MÖSSINGEN/TÜBINGEN. Das klingt schon fast nach Wildwest. Im Steinlachtal dealte eine Gruppe von jungen Männern mit Cannabis, Kokain, Amphetaminen und Ecstasy. Doch das Geschäft geriet Mitte vergangenen Jahres ins Stocken. Zwei Abnehmer, die offenbar selbst übers Ohr gehauen wurden, konnten nicht zahlen.
Um trotzdem an ihr Geld zu kommen, weil auch sie finanziell gehörig unter Druck standen, entführten die Dealer die beiden säumigen »Kunden« und bauten mit Schlägen, Schreckschusswaffe und Messer eine Drohkulisse auf. Was keine gute Idee war, denn die Polizei kam durch Kommissar Zufall auf die Spur der Dealer-Bande. Vier Mitglieder der Gruppe müssen sich nun seit Donnerstag vor der 3. Großen Jugendkammer des Tübinger Landgerichts für ihre Taten verantworten und die fallen unter die juristischen Begriffe: bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln, schwere räuberische Erpressung und schwerer räuberischer Menschenraub.
Um das Verfahren abzukürzen, machte die Jugendkammer den Prozessbeteiligten am Donnerstag einen Verständigungsvorschlag: Wenn die Angeklagten gestehen, können sie mit milderen Strafen rechnen. Die Angeklagten gingen sofort darauf ein, weil ihnen sonst wesentlich höhere Strafen drohten, und legten ein umfangreiches Geständnis ab. Der Haupttäter muss mit einer Strafe zwischen fünfeinhalb und sechs Jahren rechnen. Er ist von den vier Angeklagten der einzige Erwachsene. Die anderen sind jünger als 21 und sollten nach Vorschlag der Jugendgerichtshilfe nach Jugendstrafrecht abgeurteilt werden. Auf sie warten Strafen zwischen zwei und vier Jahren. (GEA)