im Mössinger Ratssaal. Von rechts: Mössingens Bürgermeister Michael Bulander, der neue Bundesverdienstkreuz-Träger Andreas Gammel mit seiner Frau Claudia und die Bundestagsabgeordnete Annette Widmann-Mauz. Foto: Michael Sturm
Verleihung des Bundesverdienstkreuz im Mössinger Ratssaal. Von rechts: Mössingens Bürgermeister Michael Bulander, der neue Bundesverdienstkreuz-Träger Andreas Gammel mit seiner Frau Claudia und die Bundestagsabgeordnete Annette Widmann-Mauz.
Foto: Michael Sturm

MÖSSINGEN. Gut 120 Gäste feierten am Samstag Andreas Gammel: Der Arzt erhielt im Mössinger Ratssaal, aus den Händen von Oberbürgermeister Michael Bulander, das Bundesverdienstkreuz für sein vielfältiges Engagement – unter anderem als Gemeinderat, Kirchengemeinderat, als medizinischer Helfer in Krisengebieten auf der Welt und im Einsatz für geflüchtete Menschen hierzulande. Es musizierte das Blechbläserensemble der Jugendmusikschule Steinlach.

Im Kreis der Gäste: Die Bundestagsabgeordnete Annette Widmann-Mauz, die sich für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Andreas Gammel stark gemacht hatte. Sie hielt ebenso eine Rede wie Landrat Joachim Walter. Neben vielen Vertretern aller Fraktionen aus dem Mössinger Gemeinderat kam auch Dirk Abel, bis vor kurzem Fraktionskollege, mittlerweile Oberbürgermeister von Balingen. Gammel hatte Abel in die Mössinger Lokalpolitik geholt.

Nicht zuletzt war es ein Familienfest: Neben seiner Frau Claudia, den Kindern und Enkeln waren Andreas Gammels 93-jähriger Vater und die beiden Schwestern mit ihren Familien nach Mössingen gekommen. Es waren Vertreter der Organisationen im Ratssaal, für die Gammel tätig ist. Dazu Menschen, denen der Arzt ehrenamtlich Hilfe zuteil werden ließ.

»Andreas Gammel ist Vorbild und Ansporn zugleich - Mössingens Oberbürgermeister Michael Bulander«

Ministerpräsident Winfried Kretschmann habe ihn gebeten, Andreas Gammel auszuzeichnen, sagte OB Bulander zu Beginn zu seinem Duzfreund. Bulander fügte an, das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland sei die höchste Auszeichnung des Staats für Menschen, die sich um das Gemeinwohl verdient gemacht haben. »Andreas Gammel leistet Vieles und ist dadurch ein Vorbild und Ansporn zugleich«, sagte Bulander.

»Freiheit verteidigen können wir nicht, indem wir anderen die Freiheit absprechen« - diese Maxime beeinflusste Gammels vielfältiges Engagement. So reiste der heute 62-jährige Arzt 2016 auf eigene Kosten auf die griechische Insel Lesbos: Im Flüchtlingslager Idomeni behandelte er Menschen und richtete eine Station für Schwangere ein. Dort entstand die Hilfsorganisation Resco International: Sie sammelt Spenden und sucht einheimische Helfer, in der südlichen Türkei, in Nordirak und im Libanon. Gammel organisiert darüber hinaus die ärztliche Versorgung der Menschen und ließ einige in Deutschland versorgen, etwa einen Jungen, der im Nordirak misshandelt worden war.

»Überzeugungstäter mit Terriermentalität und großem Herz - Tübingens Landrat Joachim Walter«

Die Verleihung hatte die Bundestagsabgeordnete Annette Widmann-Mauz angestoßen. Sie sagte, Gammels Engagement sei von Bescheidenheit und – aus dem christlichen Glauben heraus – gradlinigem Handeln geprägt. »Andreas Gammel behandelt Menschen mit Würde und Respekt, egal wo sie herkommen.« Sie lobte das Engagement ihres CDU-Parteifreunds in Kirchengemeinderat, der Ärzteschaft und dem Mössinger Bürgerverein.

Tübingens Landrat Joachim Walter bezog sich auf Gammels Zeit als Kreisrat zwischen 2009 und 2015 und zitierte ihn folgendermaßen: »Wer sich engagiert kann auch mitgestalten. Ich mache das ständig und es macht mir Spaß!« Das sei keine Floskel gewesen, fügte Walter hinzu. Er bezeichnete den Mössinger Arzt als »Überzeugungstäter mit Terriermentalität und großem Herz«, sowie als das soziale Gewissen seiner Fraktion.

»Bei so viel Lob verschlägt’s einem die Sprache«, sagte Gammel zu Beginn seiner Rede. Und fügte zur Erheiterung der Gäste hinzu: »Wer mich kennt weiß: Das geht schnell vorbei.« Und war prompt bei seiner Kindheit: In Säckingen geboren, in Friedrichshafen aufgewachsen. Sein Großvater mütterlicherseits habe ihm mitgegeben: »Wenn Du es weißt, sag es. Wenn Du es kannst, tu es.«

»Ich hatte im Leben viel Glück. Mössingen hat mir viel ermöglicht - Andreas Gammel«

Nichts zu sagen, sei nie eine Option für ihn gewesen, so Gammel. Unbequemes zu Äußern habe ihm nicht immer Freunde eingebracht. Etwa als er einen Chefarzt kritisierte, der Patienten schadete – Andere schwiegen. »Es kostete mich die Weiterbildung zum Facharzt der Kardiologie.« Gammel wurde entlassen. Das Ergebnis dieser »beruflichen Bruchlandung« sei wiederum die Umorientierung gewesen: Er eröffnete seine Hausarztpraxis in Mössingen.

»Ich hatte im Leben viel Glück. Mössingen hat mir viel ermöglicht«, sagte Gammel. Durch seine Ämter habe er viel zurückgegeben. Schmerzhaft sei gewesen, dass ihn manche aufgrund seiner Ansicht zum Mössinger Generalstreik 1933 in die Nazi-Ecke steckten. »Mit der Zeit wurde sichtbar, wie falsch sie lagen.« Die ihm verliehene Auszeichnung sei auch eine für seine vielen Helfer.

Eine besondere Widmung, nein, eine Liebeserklärung, hatte Gammel für seine Frau Claudia parat. Sie habe ihn gefunden und seine »gefährlichen Ideen« ertragen und gestützt: »Nur wer zuhause geliebt wird, kann seinem Herzen folgen«, sagte Gammel. (GEA)