OFTERDINGEN. Die Zahl der Bewunderer Gilla Sauerbecks war groß: die Ofterdingerin war weit über die Grenzen des Steinlachtals bekannt. Das große Herz der begabten Musikerin und Sportlerin hat am Dienstagabend aufgehört zu schlagen. Freunde, Bekannte, Nachbarn oder Menschen, mit denen Gilla nur am Rande zu tun hatte, sind tief getroffen von ihrem Tod. »Ich wäre nicht der Pfarrer, der ich heute bin, wenn sie nicht da gewesen wäre«, erklärt Pfarrer Fabian Kunze, der Gillas offene Art, Unvoreingenommenheit und Herzlichkeit gegenüber jedermann so sehr schätzte. Wer am Mittwoch durch Ofterdingen ging, sah zahllose weinende Menschen, die sich tröstend in den Armen lagen.
Beim Ironman auf Hawaii dabei
Aufgewachsen in Bad Wildungen, waren die Klassenkameraden nach dem Abitur 1982 überzeugt: »Die Gilla studiert nach dem Abi Kirchenmusik!« – Dies erzählte Gilla Sauerbeck lachend vergangenen Herbst, nachdem sie erfolgreich am Ironman Hawaii teilgenommen hatte. Im Jahr vor dem Abitur hatte sie die C-Prüfung für Organisten abgelegt. Die Klassenkameraden aber irrten gewaltig und auch beim weiteren Lebensweg war Gilla für Überraschungen gut: Sie entschied sich für eine Ausbildung als Physiotherapeutin, die sie in Göttingen, Bruchsal und in Tübingen 1985 erfolgreich abschloss. Nebenher sang sie im Tübinger Bach-Chor, dort lernte sie auch ihren Mann kennen, seit 1993 lebt die Familie in Ofterdingen. 1991 und 1997 wurden ihre gemeinsamen Kinder geboren und ab 1995 begann Sauerbeck, den Ofterdinger Kinderchor zu leiten, 1996 folgte dann eine Stelle als Organistin. Ingo Bredenbach, Kantor der Tübinger Stiftskirche, überredete sie schließlich, Kirchenmusik zu studieren. Von 2009 bis 2014 absolvierte sie erfolgreich das Studium in Tübingen. »Ihre Begeisterungsfähigkeit für die Sache der Musik, und hier besonders in ihrer engagierten Arbeit mit Kindern und Jugendchor war für mich vorbildlich«, erzählt Brendenbach, »sie hinterlässt eine tiefe Lücke, menschlich und musikalisch über den Kirchenbezirk Tübingen hinaus.« Ihr ehemaliger Kommilitone, der Möhringer Kantor Leonhard Völlm lernte Gilla bereits bei der Aufnahmeprüfung für Kirchenmusik kennen und blieb ihr seither verbunden. »Sie war damals schon Organistin in Ofterdingen und hatte das Anliegen, ihren Job dort so gut wie möglich zu machen,« erinnert sich Völlm. »Sie war immer aufrichtig an ihrem Gegenüber interessiert«, er schätzte ihre »offene, gastfreundliche, hilfsbereite, zupackende und humorvolle Art«. Auch als Kinderchorleiterin habe er sie in sehr guter Erinnerung. An der Burghofschule erinnert sich Lehrerin Simone Benzinger an gemeinsame Projekte mit den »Ofterdinger Singvögeln«: »Wir sind über die Jahre eine richtige Chorfamilie geworden: Gilla war die «Mama», bzw. «Oma» dieser Kinderchorfamilie. Die Kinder lernten bei ihr die Töne wirklich exakt zu treffen und hatten gleichzeitig viel Spaß und schöne Gemeinschaftserlebnisse. Viele Chorkinder werden sich immer an ihr ermutigendes «Bravissimo!» erinnern, das sie oft hören ließ, wenn sie sich über die Fortschritte der Kinder freute. Gilla blieb nicht lange beim Träumen und Planen stehen, sondern setzte Ideen direkt in die Tat um.« Gilla Sauerbeck, eine bemerkenswerte Persönlichkeit mit ungewöhnlichen Ideen, einer schier unerschöpflichen Energie und einem ungewöhnlichen Lebenslauf erklärte nach ihrem Erfolg auf Hawaii gegenüber dem GEA: »Ich wollte mit einem Lächeln über die Ziellinie.« Wir werden dieses Lächeln vermissen. (och)